Ausschreitungen in Hamburg:Scharmützel im Schanzenviertel

Was als friedliches Straßenfest begann, endete mit Verletzten und Festnahmen: In Hamburg lieferten sich Randalierer Straßenschlachten mit der Polizei.

Lange blieb es ruhig, aber dann gab es doch die befürchteten Krawalle: Bei einem zunächst friedlichen links-alternativen Straßenfest im Hamburger Schanzenviertel ist es in der Nacht zum Sonntag zu Ausschreitungen gekommen.

Ein Großaufgebot der Polizei räumte die Veranstaltung vor dem Autonomentreff Rote Flora, nachdem eine größere Personengruppe eine nahe gelegene Polizeiwache angriff und sich auf der Flucht unter die Fest-Besucher mischte, wie deren Sprecher Ralf Meyer sagte. Die Beamten setzten Wasserwerfer ein, während Randalierer sie mit Flaschen und Steinen bewarfen und Barrikaden anzündeten. Bereits am Freitag hatte es im Hamburger Stadtteil St. Georg am Rande einer Kundgebung der NPD Ausschreitungen gegeben.

In den Straßen rund um das Schanzenviertel sei es zu weiteren "kleineren Scharmützeln" gekommen, berichtete Meyer. Kleine Gruppen von Randalierern bewarfen Polizisten mit Steinen und errichteten kleinere Barrikaden. Auf einer Kreuzung wurden seinen Angaben zufolge Autos attackiert. Die Schaufensterscheiben mehrerer Läden seien eingeschlagen und ein Technikgeschäft geplündert worden. Die Zahl der Randalierer schätzte die Polizei auf einige hundert. Nach Polizeiangaben gab es mindestens 60 Verletzte. Insgesamt seien bei beiden Randalen 70 Personen vorläufig fest- und 56 in Gewahrsam genommen worden, sagte der Leiter des Führungs- und Lagedienstes, Peter Born.

Kissenschlacht auf der Straße

Schon bei dem "Schanzenfest" Anfang Juli hatte es Krawalle gegeben. Die Polizei war daher dieses Mal vorsorglich mit insgesamt mehr als 2000 Beamten im Einsatz. Bis zu der Attacke auf die nahe Wache gegen 1.45 Uhr blieb das Fest allerdings friedlich. Auf den Straßen rund um die Rote Flora herrschte ausgelassene Stimmung unter den vielen hundert zumeist jüngeren Besuchern. Viele vergnügten sich bei Partymusik und einer scherzhaften Kissenschlacht, die auf einer Straße ausgetragen wurde. Auch die Polizei hielt sich betont zurück. Den ganzen Abend über war im Schanzenviertel kein Beamter zu sehen.

Bei der Attacke auf die Polizeiwache hätten die Angreifer sechs Fenster zerstört und Böller in das Gebäude geworden, sagte Meyer. Kurz zuvor hätten sie auf einer nahe gelegenen Kreuzung zudem einen Polizisten attackiert. Als Verstärkung anrückte, seien die Randalierer auf das Fest geflüchtet und hätten Steine auf die sie verfolgenden Beamten geworfen. Daraufhin seien mehrere Hundertschaften in Marsch gesetzt worden.

Das massive Polizeiaufgebot drang mit mehreren Wasserwerfern vor und drängte Randalierer, verbliebene Festbesucher und Schaulustige in Nebenstraßen ab. Darüber kreiste ein Polizeihubschrauber, der die Szenerie auf den Straßen mit seinem Scheinwerfer ausleuchtete. Unter den Angreifern, die die Einsatzkräfte mit Flaschen bewarfen, waren auffallend viele Jugendliche und angetrunkene Festbesucher, die erkennbar nicht zur links-autonomen Szene gehörten.

Neugierige verfolgen Ausschreitungen

Das Schanzenviertel ist ein beliebter Treffpunkt mit vielen Bars. Ausschreitungen dort werden regelmäßig von zahlreichen Neugierigen verfolgt. Auch dieses Mal machten viele Besucher mit ihren Handys Fotos von dem Polizeieinsatz und verfolgten die Krawalle sichtlich amüsiert. "Voll geil, ich warte schon die ganze Zeit", kommentierte ein jugendlicher Passant den Start der Auseinandersetzung erfreut.

Für die Polizei in Hamburg war es schon die zweite unruhige Nacht in Folge. Am Freitag war es dort am Rande einer Kundgebung der NPD zu Ausschreitungen von Gegendemonstranten gekommen, die Flaschen auf Beamte schleuderten und Barrikaden errichteten. Ein Polizist gab einen Warnschuss ab, als sein Streifenwagen von einer Randalierer- Gruppe mit Eisenstangen und Steinen attackiert wurde. Zwölf Beamte wurden verletzt und mehr als 60 Menschen fest- oder in Gewahrsam genommen.

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