Atomkatastrophe in Japan:250fach höhere Radioaktivität in Fukushima

Die Strahlenbelastung im havarierten Atomkraftwerk Fukushima nimmt deutlich zu - Betreiber Tepco muss immer noch 70.000 Tonnen hochradioaktiv verseuchtes Abwasser beseitigen. Und der Pegelstand steigt.

Die Werte für radioaktives Cäsium-134 und Cäsium-137 sowie für Jod-131 im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima-1 haben sich im Vergleich zu der vor einem Monat gemessenen Strahlung vervielfacht.

Atomkatastrophe in Japan: Experten in Sicherheitsanzügen vor der Atomanlage Fukushima-Daiichi - die Radioaktivität ist um das 250fache gestiegen.

Experten in Sicherheitsanzügen vor der Atomanlage Fukushima-Daiichi - die Radioaktivität ist um das 250fache gestiegen.

(Foto: AP)

Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, ist der Wert für Cäsium-134 und -137 etwa um das 250fache gewachsen. Bei Jod-131 sei es etwa das Zwölffache gewesen. Deswegen muss der AKW-Betreiber Tepco nach einigen Angaben der Beseitigung des radioaktiven Wassers Priorität einräumen.

Unter Berufung auf Tepco berichteten japanische Medien weiter, dass der Pegelstand des radioaktiv verseuchten Wassers weiter ansteigt. Es seien in den vergangenen Tagen jeweils wenige Zentimeter hinzugekommen.

Japanisches Kaiserpaar besucht Krisenregion

Tepco hatte am Wochenende angekündigt, weitere Zwischenlager für hochradioaktives Abwasser bauen zu wollen. Das Unternehmen möchte so bis Anfang Juni Kapazitäten für 31.400 Tonnen Wasser schaffen, berichtete der Fernsehsender NHK. Danach sollen bis Dezember jeden Monat weitere Behälter aufgebaut werden, falls die Filterung des Wassers und die Kühlsysteme nicht wie geplant im Juni wieder funktionieren.

Derzeit muss Tepco etwa 70.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Abwasser aus den Turbinengebäuden und aus Tunneln pumpen, das zur Notkühlung der beschädigten Reaktoren benutzt worden war. Das Wasser behindert die Reparaturarbeiten am Kühlsystem und gefährdet die Arbeiter.

Der japanische Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko wollen die Katastrophenregion im Nordosten des Landes besuchen. Auf dem Reiseplan stehen die Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima, die von dem Megabeben der Stärke 9,0 und dem anschließenden Tsunami am 11. März verwüstet worden waren. Durch Katastrophe verloren mehr als 14.000 Menschen ihr Leben, etwa 12.000 gelten weiterhin als vermisst.

Wiederaufbau Japans dürfte bis zu zehn Jahre dauern

Nach Miyagi will das Paar am Mittwoch fliegen. Für den 2. Mai ist eine Visite in Iwate geplant. Fukushima steht am 11. Mai auf dem Terminkalender. Bereits Anfang April hatte das Kaiserpaar zwei Städte im Osten der Hauptstadtregion Kanto besucht, die auch von dem Desaster betroffen sind.

Der Wiederaufbau der durch Erdbeben und Tsunami zerstörten Städte wird nach Einschätzung einer Experten-Kommission bis zu zehn Jahre dauern. Allein die Wiederherstellung von Straßen und der Bau provisorischer Häuser werde die ersten drei Jahre in Anspruch nehmen, erklärten die von der Regierung eingesetzten Berater.

Für den Neubau der Städte müsse mit weiteren vier Jahren gerechnet werden. Noch länger werde es dauern, alle Schäden des schwersten Erdbebens in Japan seit Beginn der Messungen zu beseitigen.

Die Experten-Kommission rief wegen der großen Aufgabe zur Beendigung des Parteienstreits auf. "Die Anstrengungen für den Wiederaufbau sind wichtiger als politische Fragen", sagte der Kommissions-Vorsitzende Makoto Iokibe. Aus Sicht des Gremiums hat die Katastrophe zudem die strukturelle Schwäche der Zentralregierung offenbart. Notwendig sei eine Stärkung der Regionen.

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