Arzt-Prozess in Australien:Sieben Jahre Gefängnis für "Doktor Tod"

Er operierte ohne Untersuchung, pfuschte und verschwieg. Weil drei Menschen unter seinen Händen starben, muss der indische Chirurg Jayant Patel sieben Jahre in Haft.

Zwei Tage nach dem Schuldspruch des Obersten Gerichtshofs wegen fahrlässiger Tötung mehrerer Patienten, verhängte ein Richter am Donnerstag das Strafmaß gegen den aus Indien stammenden Chirurgen Jayant Patel.

Jayant Patel, Kishoree Patel, Michael Byrne

Jayant Patel mit seiner Frau Kishoree Patel und seinem Anwalt Michael Byrne im australischen Brisbane. Der als "Doktor Tod" zu zweifelhaftem Ruhm gelangte Arzt muss für sieben Jahre in Haft.

(Foto: ap)

Der 60-Jährige habe wiederholt das Wohl seiner Patienten missachtet, kritisierte Richter John Byrne. Bei grundlosen und verpfuschten Operationen starben unter dem Messer von Patel mindestens drei Patienten. Ein weiterer wird laut Gericht sein Leben lang Schmerzen ertragen müssen, nachdem der Arzt ihm grundlos den Darm entnommen hatte.

Der Prozess gegen den von australischen Medien auch als "Dr. Tod" bezeichneten Arzt zog sich über Jahre hin. Zeitweise wurde er mit dem Tod von fast 90 Patienten in Verbindung gebracht.

Zweifel an seiner Kompetenz

Patel studierte Medizin in Indien und zog Ende der 70er Jahre in die USA. Dort tauchten bereits wenige Jahre später erste Zweifel an seiner Kompetenz auf, 1984 verhängte die New Yorker Gesundheitsbehörde eine Geldstrafe gegen den Mediziner, weil er mehrere Patienten vor der Operation nicht untersucht hatte.

Später arbeitete er an einem Krankenhaus in Portland, das ihm nach Eingang von 79 Beschwerden bestimmte Operationen untersagte. Nach seinem Umzug nach Australien informierte Patel seinen neuen Arbeitgeber aber nicht über diese Einschränkungen. In dem Prozess in Brisbane ging es unter anderem um den Tod eines Patienten, bei dem Patel nach einer Operation an der Speiseröhre schwere innere Blutungen übersah. Der 77-Jährige verblutete.

Die Staatsanwaltschaft warf Patel vor, von seinem Ego geleitet gewesen zu sein. Sie hatte zehn Jahre Haft gefordert.

Nach australischem Recht könnte der Arzt nach dreieinhalb Jahren auf Bewährung freikommen. Einem australischen Politiker zufolge sollen nun aber noch weitere Todesfälle in der Klinik von "Doktor Tod" untersucht werden.

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