Anti-Angst-Training:Unter Haien

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Wider die Angst vor "Unterwassermonstern": Wie im bayerischen Coburg Taucher ihre Hai-Phobie verlieren.

Sichtlich erleichtert taucht Astrid Greiner wieder auf, sie strahlt über das ganze Gesicht. Die 28-jährige Hobbytaucherin hat soeben ihre größte Angst bezwungen: Im Lehr- und Erlebnisaquarium Sea-Star in Coburg tummelte sie sich in einem vier Meter tiefen Becken gemeinsam mit Rochen, Muränen und Haien - Meeresbewohner, die ihr bisher nicht geheuer waren. Die junge Frau ist stolz, ihre Angst vor Haien besiegt zu haben. "Ich gehe gleich noch einmal nach unten", sagt Greiner.

Astrid Greiner taucht im Hai-Becken im Sea-Star Aquarium in Coburg um ihre Hai-Phobie zu bekämpfen (Foto: Foto: dpa)

Vor einem Jahr hatte die 28-Jährige ihren Tauchschein erworben. Doch ein flaues Gefühl blieb bei den Tauchgängen. Auch ihre Begeisterung für die einzigartige Unterwasserwelt vermochte daran nichts zu ändern. Denn Greiner hatte panische Angst vor einer plötzlichen Hai-Attacke.

Diese Hai-Phobie kann Peter Faltermeier, der biologische Leiter des Sea-Stars, zwar verstehen, einen wirklichen Grund dafür gibt es seiner Ansicht nach aber nicht: "Jedes Jahr sterben 440 Menschen durch Quallen, aber nur zehn durch Haie", berichtet Faltermeier. Doch vor Quallen "hat fast niemand eine tödliche Angst".

Die Haie im Sea-Star-Aquarium - in verschiedenen Becken finden sich 20 Arten - seien zwar an Menschen gewöhnt, aber auch im offenen Meer greife ein Hai nur dann an, wenn er sich bedroht fühle, erläutert Faltermeier.

Ein Zitronenhai namens Rambo

Filme wie "Der weiße Hai" hätten diese Tierart zu Unrecht als aggressive Unterwassermonster abgestempelt. "Dabei gibt es höchstens zehn Haiarten, die wirklich gefährlich sind", sagt Faltermeier. "Die Chance, einen Sechser im Lotto zu gewinnen, ist größer, als von einem Hai gebissen zu werden."

Mehrere Minuten lang sitzen Greiner und Faltermeier in ihren Tauchanzügen vor dem Becken. Die Nervosität ist der 28-Jährigen deutlich anzumerken. Getreu dem Motto, was man kennt, das fürchtet man nicht oder zumindest weniger, will Faltermeier der jungen Frau die Angst vor Haien nehmen.

In dem 16 Grad kalten Wasser tummelt sich auch ein kleiner, sechseinhalbjähriger Zitronenhai namens Rambo. Von seiner möglichen vollen Länge von drei Metern hat der Fisch momentan etwa ein Drittel erreicht. Rambo ist es auch, der Faltermeier und Greiner gleich zu Beginn einen gehörigen Schrecken einjagt. Er will zwischen den beiden durchschwimmen und erwischt dabei den Schlauch der Taucherflasche. "Der Hai ist erschrocken und wir sind erschrocken", schildert Faltermeier später diese Szene.

Danach tauchen er und Greiner ab und genießen einige Minuten die Unterwasserwelt des Sea-Stars. Während die Rochen auf Tuchfühlung gehen - "sie lieben es zu kuscheln", sagt Faltermeier - lassen sich die Haie nicht irritieren und ziehen ihre Kreise trotz des menschlichen Besuchs, ohne jemanden anzugreifen.

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