Anklage gegen Jackson-Arzt:"Er hat ihn umgebracht"

Conrad Murray erklärte sich bei der Anklageerhebung für "nicht schuldig". Doch Michael Jacksons Familie und viele Fans haben ihr Urteil über dessen ehemaligen Leibarzt bereits gefällt.

Knapp acht Monate nach dem überraschenden Tod von Michael Jackson ist der Leibarzt des Popstars wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden. Vor Gericht in Los Angeles bekannte sich der Mediziner Conrad Murray "nicht schuldig". Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm bis zu vier Jahre Haft.

Conrad Murray, Jackson-Leibarzt, dpa

Bei der Anklageerhebung erhielt Conrad Murray eine klare Anweisung: "Ich will nicht, dass Sie jemandem Beruhigungsmittel geben," ordnete der Richter an.

(Foto: Foto: dpa)

Bei dem Termin waren auch Jacksons Eltern Joe und Katherine sowie mehrere Geschwister des Sängers anwesend. Laut Anklage hat Murray seine Sorgfaltspflicht verletzt und fahrlässig den Tod des Sängers herbeigeführt. Er habe aber nicht vorsätzlich gehandelt.

Jacksons Familie hatte auf eine schwerwiegendere Anklage gehofft. "Er hat ihn umgebracht", sagte Katherine Jackson Reportern nach der Anklageverlesung. "Er hat nicht auf ihn aufgepasst."

Jacksons Schwester La Toya erklärte in einer Mitteilung: "Michael wurde umgebracht, und obwohl er unter Dr. Conrad Murrays Händen starb, glaube ich, dass Dr. Murray nur Teil eines größeren Plans war". Sie wollte nicht ruhen, bis auch die "anderen Personen" zur Rechenschaft gezogen werden.

Nach 75.000 Dollar Kaution auf freiem Fuß

Namen nannte die Sängerin nicht. Jackson-Fans forderten vor dem Gerichtsgebäude "Gerechtigkeit" und eine harte Bestrafung des Arztes. Eine junge Frau hielt ein Plakat hoch mit der Aufschrift "Murray ist ein Mörder".

Murray kam noch am Montag nach Zahlung einer Kaution in Höhe von 75.000 Dollar auf freien Fuß. Das ist das Dreifache der Beträge, die normalerweise bei Totschlagsverdacht hinterlegt werden müssen.

Der Arzt muss zwar zunächst nicht ins Gefängnis, musste aber auf Anordnung des Gerichts seinen Pass abgeben. Er darf keine Betäubungsmittel mehr besitzen oder verschreiben: "Ich will nicht, dass Sie jemandem Beruhigungsmittel geben", sagte der Richter Keith Schwartz.

Entzug der Zulassung wird geprüft

Murrays Anwalt Anwalt Ed Chernoff hatte am Montag angekündigt, dass sein Mandant seine Praxen wiedereröffnen wolle. Vor seiner Tätigkeit als Jacksons Leibarzt arbeitete Murray in Houston (Texas) und Las Vegas (Nevada).

Nach Angaben von Staatsanwältin Trina Bell wollen die kalifornischen Behörden Murray jedoch die Zulassung entziehen. Dies würde sich aber nur auf den Staat auswirken. Der Richter will zu einem späteren Zeitpunkt über den Antrag der Behörden entscheiden. Die nächste Anhörung soll am 5. April in Los Angeles stattfinden.

Nach dem überraschenden Tod des 50 Jahre alten Popstars am 25. Juni vergangenen Jahres hatte Murray eingeräumt, den unter Schlafstörungen leidenden Sänger mit starken Medikamenten - darunter das Narkosemittel Propofol - behandelt zu haben. Dem Totenschein zufolge starb der "King of Pop" an einer "akuten Vergiftung" durch Propofol.

Tmz.com veröffentlichte am Montag den vollständigen Befund der Gerichtsmediziner, der in Auszügen bereits im August bekanntgeworden war. Danach wurde Propofol in Jacksons Haus unsachgemäß verabreicht. Das Narkosemittel wird normalerweise nur vor Operationen oder auf der Intensivstation im Krankenhaus gespritzt und erfordert die ständige Überwachung des Patienten.

Im Video: Conrad Murray, Michael Jacksons Arzt, ist wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden.

Weitere Videos finden Sie hier

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: