Anklage gegen Ex-Rockerchef:Früherer Boss der Hells Angels bestreitet Mordauftrag

Er habe seinen Rivalen nicht töten, sondern ihm lediglich das Knie brechen lassen wollen: Der frühere Boss der Hells Angels Nomads bestreitet, an einem Mordkomplott gegen seinen Nachfolger beteiligt gewesen zu sein. Andre S. war im Juni 2012 durch Schüsse lebensgefährlich verletzt worden.

Wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung müssen sich seit diesem Freitag zwei Männer aus dem Rocker-Milieu vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt dem 52-jährigen Ex-Rockerpräsidenten Holger B. zur Last, im Frühjahr 2012 einen Mord an Andre S., dem Berliner Anführer der Hells Angels, in Auftrag gegeben zu haben. Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück: Er habe lediglich jemanden beauftragt, Andre S. das Knie zu zertrümmern.

"Ich hatte eine tiefe Bitterkeit, dass ehemalige Brüder mich wie ein Tier abstachen", begründete der gelernte Zimmermann sein Handeln. Er habe sich für einen Anschlag vom Mai 2011 vor seinem Grundstück in Altlandsberg rächen wollen. "Ich habe keine Zweifel, Andre S. war dafür verantwortlich".

Andre S. wurde in der Nacht zum 10. Juni 2012 vor seinem Lokal Germanenhof in Berlin-Hohenschönhausen durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Holger B. gab sich entsetzt über den gefährlichen Anschlag: "Wir waren ja mal sehr gute Freunde", heißt es in der Erklärung.

Mitangeklagt ist ein 64-jähriger Geschäftsmann aus der Ukraine. Der langjährige Bekannte des Ex-Rockerpräsidenten soll den Kontakt zum späteren Schützen hergestellt haben. Es sei abgemacht gewesen, Andre S. zu verletzten, aber nicht zu töten, hieß es auch in der von seinen Anwälten verlesenen Erklärung. Die Aktion sei aus dem Ruder gelaufen, es habe sich nicht um ein Mordkomplott gehandelt.

Bewaffnete Polizisten in kugelsicheren Westen und Justizbeamte sicherten den Gerichtssaal. Der Angeklagte brach gleich zu Beginn des Prozesses das sonst im Rockermilieu übliche Gesetz des Schweigens: "Mein damaliges Verhalten entspricht nicht mehr meinem heutigen Verständnis, die Ahndung von Straftaten gehört vor die Gerichte", zeigte sich der Angeklagte kooperativ. Am 19. September soll das Opfer Andre S. als Zeuge gehört werden.

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