Anklage gegen Erfinder der Bikram-Schule:Yoga-Guru soll Frauen sexuell belästigt haben

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Bikram Choudhury, stets mit schwarzer Sportunterhose bekleidet, bei einem seiner Seminare (hier in Los Angeles im Jahr 2003). (Foto: AP)
  • Gegen den Erfinder einer weltweit populären Yoga-Variante gibt es Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung.
  • Sechs Frauen, allesamt Yogalehrerinnen, haben den 69-jährigen Bikram Choudhury zivilrechtlich verklagt. Sie berichten von Übergriffen, die sich während der Seminare ereignet haben sollen, die der Yoga-Meister regelmäßig abhält.
  • Der gebürtige Inder bestreitet die Vorwürfe.

Von Oliver Klasen

Bikram Choudhury hat nicht nur Anhänger auf der ganzen Welt, sondern ist auch der Impresario für mehr als 650 Yoga-Schulen, die nach seiner Methode arbeiten. Der 69-jährige, in Indien geborene, inzwischen in Kalifornien ansässige Yoga-Meister gilt als Erfinder des Bikram-Yogas. Sie besteht aus 26 Übungen, die in einem knapp 40 Grad heißen Raum ausgeführt werden.

Jetzt droht Choudhury möglicherweise ein Gerichtsverfahren, wie die New York Times berichtet. Sechs Zivilklagen sind gegen ihn anhängig. Die letzte wurde erst vor einigen Tagen von einer Frau aus Kanada eingereicht. Sie sagt, dass Choudhury sie während eines Yogalehrer-Seminars im Frühjahr 2010 vergewaltigt habe. Außerdem, so schreibt ein US-Justizportal, das sich auf die Klageschrift beruft, habe der Yogi-Meister sie über zwei Jahre hinweg immer wieder sexuell bedrängt und dabei ausgenutzt, dass sich die damals 18-jährige Frau emotional und finanziell von Choudhury abhängig gefühlt habe.

Andere Frauen erheben ähnliche Anschuldigungen. Allerdings liegen die mutmaßlichen Taten teilweise Jahre zurück und es ist fraglich, welche Ansprüche die betroffenen Frauen in einem Zivilprozess geltend machen können.

Es dauerte lange, bis unter den Bikram-Jüngern Zweifel aufkamen

Die erste der Klagen wurde bereits vor zwei Jahren eingereicht. Eine Frau aus San Francisco, die lange Zeit eine fast fanatische Anhängerin des Bikram-Gründers war, beklagte, von 2005 an über Jahre hinweg immer wieder von ihm sexuell bedrängt worden zu sein.

Über den Fall wurde zwar ausführlich berichtet, doch es dauerte lange, bis unter den Bikram-Jüngern Zweifel aufkamen. "Viele Leute haben Scheuklappen auf. Ihre gesamte Welt besteht aus Yoga und sie wollen nicht akzeptieren, dass so etwas passiert ist", wird das mutmaßliche Opfer, das die erste Klage gegen Choudhury einreichte, in der New York Times zitiert.

Kritiker führens ins Feld, dass der Bikram-Gründer es seit 1970, als er sein erstes Yoga-Studio in Beverly Hills eröffnete, geschafft hat, eine Gemeinschaft zu etablieren, in der ihm die Anhänger treu ergeben sind. Begleitet wird die Lehre von Heilsversprechen, wie sie für eine Sekte typisch sind: Choudhury garantiert, neben den positiven Wirkungen des Yoga an sich, eine umfassende Entgiftung und Reinigung des Körpers durch das Schwitzen. Durch wissenschaftliche Erkenntnisse ist das nicht gestützt.

Vom Hauptquartier in Kalifornien aus steuert Choudhury ein großes Imperium. Seine Übungen hat er sich markenrechtlich schützen lassen. Auch in deutschen Städten hat er schon häufig Kurse gegeben, immer nur mit einer schwarzen Sportunterhose bekleidet. Die Ausbildung zum Yogalehrer, die sich über mehrere Wochen hinzieht, kostet umgerechnet mehr als 10 000 Euro - pro Person.

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Stundenlange Massage-Sessions

Teilnehmer berichten von einem extrem straffen Programm, das oft morgens um sieben Uhr beginnt und mit dem kollektiven Ansehen von Bollywood-Filmen spät in der Nacht endet. Außerdem soll es, wie mehrfach berichtet wurde, regelrechte Initiationsriten geben, bei denen angehende Yogalehrerinnen den großen Meister stundenlang massieren. Auch während solcher Sessions soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein.

Choudhury selbst äußert sich bisher nicht zu den Vorwürfen. In einem Statement seiner Anwälte heißt es, dass er "keine der Klägerinnen sexuell belästigt hat". Deren Anschuldigungen seien "falsch" und dienten nur dazu, den Bikram-Yoga-Gründer in Verruf zu bringen. Die Frauen trachteten allein danach, das Rechtssystem auszunutzen, weil sie auf Geld aus seien.

Choudhury, von dem erzählt wird, dass er anfangs auf dem Boden seines Studios schlief, verfügt inzwischen über genug Geld. Er wohnt in einer Luxusvilla, besitzt einen ganzen Fuhrpark an Bentleys und Rolls-Royce und ist durch seine Seminare zum Multimillionär geworden.

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