Andalusien:Flüchtlingsboot landet an spanischem Badestrand

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Dutzende Menschen springen aus dem Boot, die Touristen scheinen die Szene nicht fassen zu können. Tatsächlich wählen aktuell deutlich mehr Flüchtlinge den Weg über Marokko und Spanien, um nach Europa zu gelangen.

Es sind Bilder, die um die Welt gehen: Ein Flüchtlingsboot kommt an einem Badestrand an, Menschen in Todesangst treffen auf Urlauber in Badehosen. Eine Szene, wie sie in den vergangenen Sommern immer mal wieder an Mittelmeerstränden zu beobachten war. Diesmal spielt sie im Süden Spaniens, in Zahara de los Atunes. Ein Boot mit etwa 50 Flüchtlingen kommt dort an der Playa de los Alemanes an. Um sie herum zahlreiche Urlauber, bei dem Strand handelt es sich um ein beliebtes Touristenziel.

Ein Sprecher der Polizeieinheit Guardia Civil teilte mit, die Ankunft so vieler Flüchtlinge am helllichten Tag und an einem belebten Strand sei äußerst ungewöhnlich. Seit Wochen träfen an der Küste der Provinz Cádiz aber immer mehr Flüchtlingsboote ein. Nach Angaben des spanischen Seerettungsdienstes wurden allein zwischen Mittwoch und Donnerstagvormittag vor der Südküste des Landes 32 Flüchtlinge aus vier Booten gerettet. Auch auf der Urlaubsinsel Mallorca treffen in diesem Sommer deutlich mehr Flüchtlinge ein als in den vergangenen Jahren.

Insgesamt steigt die Zahl der Flüchtlinge, die über das Mittelmeer nach Spanien gelangen. Im ersten Halbjahr sind nach Angaben des Innenministeriums knapp 11 000 Menschen im Land angekommen. Das seien 104 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) geht davon aus, dass in diesem Jahr mehr Flüchtlinge über den Seeweg nach Spanien gelangen als nach Griechenland. Sie verzeichnet andere Zahlen als das Innenministerium: So seien seit Jahresbeginn mehr als 8000 Flüchtlinge nach Spanien gekommen. auch das seien aber mehr als im gesamten Jahr 2016. Als Ursache sieht die IOM, dass zunehmend Menschen der gefährlichen Route über die Sahara und Libyen ausweichen wollen und stattdessen über den kurzen Seeweg ab Marokko versuchen, nach Europa zu gelangen.

Druck auf Seenotretter steigt

Am Donnerstag hat die libysche Marine eine "Such- und Rettungszone" rund um die Küste des Landes ausgerufen. Ausländische Schiffe dürften den Bereich ohne spezielle Erlaubnis der Behörden nicht mehr befahren. Die neue Vorschrift gelte ausdrücklich "für Nichtregierungs-Organisationen, die vorgeblich illegale Einwanderer retten und humanitäre Aktionen durchführen wollen". Zuletzt hatte auch Italien den Druck auf Flüchtlingshelfer im Mittelmeer erhöht. So wurde zum Beispiel ein Schiff der deutschen Hilfsorganisation "Jugend Rettet" von den Behörden beschlagnahmt, da die Seenotretter ein neues Regelwerk der Regierung nicht unterschrieben hatte. Das Boot einer spanischen Gruppe konnte tagelang nicht im sizilianischen Hafen anlegen.

Nach Schätzungen der IOM sind in diesem Jahr bereits mehr als 111 000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Mehr als 2370 Menschen ertranken bei dem Versuch.

© SZ.de/dpa/afp/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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