Amoklauf von Lörrach:Weitere Waffen aufgetaucht

Die Gewehre lagen vorschriftsmäßig im Schrank, während die Amokläuferin von Lörrach mit der Sportpistole um sich schoss: Die Polizei hat weitere Waffen von Sabine R. gefunden.

Vier Tage nach dem Amoklauf von Lörrach hat die Polizei die weiteren Waffen der Täterin gefunden. Dabei handelt es sich um drei Gewehre, sagte ein Polizeisprecher. Darunter sei auch ein großkalibriges Schrotgewehr, das zur Jagd oder zum Tontaubenschießen benutzt werde.

Gedenken an die Opfer des Amoklaufs von Loerrach

Gedenken an die Opfer des Amoklaufs von Lörrach. Deren Angehörige wünschen sich keine öffentliche Trauerfeier.

(Foto: dapd)

Die 41-jährige Sabine R. hatte die Gewehre im Waffenschrank eines Bekannten einschließen lassen. Die vierte auf ihrer Berechtigungskarte eingetragene Waffe, eine kleinkalibrigen Sportpistole, hatte die Polizei bereits am Sonntag nach dem Amoklauf sichergestellt. Sie hatte damit ihren Mann und einen Pfleger erschossen, ihren Sohn hatte sie erstickt.

Unterdessen forscht die Polizei weiterhin nach dem Motiv für die Bluttat. Dazu sollte etwa nach Tagebucheinträgen in einem Computer der Täterin gesucht werden. Der PC sei allerdings bei dem von der Frau gelegten Brand in ihrer Kanzlei erheblich beschädigt worden. Das Motiv der Täterin werde sich nicht mit letzter Gewissheit ermitteln lassen, sagte ein Polizeisprecher. Es deute aber alles darauf hin, dass Beziehungsprobleme Auslöser der Tat waren.

Die Rechtsanwältin und ihr Mann hatten sich im Juni getrennt. Ein Sorgerechtsstreit sei jedoch nicht anhängig gewesen. Einen Abschiedsbrief habe die Frau nicht hinterlassen. Der beim Amoklauf getötete Mann der Täterin hatte eine neue Freundin, sagte der Bürgermeister ihrer Wohngemeinde Häg-Ehrsberg (Kreis Lörrach). Das gemeinsame Kind lebte beim Vater in Häg-Ehrsberg, die Mutter wohnte in ihrer gleichzeitig als Anwaltskanzlei genutzten Wohnung in Lörrach. Dort war das Kind am Sonntag zu Besuch. Als der Vater es abholen wollte, ereignete sich das Drama.

Die Rechtsanwältin erstickte zunächst ihren fünfjährigen Sohn, erschoss dann ihren getrennt lebenden Ehemann und setzte die Wohnung in Brand. Danach lief sie in das nahe gelegene Elisabethen-Krankenhaus und schoss auf dem Weg dorthin zwei Passanten mit ihrer Kleinkaliberpistole an. Im Krankenhaus tötete sie einen 56-jährigen Pfleger mit drei Schüssen und mehreren Messerstichen, bevor sie selbst von der Polizei mit insgesamt 17 Kugeln erschossen wurde. Sie trug 300 Schuss Munition bei sich.

Wie inzwischen bekannt wurde, schoss Sabine R. auf ihrem Weg durch die Stadt auf mehr Passanten als zunächst bekannt, verfehlte diese aber zum Glück. Augenzeugen zufolge soll die 41-Jährige die Waffe auch auf ein fahrendes Auto, einen Spaziergänger mit Kind und eine ältere Frau abgefeuert haben. Eine öffentliche Trauerfeier für die Opfer der Bluttat wird es nicht geben. Die Angehörigen des 56-jährigen Krankenpflegers wollten dies nicht, sagte ein Stadtsprecher. Wann und wo die Beisetzung des Mannes stattfinde, werde nicht bekannt gegeben.

11.000 Euro Spenden für Familie des Pflegers

Die Anteilnahme mit der Familie des Pflegers ist indes groß. Auf dem Spendenkonto der Stadt Lörrach für die Angehörigen des Krankenpflegers sind bereits 11.000 Euro eingegangen. Ein Sprecher der Stadt sagte, die größte Einzelspende habe 3.000 Euro betragen. Im elektronischen Kondolenzbuch gebe es 252 Einträge.

Den beim Amoklauf eingesetzten Polizisten gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Joachim Kepplinger, Leiter der Koordinierungsstelle für Konflikthandhabung und Krisenmanagement der Polizei Baden-Württemberg. Den Beamten sei angeboten worden, vorübergehend eine Auszeit zu nehmen.

Polizisten in Baden-Württemberg haben seit zwei Jahren die Anweisung, Amokläufer sofort zu stoppen und nicht auf Verstärkung oder ein Spezialeinsatzkommando zu warten. "Diese Taktik ist auch im konkreten Fall aufgegangen", sagte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU).

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