Amoklauf in Winnenden: 16 Tote:Polizei macht dem Morden ein Ende

Unfassbarer Terror an einer Realschule bei Stuttgart: Bei dem Amoklauf eines 17 Jahre alten Ex-Schülers wurden 16 Menschen getötet. Der Täter wurde nach kurzer Flucht von den Polizeibeamten gestellt - und kam bei einer Schießerei ums Leben.

In einer Realschule im baden-württembergischen Winnenden bei Stuttgart hat es einen Amoklauf gegeben.

SEK, AP, Winnenden

SEK-Einheiten in Winnenden. Nachdem der Amokläufer in der Realschule zehn Schüler erschoss, floh er nach Wendlingen.

(Foto: Foto: AP)

16 Menschen sind bei dem Amoklauf ums Leben gekommen, berichtete Landesinnenminister Heribert Rech (CDU), darunter neun Schüler im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, drei tote Lehrerinnen, ein toter Passant nahe der Schule in Winnenden und zwei in Wendlingen sowie der Amokschütze selbst. Ursprünglich war von mindestens elf Toten die Rede gewesen, darunter zehn Schüler und ein Erwachsener.

Mehrere Menschen wurden schwer verletzt, wie der Sprecher der Behörden in Waiblingen, Klaus Hinderer, mitteilte.

Laut Polizei hatte der Täter auf der Flucht ein Auto entführt, die Insassen gehen lassen und war ins etwa 40 Kilometer entfernte Wendlingen geflohen. Dort habe es einen Schusswechsel vor einem Briefverteilzentrum gegeben, bei dem auch zwei Passanten getötet worden seien. Anschließend tötete die Polizei den Amokläufer.

Polizeisprecher Hinderer sagte, der mutmaßliche Täter, Tim K., der mit einem schwarzen Kampfanzug bekleidet war, sei gezielt während des Unterrichts um 9:30 Uhr in zwei Klassenzimmer gegangen und habe das Feuer eröffnet. Anschließend sei er in die Innenstadt geflohen. Ein Großaufgebot habe mit Hochdruck nach ihm gefahndet. Nach Angaben der Polizei in Waiblingen floh der Täter in einem grünen VW Sharan in Richtung Stuttgart.

Bei dem Täter handelt es sich um einen 17-Jährigen, der der Polizei bekannt ist und der im Jahr 2007 mit einem Abschluss von der Albertville-Realschule abgegangen sei. Die Wohnung der Eltern wurde bereits durchsucht. Die Familie stammt den Angaben zufolge aus Weiler zum Stein, das zu Leutenbach gehört. Der Vater habe mehrere Schusswaffen besessen, eine davon sei bei der Hausdurchsuchung nicht gefunden worden.

Kultusminister Helmut Rau (CDU) sagte, der Täter sei völlig unauffällig gewesen: "Er war nie auffällig. Er hatte 2008 seinen Abschluss an der Realschule gemacht und hatte jetzt eine Ausbildung begonnen."

Die Schule sei mittlerweile evakuiert, sagte der Polizeisprecher. Schüler und Lehrer würden von Ärzten, Psychologen und anderen Hilfskräften betreut.

Die Albertville-Realschule, die zusammen mit einem Gymnasium in einem Schulzentrum mit insgesamt 1000 Schülern untergebracht ist, wurde von der Polizei gesperrt. Wegen der Großfahndung glich Winnenden am Mittwoch einer Festung. "Die Stadt ist nahezu abgeriegelt", sagte der Polizeisprecher.

Die Bluttat ruft Erinnerungen an den Amoklauf von Erfurt wach: Am 26. April 2002 hatte ein ehemaliger Schüler des Gutenberg-Gymnasiums innerhalb weniger Minuten 16 Menschen und dann sich selbst erschossen.

Bei einem Amoklauf im US-Bundesstaat Alabama kamen am Dienstagnachmittag elf Menschen ums Leben. Ob sich der Täter von Winnenden möglicherweise von diesem Amoklauf beeinflussen ließ, ist noch unklar.

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