Amokalarm bei Bonn:Tanja O. stellte sich der Polizei

Neue Details um den Amokalarm bei Bonn: Noch in der Nacht stellte sich die Tatverdächtige. Unterdessen gab es eine weitere Amokdrohung.

Nach dem Amokalarm an einem Gymnasium in St. Augustin bei Bonn hat sich die tatverdächtige Schülerin der Polizei gestellt. Das Mädchen, das am Montagmittag zur Fahndung ausgeschrieben worden war, habe sich am Abend gegen 23 Uhr bei der Bundespolizei am Kölner Hauptbahnhof gemeldet, sagte ein Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft. Über die Hintergründe ihres offenbar geplanten Brandanschlags auf das Albert-Einstein-Gymnasium herrscht noch Unklarheit.

Amokalarm bei Bonn: Amokalarm an einer Schule in Sankt Augustin bei Bonn: Eine Gymnasiastin soll versucht haben, ihre Schule anzuzünden. Die Szenen am Tatort.

Amokalarm an einer Schule in Sankt Augustin bei Bonn: Eine Gymnasiastin soll versucht haben, ihre Schule anzuzünden. Die Szenen am Tatort.

(Foto: Foto: dpa)

Die Gymnasiastin befinde sich nun in Obhut der Polizei und werde vernommen, sagte der Sprecher. Erst wenn der Sachverhalt vollständig aufgeklärt sei, werde eine abschließende juristische Bewertung vorgenommen. Infrage käme zum Beispiel die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Eine Mitschülerin verhinderte am Montag offenbar einen Anschlag auf die Schule. Tanja O. soll am Montagmorgen das Albert-Einstein-Gymnasium in Sankt Augustin maskiert betreten haben und auf der Mädchentoilette die geplante Tat vorbereitet haben. Dabei soll sie von der Mitschülerin überrascht worden sein. Als diese versuchte, Tanja O. von ihrem Vorhaben abzuhalten, soll diese die 17-Jährige mit einem Messer attackiert haben und ihr den Daumen abgeschnitten haben. Anschließend flüchtete die mutmaßliche Täterin.

Schulpsychologen und Seelsorger vor Ort

Medienberichten zufolge soll die mutmaßliche Täterin bereits in der vergangenen Woche mit einem Amoklauf gedroht haben. Ein Sprecher des Schulministeriums bestätigte, dass die Schülerin am Montag wegen einer "undefinierbaren Bedrohungslage" ein Gespräch mit einer Vertrauenslehrerin führen sollte. Was genau vorgefallen sei, müsse man noch herausfinden, erklärte er.

Die Leiterin des Gymnasiums, Annemarie Wähner, sagte, es habe vage Hinweise durch Mitschüler gegeben, dass die 16-Jährige mit Selbstmordgedanken gespielt habe. Der schulpsychologische Dienst sei aber nicht von einer Gefahr für andere ausgegangen. Nach Informationen der Bild-Zeitung handelt es sich bei der 16-Jährigen um eine Einserschülerin aus einer unauffälligen Familie. Das Mädchen wird nach einem Bericht des Kölner Express derzeit in der Psychiatrie von Ärzten und Psychologen betreut.

Nach der Messerattacke hatte das Albert-Einstein-Gymnasium am Montag Amokalarm ausgelöst. Spezialeinsatzkräfte brachten die rund 800 Schüler in einer Turnhalle in Sicherheit. Im zweiten Stock der Schule im Albert-Einstein-Gymnasium entdeckte die Polizei einen Rucksack mit mehreren Flaschen einer benzinhaltigen Flüssigkeit. Auch eine Gaspistole, eine Maske sowie ein Brief seien in dem Rücksack gewesen. Ob es sich dabei um einen Abschiedsbrief handelte, wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht sagen. In der elterlichen Wohnung der 16-Jährigen stellten die Ermittler unter anderem einen Feuerlöscher mit einer noch unbekannten Substanz sicher.

Um eine schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen, sollte der Unterricht an der Schule bereits am Dienstagvormittag wieder beginnen. Schulpsychologen und Notfallseelsorger stünden jedoch in den kommenden Tagen für Schüler, Eltern und Lehrer bereit, hieß es auf der Internetseite der Schule.

Unterricht nach Amokdrohung abgebrochen

Derweil löste eine auf einen Schultisch gekritzelte Gewaltandrohung einen Polizeieinsatz in der Inselschule von Burg auf Fehmarn aus. Die Polizei habe noch in der Nacht die Schule durchsucht, aber nichts Verdächtiges gefunden, sagte der Sprecher der Polizei Lübeck, Detlef Riede. Der Verfasser sei bislang nicht ermittelt.

Die Schulleiterin hatte bereits am Montag gegen 23 Uhr die Polizei über die Kritzelei informiert. Zur Sicherheit seien etwa ein Dutzend Beamte zu Schulbeginn vor Ort gewesen. Die Polizei durchsuchte noch in der Nacht das Schulgebäude und kontrollierte am Morgen jeden, der hineinwollte. "Wir haben die Lage ernst genommen und deutliche Präsenz gezeigt", sagte der Pressesprecher der Polizeidirektion Lübeck, Jan-Hendrik Wulff.

Schon in der zweiten Stunde seien viele besorgte Eltern in der Schule erschienen, um ihre Kinder abzuholen, sagte Schulleiterin Michaela Schmeiser. "Ein geregelter Unterricht war nicht mehr möglich, deshalb haben wir die rund 700 Schüler nach der zweiten Stunde nach Hause geschickt", sagte sie. An der Schule waren am Dienstag die Prüfungen für den Realschulabschluss angesetzt. Die Abschlussprüfungen im Fach Mathematik fanden wie geplant statt.

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