Alte Eheringe:Ehe kaputt - wohin mit den Ringen?

Alte Eheringe: Nach dem Zauber: Ringe nach der Scheidung - in die Schublade, den Müll oder zu Ebay?

Nach dem Zauber: Ringe nach der Scheidung - in die Schublade, den Müll oder zu Ebay?

(Foto: Jeremy Bishop; Bearbeitung SZ)

Was passiert mit Eheringen, wenn ihre Mission beendet ist? Das Problem wird in Internetforen vielfältig besprochen. Meistens geht die Sache nicht so gut aus - für den Ring.

Von Thomas Hummel

Der Ehering ist, man muss es so sagen, Einwegschmuck. Im Vergleich zu anderen Ringen hat er den Nachteil, nur aus einem Grund zu existieren: Weil sich ein Mensch verheiratet. Der Ehering hat deshalb in der Regel ein Pendant - am Ringfinger des Ehepartners. Doch sobald die Ehe des Besitzers endet, hat der Ring ein Problem: Was wird aus ihm?

Für Eheringe ist das eine relativ neue Frage. Den Ringtausch zum Zeichen des Paarbundes gab es zwar bereits zu Zeiten des Römischen Reiches, im Vergleich dazu ist die Scheidung aber ein modernes Phänomen. Heute geht es oft schnell: Wer gerade noch verliebt ist, kann sich morgen schon trennen - statistisch betrifft das immerhin jedes dritte Paar.

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Das Dumme für den Ring ist, dass man bis dahin häufig eine Menge Symbolik, einen Haufen Gefühle auf ihn projiziert hat. Er ist voll mit Erinnerungen an eine Zeit, die im Normalfall von Optimismus und Hoffnungen geprägt war. Die sich im schlimmsten Fall allerdings als Trugschluss, als Irrtum oder Ärgernis herausstellte. Entsprechend selten kommt es vor, dass Getrennte und Geschiedene ihren Ring einfach weiter tragen. Oder gar für die nächste Ehe nutzen. Meistens geht die Sache für den Ring also ziemlich blöd aus.

In Internetforen findet man Inspiration: Dort tauschen sich Geschiedene - zumeist Frauen - darüber aus, was sie mit ihrem Pech-Schmuck angestellt haben. Männer machen das offenbar alleine mit ihrem Ring aus.

Da gibt es zum einen den rituellen Lösungsansatz: Eine Frau entsorgte etwa den Ring umgehend im Müll, als sie von der Affäre ihres Mannes erfuhr. Und fühlte sich danach ziemlich erleichtert. Eine andere warf ihn bei einer Scheidungsparty in den Fluss. Manche begraben ihren Ring während einer Zeremonie. Ein symbolhafter Akt, der die Symbolik des Rings aus ihrem Leben verscheuchen soll.

Dann gibt es die Rache-Fraktion: Die Betroffenen geben ihren Ring dem Exmann zurück, weil der ihn schließlich damals gekauft hatte. Dann hat der auch das Problem der Entsorgung am Hals.

Die größte Gruppe machen die Verdränger aus, bei denen der Ehering irgendwo in einem Schmuckkästchen landet und dort in Vergessenheit gerät. Womöglich wollen ihn die Besitzer später einmal herausholen, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Oder den Ring ihren Enkeln vererben. Doch ob ihnen das Glück bringt?

Eine schnöde Wertanlage

Das Verzwickte am Ehering ist und bleibt die diffuse Gefühlslage, die ihn umgibt. Dabei kann die Frage nach seinem Schicksal ganz einfach beantwortet werden: Das Schmucktück ist fast immer aus Gold, Silber oder gar Platin gefertigt - und damit, in einer durch und durch auf Konsum ausgerichteten Welt, eine schnöde Wertanlage. Darauf baut schließlich die Kapitalisten-Fraktion.

Die in Deutschland abgelegten Stücke sind praktisch ein eigener Wirtschaftsfaktor: Im Jahr 2015 ließen sich nach Angaben des statistischen Bundesamts 163 335 Paare scheiden, bei einer vorausgesetzten hundertprozentigen Ringquote ergibt das 326 670 Eheringe, die somit ihren Arbeitsplatz verloren haben. Und ziemlich viele von ihnen landen auf dem Markt der Goldaufkäufer.

Zugegeben, für den Ring ist diese Option existenzvernichtend. "Wir können ihn nicht wiederverwerten, es gibt keinen Markt für Second-Hand-Trauringe", erklärt Stephan Lindner, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Juweliers Fridrich. Wer will sich schon die in die Binsen gegangenen Hoffnungen eines anderen Menschen an den Finger stecken. Würde das zum Beispiel ein Mann vorschlagen, gibt Lindner zu bedenken, würde die Braut ihn vermutlich fragen: "Sag mal, wie bist du denn drauf?"

Ein noch mieseres Image hat wohl nur der öffentliche Verkauf eines Alt-Eherings. Im Oktober tauchte bei Ebay eine Anzeige auf mit dem Titel: "Feiner Diamant Ring aus Platin 950 - prominenter Vorbesitzer!" Innen eingraviert war: "Sarah 29.02.2004". Preis: 3450 Euro. Die Öffentlichkeit einigte sich bald, dass der Besitzer nur Marc Terenzi sein könne, der Ex-Ehemann von Sängerin Sarah Connor. Und fragte sich vermutlich: "Geht es ihm finanziell so schlecht?" Wer für alle einsehbar seinen Ehering bei Ebay verkauft, der muss ziemlich am Ende sein.

Ob der mutmaßliche Terenzi-Ehering einen Käufer fand, ist unbekannt. Womöglich hat ihn ein Fan erworben. Für einen Schmuckhändler hingegen wäre selbst dieses edle Stück unbrauchbar. Stephan Lindner zufolge ist neben dem Weiterverkauf auch eine Umarbeitung unmöglich, weil durch das Abschleifen, Löten und Schmieden zu viel Material verloren gehe.

Daher wird ein Ex-Ehering normalerweise in Zahlung gegeben und vom Juwelier weitergeschickt in die - wie könnte es anders sein - Scheideanstalt. So heißt der Ort, wo der Ring mittels einer Säuremischung nun auch materiell geschieden wird: Dabei trennen sich die Edelmetalle von etwaigen Legierungen, zurück bleibt reines Gold, Silber oder Platin. Daraus macht der Goldschmied wieder neuen Schmuck.

Die Scheideverfahren finden in großen Behältnissen statt, in denen sich viele Schmuckstücke miteinander mischen. Dennoch bleibt zumindest die theoretische Möglichkeit, dass das Edelmetall des alten Eherings - mit ein bisschen Glück - zu einem neuen Ehering wird. Und sich eines Tages neu verheiratet.

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