Alessandro Palermo:Sizilianischer Priester segnet Handys

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Erhebet die Herzen und die Handys: Priester Alessandro Palermo schaut selbst ständig auf sein Smartphone. (Foto: ROPI)

Warum sollen nur Autos und Geschäfte göttlichen Beistand bekommen? Alessandro Palermo findet, dass den auch Smartphones nötig haben.

Interview von Oliver Meiler

Ist das Handy nicht des Teufels? Der junge Pfarrer der Kirche San Matteo von Marsala in Sizilien, Alessandro Palermo, 30, hat da eine Idee, wie bald alles besser wird.

SZ: Don Alessandro, Sie wollen an diesem Dienstagabend, vor dem Fest von Santa Lucia, die Handys der Gläubigen segnen. Wie kamen Sie darauf?

Alessandro Palermo: Wir segnen ja auch Autos oder Geschäfte, bevor sie benutzt werden. Ich erweitere den Ritus einfach um dieses Ding, das wir ständig mit uns herumtragen, in der Tasche oder in der Hand. Für viele ist es sehr wichtig geworden. Meine Segnung soll helfen, dass die Menschen lernen, dieses delikate Werkzeug richtig zu nutzen. Sie sollen eine mediale Kompetenz aufbauen.

Ein hübscher Begriff. Doch wäre es dafür nicht nutzvoller, statt des Geräts die Menschen zu segnen - die User und vielleicht noch die Betreiber der sozialen Medien?

Klar, der Apparat ist nur ein Gegenstand. Der Nutzer gibt dem Objekt erst einen Sinn. Ich segne also das Gerät, doch mein Ziel ist es, die Menschen dahinter zu segnen, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie die Welt um sich herum nicht ausschließen sollen.

Sie locken sie über das geliebte Handy in die Kirche.

Ja, aber ich habe ja auch eine Botschaft für sie.

Die Gesellschaft sei süchtig nach dem Smartphone, sagen Sie.

In Gefahr ist das Zwischenmenschliche. Wir verlieren das Gefühl dafür, wann es passend ist, online zu sein, und wann es hingegen nötig wäre, offline zu sein. Wir können nicht ständig im Netz hängen und gleichzeitig vorgeben, dass wir auch präsent sind, mitten in der Wirklichkeit, im Austausch mit der Gesellschaft. Wie viele Menschen sind heute doch gleichgültig gegenüber dem Schicksal ihrer Nächsten, wie abgekapselt, versunken im Gerät. Blind - ecco!

Warum wählten Sie für die Segnung der Handys ausgerechnet den Gedenktag der Heiligen Lucia von Syrakus, der "Leuchtenden"?

Santa Lucia ist die Patronin der Sehkraft. Ich brauche sie als Referenz, als Schutzheilige für diese digitale Welt. Durch sie sollen die User lernen, ihren Blick besser zu lenken, ihn auch mal zu heben, weg vom Display des Handys. Der Blick muss erzogen werden.

Wie weit Sie sind selb st schon damit?

Oh, ich stecke in dieser Geschichte voll mit drin. Ich hänge auch sehr an meinem Smartphone, habe meine Profile auf Facebook und Instagram und ein Konto auf Twitter. Ich soll schließlich für die mir anvertrauten Gläubigen immer erreichbar sein.

Sie segnen sich also gleich mit?

Natürlich, ich brauche den Segen auch.

Wie genau muss man sich die Feier vorstellen?

Es wird ein Gebet mit Jugendlichen geben, keine Messe im eigentlichen Sinn. Nach dem Gebet werde ich die Teilnehmer auffordern, ihre Handys in die Hand zu nehmen, dann erteile ich den Segen. Ich brauche dafür Auszüge aus Reden, die der Papst den Medien gewidmet hat, und erweitere sie ein bisschen.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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