Alabama:Amoklauf nach Plan

Neue Details zum Amoklauf im US-Bundesstaat Alabama: Die Polizei hat im Haus des Todesschützen ein Notizbuch mit den Namen der Opfer gefunden.

Im US-Staat Alabama hat ein Amokläufer offenbar gezielt seine Mutter und vier weitere Verwandte getötet - erst danach schoss er wahllos um sich. Insgesamt starben bei dem Amoklauf in Alabama, der in der Nacht vor dem Blutbad in Winnenden geschah, zehn Menschen, bevor der 28-Jährige die Waffe gegen sich selbst richtete.

Alabama: In den verkohlten Trümmern der Wohnung der Mutter des Attentäters fand die Polizei dieses Foto - es zeigt Michael McLendon.

In den verkohlten Trümmern der Wohnung der Mutter des Attentäters fand die Polizei dieses Foto - es zeigt Michael McLendon.

(Foto: Foto: dpa)

Der Arbeiter sei planvoll vorgegangen, teilten die Ermittler mit. In seiner Wohnung wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Notizbuch gefunden, das auch die Namen der Opfer enthielt. Allerdings gebe es noch keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um eine Todesliste handle, sagte ein Sprecher der Behörden des US-Bundesstaats Alabama. Es hieß, auf der Liste standen auch drei Fabriken, in denen seine Mutter und er selbst gearbeitet hatten.

Der Gewaltexzess begann am Dienstagnachmittag, als Michael McLendon das Haus seiner Mutter in der ländlichen Gemeinde Kinston nahe der Grenze zu Florida in Brand setzte. In den verkohlten Trümmern fand die Polizei die Leiche der Mutter des Attentäters.

Anschließend fuhr McLendon etwa 20 Kilometer weiter nach Samson im Bezirk Geneva. Auf der Veranda eines Hauses sowie in einem Nachbarhaus erschoss er die Großeltern, die ihn als Junge aufgezogen hatten, sowie eine Tante und einen Onkel. Weitere Opfer waren die Frau eines Polizisten und ihr 18 Monate altes Kind, die zufällig zu Besuch bei der Familie waren.

Dann fuhr der Täter mit dem Auto in Samson herum und feuerte aus dem Fenster wahllos auf Passanten. Dabei wurden drei Menschen tödlich getroffen. "Er hat in der ganzen Stadt geschossen", sagte Staatsanwalt Kirke Adams.

"Er war schwer bewaffnet"

Eine Frau wurde tödlich getroffen, als sie aus dem Laden einer Tankstelle trat. Greg McCullough tankte dort gerade seinen Lastwagen, als der Amokläufer mit hoher Geschwindigkeit auf einen Parkplatz fuhr und abrupt auf die Bremse trat. "Ich dachte zuerst, da macht jemand Spaß", sagte McCullough, der von einem Querschläger verletzt wurde.

Die Polizei verfolgte McLendon bis zu einer Metallfabrik in der Stadt Geneva, in der der Täter bis zum Jahr 2003 gearbeitet hatte. Auf dem Gelände der Firma Reliable Metal Products stieg er aus und feuerte auf die Polizisten, von denen einer verletzt wurde. Dann betrat der Amokläufer das Gebäude und erschoss sich.

McLendon habe eine große Menge Munition bei sich gehabt und hätte noch mehr Blutvergießen anrichten können, sagte der Polizeichef des Bezirks Coffee, Dave Sutton. "Er war schwer bewaffnet." Auf der bei dem Täter gefundenen Liste standen unter anderem drei Fabriken, in denen seine Mutter und er selbst gearbeitet hatten.

Die Mutter war nach Angaben der Staatsanwaltschaft kürzlich entlassen worden. McLendon selbst hatte seinen letzten Job vergangene Woche gekündigt. Ob der Hintergrund der Tat mit der Jobsituation zu tun hat, ist nach wie vor unklar.

"Er hat seine ganze Familie ausgelöscht", sagte der Gerichtsmediziner Robert Preachers. Während im Krankenhaus von Geneva immer mehr Verletzte eingeliefert wurden, sagte Klinikleiter John Rainey: "Das ist etwas, womit man in Atlanta oder anderen großen Städten rechnet, aber doch nicht bei uns."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: