Ältester Mensch der Welt:Gertrude und die drei Jahrhunderte

Als Tochter von Sklaven kam Gertrude Baines 1894 zur Welt. Nun ist die 114-jährige Afroamerikanerin der älteste Mensch der Welt.

Peter Wrobel

Das neue Jahr brachte eine traurige Nachricht: Der älteste Mensch der Welt, eine Portugiesin namens Maria de Jesus, ist am 2. Januar verstorben, nach 115 Jahren hat ihr Herz aufgehört zu schlagen.

Ältester Mensch der Welt: Wählte JFK und Obama: Baines mit ihrem Pfarrer in einem Artikel des "Los Angeles Sentinel"

Wählte JFK und Obama: Baines mit ihrem Pfarrer in einem Artikel des "Los Angeles Sentinel"

(Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Maria de Jesus galt nur einem Monat als ältester Mensch, denn da war die Amerikanerin Edna Parker gestorben, die rund sechs Monate älter als die Portugiesin war.

Nun ist der Titel wieder zurück in den Vereinigten Staaten. Diesmal heißt seine Trägerin Gertrude Baines.

Selbstständig war die Rekordhalterin die ersten 105 Jahre ihres Lebens, doch die Athritis machte ihr das Laufen irgendwann unmöglich. Heute wohnt Baines in einem Altersheim in Los Angeles.

Mutterschaft im Jahre 1909

Als die Afroamerikanerin am 6. April 1894 in Georgia geboren wurde, sah die Welt noch anders aus: In Deutschland und Österreich regierten Kaiser, das Flugzeug war noch nicht erfunden und der amerikanische Bürgerkrieg, der ihren als Sklaven geborenen Eltern die Freiheit brachte, lag keine 30 Jahre zurück. Aber über diese Zeit wollten weder Mutter Amy noch Vater Judge reden.

Gertrude ging früh von der Schule, bald wurde sie schwanger und bekam ein Kind, 1909 war das - dem Jahr als damit begonnen wurde, den Ozeandampfer Titanic zu bauen.

Das Mutterglück endete bald: Die Tochter starb als 18-Jährige an Typhus. Später zerbrach eine Ehe mit einem Eisenbahnarbeiter. Getrude Baines arbeitete als Haushälterin in einem Wohnheim der Ohio State University, schloss sich einer Kirchengemeinde an.

Im Rückblick auf ihr langes Leben sagt die Greisin: Ich hatte als Erwachsene nicht viel Spaß, aber ich mochte es, zur jeden Sonntag zur Kirche zu gehen.

Sie habe Zigaretten und Alkohol probiert, vertragen habe sie es nicht und darum sein lassen, erklärte sie ein Jahr später einem anderen Journalisten. Sie esse alles, was ihr schmecke. "Süßes und Kuchen mag ich gerne", sagte sie, "aber nicht zu jeder Mahlzeit".

Die Frau, die in drei Jahrhunderten lebte, hat bislang nur zwei mal an Präsidentenwahlen teigenommen: 1963 gab sie John F. Kennedy ihre Stimme, und im vergangenen November Barack Obama.

Als Baines von Reportern im Alter von 112 gefragt wurde, wie sie sich ihre Langlebigkeit erklärte, antworte sie: "Gott. Fragen Sie ihn", und fügte hinzu: "Ich habe mich immer gut um mich gekümmert, so wie er es wollte."

Mit Material der Agenturen

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