Ägypten:Tod eines italienischen Studenten in Kairo löst Spannungen aus

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  • In Kairo ist die Leiche eines seit Januar vermissten italienischen Studenten aufgetaucht.
  • Die Regierung in Rom wirft den Ägyptern vor, nicht genügend zu tun, um den Fall aufzuklären.
  • Es drohen Spannungen zwischen den beiden Ländern.

Von Oliver Meiler, Rom

Ein seit mehreren Tagen in Kairo vermisster italienischer Student ist in einem Außenbezirk der ägyptischen Hauptstadt tot aufgefunden worden. Die Leiche des 28-jährigen Giulio Regeni weise Stichverletzungen und Brandmale auf, will die Nachrichtenagentur AP aus Ermittlerkreisen erfahren haben. Der Student war am 25. Januar, dem fünften Jahrestag der Revolution gegen den früheren Machthaber Hosni Mubarak, verschwunden.

Regenis Eltern reisten zwei Tage später nach Kairo, um nahe dran zu sein an der Suche nach ihrem Sohn. Zuvor hatten sie bereits die ägyptische Regierung kontaktiert.

Italien fordert umfassende Ermittlungen

Jetzt hat die italienische Regierung die ägyptischen Behörden in einem scharfen Communiqué aufgefordert, mit "maximalem Engagement nach der Wahrheit und dem Tathergang" im Fall Regeni zu suchen. Dafür bedürfe es, heißt es, der "umgehenden Einleitung einer gemeinsamen Untersuchung", an der auch italienische Experten teilnehmen müssten. Die Wortwahl deutet darauf hin, dass die Italiener am Willen Kairos zur Aufklärung zweifeln.

Am Mittwoch, als die Leiche Regenis, eines italienischen Doktoranden, gefunden wurde, befand sich gerade eine Delegation mit sechzig Unternehmern aus Italien in Ägypten, angeführt von der Ministerin für die wirtschaftliche Entwicklung, Federica Guidi. Kaum hatten sie vom Tod des Studenten erfahren, unterbrachen sie den Reigen der Kontakte und Konferenzen, der für sie organisiert worden war.

Spannungen zwischen Rom und Kairo

Ein Zerwürfnis zwischen den beiden Ländern wäre für alle heikel: Ägypten ist ein wichtiger Handelspartner für die Italiener. Erst im vergangenen Herbst hatte der halbstaatliche italienische Energiekonzern Eni bei Bohrungen vor der ägyptischen Küste ein riesiges Erdgasvorkommen entdeckt, das den Bedarf Ägyptens für die kommenden Jahrzehnte abdecken könnte. Eni ist schon seit 1954 im Land tätig. Der Gasfund belebte die ohnedies schon guten Beziehungen zwischen Rom und Kairo noch zusätzlich.

Italiens Premier Matteo Renzi beteuerte in jüngerer Vergangenheit oft, dass er Sisi für den richtigen Mann für Ägypten halte, für einen Garanten der Stabilität. Renzi war auch der erste westliche Regierungschef, der Sisi nach dessen Wahl besuchte. Und Sisi besuchte auf seiner ersten Reise nach Europa als Ersten Renzi in Rom. Die italienische Regierung versprach sich bisher von ihrer offenen Unterstützung, dass es damit ihr geopolitisches Gewicht im Mittelmeerraum etwas anheben könnte.

Italienische Medien berichteten in den vergangenen Woche recht prominent über das Schicksal des verschollenen Doktoranden, porträtierten Regeni, zeichneten seine Leidenschaft für Ägypten nach, für dessen Volk, für die arabische Sprache. Und von Beginn weg wurde auch die These verhandelt, wonach er womöglich ohne eigenes Zutun in den Strudel der politischen Wirren geraten sein könnte.

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