Erdbeben in Nepal:101-Jähriger nach sieben Tagen aus Trümmern gerettet

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Noch immer sind Menschen unter den Trümmern wie hier am Dunbar-Platz in Kathmandu verschüttet - die meisten werden wohl nur noch tot geborgen werden können. (Foto: AFP)
  • Verschüttete haben in Nepal mehr als eine Woche unter Trümmern überlebt. Unter ihnen auch ein Mann, der 101 Jahre alt sein soll.
  • Nach dem Erdbeben ist die Zahl der Toten mittlerweile auf mehr als 7000 angestiegen. Unter den Opfern sollen 54 Ausländer sein.
  • die internationale Hilfsaktion verläuft noch immer schleppend. Am Sonntag wurde die Landebahn des einzigen internationalen Flughafens in Kathmandu für große Maschinen geschlossen - der Asphaltbelag halte der ständigen Belastung nicht stand.

Verschüttete nacht acht Tagen gerettet

Mehr als eine Woche nach dem verheerenden Himalaya-Erdbeben ist nach Angaben der nepalesischen Regierung ein uralter Greis aus den Trümmern gerettet worden. Der Mann sei aus den Überresten seines Lehmhauses im Norden Nepals ausgegraben worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Ein Polizeisprecher sagte der AFP, der Mann sei 101 Jahre alt und nun in ein Krankenhaus gebracht worden.

Zuvor war bekannt geworden, dass drei Menschen lebend aus den Trümmern geborgen worden waren. Soldaten und Polizisten hätten die zwei Frauen und einen Mann ausgegraben und in das Bezirkskrankenhaus gebracht, sagte ein Polizist. Zwei von ihnen hätten unter den Überresten ihres Lehmhauses im Dorf Kerabari im Distrikt Sindhupalchowk gelegen. Einer sei in der Nähe von einem Erdrutsch erfasst und begraben worden.

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:Tage unter Trümmern - und trotzdem am Leben

Die Bilder gehen um die Welt: Ein 18-Jähriger wird lebend aus den Trümmern gerettet. Ein Baby wird nach 22 Stunden aus einem eingestürztem Haus geborgen - unverletzt. Noch immer finden Helfer in Nepal Überlebende. Nun hoffen sie auf den Regen.

Zuletzt waren am Donnerstag ein 18-Jähriger sowie eine junge Frau gerettet worden. Sie hatten jeweils unter zusammengefallenen Häusern in der Hauptstadt Kathmandu gelegen. Die Regierung Nepals hatte bereits erklärt, es gebe quasi keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Deswegen sollten sich alle verfügbaren Kräfte auf die Verteilung von Zelten, Nahrungsmitteln und Wasser konzentrieren. Am Sonntag bestätigte Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal die an ein Wunder grenzende Rettung der drei Verschütteten.

Flughafen schließt für große Maschinen

Die nepalesische Regierung geriet wegen der zögerlichen Hilfe für die Erdbebenopfer in die Kritik. Der Flughafen von Kathmandu ist völlig überlastet, Berichten zufolge wurden Hilfslieferungen zudem nur stockend vom Zoll abgefertigt oder an der Grenze zu Indien gar abgewiesen. Amos sagte, sie habe Nepals Regierungschef Sushil Koirala daran erinnert, dass Nepal im Jahr 2007 ein Abkommen mit der UNO unterzeichnet hatte, um im Katastrophenfall Hilfslieferungen beschleunigt abzufertigen. Koirala habe ihr "versichert, dass das passiert". Sie hoffe nun also auf eine "Verbesserung bei diesen Verwaltungsproblemen".

Am Flughafen ist die Zollabfertigung jedoch nicht das einzige Problem: Wegen möglicher Erdbebenschäden wurde die Start- und Landebahn für Flugzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 196 Tonnen gesperrt, wie der Flughafenmanager Birendra Prasad Shrestha sagte. Offenbar hält der Asphaltbelag die ständige Belastung durch den Strom startender und landender Jets nicht stand. Es gebe zwar keine "sichtbaren Risse", aber möglicherweise Schäden unter der Oberfläche.

Zahl der Toten steigt auf mehr als 7000

Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 hatte am Samstag vor einer Woche den Himalaya erschüttert. Die Zahl der Toten in den betroffenen Ländern Nepal, Indien und China liegt inzwischen bei mehr als 7000. Die Zahl der Verletzten wurde unverändert mit mehr als 14100 angegeben. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der Toten weiter ansteigt. Wie der Chef der Tourismusbehörde, Tulsi Gautam, sagte, wurden landesweit bislang die Leichen von 54 Ausländern geborgen.

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Indien und China standen Nepal nach dem Erdbeben als erste Staaten zur Seite. Doch den politischen Rivalen geht es dabei nicht allein um Soforthilfe - sondern auch um politischen Einfluss.

Von Kai Strittmatter, Peking, und Arne Perras, Singapur

Unterdessen verbrachten viele der 28 Millionen Nepalesen die Nacht erneut unter freiem Himmel. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden mindestens zwei Millionen Zelte, Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente in den kommenden drei Monaten benötigt. Im größten Sportstadium der Hauptstadt sowie auf den Golfplätzen von Kathmandu reihen sich die Zelte bereits aneinander.

Expeditionsteams ziehen sich vom Mount Everest zurück

Nach den Lawinen am Mount Everest haben sich quasi alle Expeditionsteams vom höchsten Berg der Welt zurückgezogen. Wer noch am Berg sei, packe in den kommenden Tagen zusammen, sagte der belgische Bergsteiger Damien François aus dem Basislager. Das Lager sehe durch die Lawine aus "wie nach einem Tsunami". Derzeit räumten die wenigen verbliebenen Bergsteiger und ein Team der indischen Armee die Überreste zusammen, die durch die Druckwelle bis zu einen Kilometer weit geschleudert wurden.

Bei dem gewaltigen Erdbeben am vergangenen Samstag hatten sich im Mount-Everest-Massiv zahlreiche Lawinen gelöst. Dabei kamen mindestens 18 Menschen ums Leben, darunter nach Angaben von Nepals Bergsteigervereinigung eine Australierin, zwei US-Amerikaner, ein Japaner und ein Chinese. Die Regierung Nepals erklärte zunächst, den Berg von der Südseite nicht schließen zu wollen. China hingegen hatte schnell alle Klettertouren auf der Nordseite während der Frühlingssaison verboten.

© sz.de/dpa/AFP/Reuters/mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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