Abschlussbericht zur Air-France-Katastrophe:Pilotenfehler führten zum Absturz

Absturzursache Überforderung: Drei Jahre nach der Air-France-Katastrophe mit mehr als 200 Toten hat die Ermittlungsbehörde jetzt den Abschlussbericht vorgelegt. Demnach wurde das Unglück über dem Atlantik maßgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Angehörige der Opfer kritisieren die Ergebnisse.

Die Ursache für die Air-France-Flugzeugkatastrophe vor drei Jahren mit mehr als 200 Toten steht offiziell fest: Laut Expertengutachten wurde das Unglück maßgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Das geht aus dem Abschlussbericht der Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Demnach sei die Crew nach einer Vereisung der Sonden zur Geschwindigkeitsmessung mit der eigentlich beherrschbaren Situation überfordert gewesen. Sie habe im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren.

Abschlussbericht zur Ursache der Air-France-Katastrophe

Marinesoldaten und Taucher der brasilianischen Fregatte Constituição bergen einen Teil des abgestürzten Airbus der französischen Fluggesellschaft Air France. Drei Jahre nach dem Absturz vor der Küste Brasiliens steht fest: Die Crew hat im Cockpit der Airbus-Maschine komplett die Kontrolle verloren.

(Foto: dapd)

Die französischen Ermittler machen aber auch technische Fehler für den Absturz von Flug AF 447 über dem Atlantik verantwortlich. In ihrem Gutachten schlagen sie unter anderem Verbesserungen an den Anzeigen im Cockpit und bei den Pilotenschulungen vor. Die vereisungsanfälligen Sonden des Herstellers Thales wurden bereits kurz nach dem Absturz aus dem Verkehr gezogen.

Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 auf einem Nachtflug von Rio de Janeiro nach Paris abgestürzt. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche.

In ihrem Zwischenbericht vor einem Jahr hatte die BEA hauptsächlich von Pilotenfehlern gesprochen, die zu dem Unglück führten. In dem rein technischen Abschlusspapier, das die Behörde nun vorstellte, geben die Experten 25 neue Empfehlungen, wie die Flugsicherheit verbessert werden kann.

Justiz ermittelt seit langem

Bei den Ermittlungen zur Absturzursache stützten sich die Experten vor allem auf die Auswertung der Flugdatenschreiber. Sie waren im Frühjahr vergangenen Jahres nach mehreren vergeblichen Suchaktionen aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen worden. BEA-Chef Jean-Paul Troadec betonte, dass seine Behörde nicht die Aufgabe gehabt habe, die Verantwortlichen zu benennen. Dies sei Sache der Justiz. Diese ermittelt bereits seit langem in dem Fall, hat allerdings bislang noch keine Anklage erhoben.

Angehörige kritisieren den Abschlussbericht der Behörde. "Die Ermittler denken, dass die Piloten Fehler gemacht haben - das ist die einzige Absturzursache", sagte die Deutsche Barbara Crolow, die bei dem Unglück vor drei Jahren ihren Sohn verlor. "Ich bin etwas enttäuscht." Die BEA hatte einige Angehörige vorab über den Abschlussbericht informiert, den sie offiziell am Nachmittag vorstellen wollte.

Am Tag zuvor war ein zweiter, juristischer Ermittlungsbericht bekanntgeworden, den Untersuchungsrichterin Silvia Zimmermann in Auftrag gegeben hatte. Im Gegensatz zur BEA machen die Ermittler nicht allein die Piloten für das Unglück verantwortlich. Stattdessen ist in dem mehr als 350 Seiten langen Papier von einer unglücklichen Verkettung die Rede, aus schlechtem Wetter, fehlender Ausbildung der Piloten und technischen Problemen an den Geschwindigkeitsanzeigen, die bereits seit Jahren bekannt gewesen seien.

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