Abschied von Tagesschau-Sprecher:"Ich genieße das in vollen Zügen"

Dreißig Jahre war er Chefsprecher der meist gesehenen Nachrichtensendung Deutschlands. Zum Abschied erzählt "Tagesschau"-Ikone Jo Brauner über seine Zukunftspläne und warum er Jens Riewa zur Ordnung rief.

Interview: Sönke Wiese

SZ: Sie treten exakt nach 30 Jahren ab. Ist das nicht zu viel Theatralik?

Jo Brauner: Ich wollte schon im Mai aufhören. Dann hat der Chefredakteur mitbekommen, dass sich das Jubiläum anbahnt und gesagt: "Hören Sie am 9. Oktober auf, das ist eine runde Geschichte."

SZ: Wer spricht öffentlich im Sender das Abschiedswort?

Brauner: Ich werde am Ende der Tagesschau am Samstag zwei, drei Sätze sagen, mehr nicht.

SZ: Behagt Ihnen das Gefühl, jetzt selbst zur Nachricht zu werden?

Brauner: Ich genieße das in vollen Zügen. Ich habe zwar nie darunter gelitten, keine Person des öffentlichen Lebens zu sein wie andere Sprecher. Nun aber diese Anerkennung für meine Arbeit zu bekommen, von Kollegen und auch von Medien, das ist wirklich schön.

SZ: Kollege Jens Riewa trat gern auf dem Boulevard auf. Wie oft mussten Sie als Chefsprecher zur Disziplin rufen?

Brauner: Menschen machen Fehler. Bei uns dürfen sie aber nicht vergessen, dass ein Vertrag sie zu seriösem Auftreten verpflichtet - auch im Privaten, das an die Öffentlichkeit dringen kann. Über bestimmte Vorfälle haben wir mehr gesprochen, als den Medien bekannt ist.

SZ: Was war Ihre größte Leistung?

Brauner: Ich habe dazu beigetragen, dass die Tagesschau nach wie vor die meist gesehene Nachrichtensendung ist.

SZ: Wird es eine Reform geben?

Brauner: Sicherlich existieren Pläne in den Schubladen, um die Sendung anders zu gestalten. Aber meine Meinung ist: Die Tagesschau ist modern, weil sie erfolgreich ist. Warum sollte man also die Kuh schlachten?

SZ: Ihr Rat an Nachfolger Jan Hofer?

Brauner: Seriosität ist das Wichtigste. Jan soll so weiter machen wie ich. Er soll aufpassen, dass die Dämme nicht brechen, dass die Yellow-Press-Geschichten im Rahmen bleiben.

SZ: Was wird nun Ihr Leben ausfüllen? Brauner: Ich werde schreiben - aber um Himmels willen keine Autobiografie! Und ich will viel reisen: Australien ist eines meiner Traumziele.

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