Skandal um vermeintliche Bio-Eier:Viel zu spät informiert

Erst Pferdefleisch im Rinderhack, dann auch noch falsch deklarierte Bio-Eier: Nicht immer ist auch drin, was draufsteht. (Foto: Getty Images)

Wegen des Verdachts auf Betrug bei vermeintlichen Bio-Eiern wurde schon länger ermittelt. Doch die Verbraucher hat niemand informiert. Die Begründung dafür leuchtet ein - doch so bleiben die Konsumenten hilflos.

Ein Kommentar von Jens Schneider

Nach diesem Skandal könnte man wieder leicht in Fatalismus verfallen: Was auf dem Eier-Karton steht, ist doch egal, wenn ohnehin Betrug dahinter steckt, oder? Da entdeckt im Herbst 2011 die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen, dass Produzenten von Hühnereiern womöglich systematisch betrogen haben. Sie sollen mehr Legehennen gehalten haben als erlaubt. Die Ermittlungen weiten sich aus. Die Verbraucher erfahren: nichts.

Erst jetzt, mehr als ein Jahr nach Beginn, wird die Sache nach einem Pressebericht bekannt. Und es geht gewaltig durcheinander. Da ist von einem Skandal um Bio-Eier die Rede, obwohl alle Arten von Höfen betroffen sind, wohl vor allem konventionelle. Das Ausmaß der Sache kann niemand abschätzen. Es wird spekuliert, wie viele falsch deklarierte Eier verkauft wurden. Viele Millionen?

Dieser Ablauf ist mindestens unglücklich. Die inzwischen abgelöste schwarz-gelbe Landesregierung hätte gut daran getan, früher zu informieren. Ihr Landwirtschaftsminister verzichtete darauf schweren Herzens, auf Bitten der Staatsanwaltschaft. Die wollte nicht, dass weitere Verdächtige zu früh von den Ermittlungen erfahren. Das ist kein schlechter Beweggrund. Doch am Ende verpasste man den richtigen Zeitpunkt. Nun wird sich bei vielen Verbrauchern das Gefühl der Hilflosigkeit verstärken: Wenn sie von Skandalen erfahren, ist es sowieso zu spät.

© SZ vom 27.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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