Schulbusfahrer-Streik in New York:"Chaotische Verhältnisse"

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In New York streiken die Schulbusfahrer - 150.000 Kinder sind davon betroffen.  (Foto: Reuters)

Die Amerikaner lieben und hassen ihre legendären Schulbusse. Nun streiken deren Fahrer in New York. Mehr als 150.000 Schulkinder sind davon betroffen. "In den ersten Tagen wird es Dramen und auch Traumata geben", warnen Experten.

Von Nikolaus Piper, New York

Der Schulbus ist eine Institution des amerikanischen Lebens, dem in Deutschland nichts Vergleichbares entspricht. Schulbusse sehen im ganzen Land ungefähr gleich aus: gelb und unglaublich altmodisch. Hergestellt werden die Ungetüme meist von kleineren Firmen, die außerhalb des Schulbus-Geschäfts niemand kennt.

Autofahrer müssen aufpassen: Wenn ein Bus hält, geht ein Blinklicht an, und zwei rote Stopp-Schilder klappen heraus. Das bedeutet: Der übrige Verkehr hat anzuhalten, auch der auf der Gegenfahrbahn. Verstöße gegen die Vorschrift werden streng bestraft. Schulbusse sind verhasst und geliebt und spielen daher in vielen Hollywood-Filmen eine zentrale Rolle.

Ein Streik der Schulbus-Fahrer ist daher ein entsprechend großes Ereignis. So wie jetzt in New York. An diesem Morgen sind 8800 Fahrer der "Amalgamated Transit Union", einer von mehreren Transport-Gewerkschaften in der Metropole, in den Streik getreten. Betroffen von dem Ausstand sind 152 000 Kinder.

Der zuständige Schuldezernent Dennis Walcott hat die Eltern schon auf "chaotische Verhältnisse" eingestellt. "In den ersten Tagen wird es Dramen und auch Traumata geben", sagte Walcott. Das Besondere an den New Yorker Schulbussen: Während die meisten Schüler mit der U-Bahn oder mit normalen Stadtbussen in die Schule fahren können, sind besonders ärmere Kinder in entlegenen Wohnbezirken und Behinderte auf die gelben Schulbusse angewiesen.

Mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr

Für die schafft der Streik besondere Härten. Als Notmaßnahme hat die Schulverwaltung kostenlose U-Bahn-Karten an betroffene Familien ausgegeben, Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, bekommen 55 Cents pro Meile erstattet.

Der Anlass des Streiks ist reichlich bizarr. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg will 1100 der insgesamt 7700 Buslinien in der Stadt neu unter privaten Unternehmen ausschreiben lassen. Ziel ist es, für die unter einer Haushaltskrise leidenden Stadt überflüssige Kosten zu sparen, schließlich kostet das Schulbussystem mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr.

Die betroffene Gewerkschaft besteht nun darauf, dass die Stadt in die neuen Verträge eine "Employment Protection Provision, EPP" hineinschreibt. Diese Beschäftigungsschutz-Klausel würde vorsehen, dass ein neues Busunternehmen, das den Auftrag gewonnen hat, die erfahrensten Fahrer der bei dem Bietverfahren unterlegenen Firma übernehmen muss. Das ist gesetzeswidrig, das dürfen wir nicht tun, sagt die Stadtverwaltung. Der Beschäftigungsschutz ist unser Recht, sagt hingegen die Gewerkschaft. Und beide Seiten behaupten: Es geht uns nur um die Sicherheit der Schüler.

© SZ vom 17.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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