Papst Franziskus:"Er hat einfach eine unkomplizierte Art"

Begegnung mit dem Mann, der jetzt Papst Franziskus ist: Dennis Risse mit Kardinal Jorge Bergoglio in der Sakristei der Kathedrale von Buenos Aires.

Begegnung mit dem Mann, der jetzt Papst Franziskus ist: Dennis Risse mit Kardinal Jorge Bergoglio in der Sakristei der Kathedrale von Buenos Aires.

(Foto: Dennis Risse)

Zwei Tage vor Kardinal Bergoglios Abreise nach Rom lernte Dennis Risse ihn in Buenos Aires kennen. Im Interview mit SZ.de schildert der Deutsche, wie der neue Papst noch vor wenigen Wochen Pförtner-Aufgaben übernahm - und was Bergoglio sich damals vom künftigen Pontifex wünschte.

Von Oliver Das Gupta

Dennis Risse, Jahrgang 1989, stammt aus dem Kreis Fulda und ist seit zwei Jahren Kandidat des Säkularinstituts der Schönstatt-Patres. Dort möchte er Priester werden. Er studierte in München und absolviert nun in Argentinien ein Praktikum bei der Stiftung fundación 180. Ende Februar lernte er Kardinal Jorge Bergoglio kennen, den Erzbischof von Buenos Aires. Zwei Tage später machte sich Bergoglio auf die Reise nach Rom, wo er zum Papst Franziskus gewählt wurde.

SZ.de: Herr Risse, Ihre Facebook-Seite ziert ein Foto von Ihnen mit dem neuen Papst Franziskus. Bei welcher Gelegenheit ist das entstanden?

Dennis Risse: Am 23. Februar, während eines Besuchs in seinem Bischofssitz. Die Schönstatt-Patres hatten im Rahmen ihrer Jahrestagung auch eine Audienz bei Kardinal Bergoglio, an der ich teilgenommen habe.

Es heißt, der neue Papst sei unprätentiös. Haben Sie ihn so erlebt?

Ja. Als wir morgens dort ankamen, öffnete Kardinal Bergoglio persönlich das große Tor, damit die Autos reinfahren konnten. Er grüßte auch die Leute auf der Straße und hat uns hinterher auch wieder hinausbegleitet. Obwohl samstags in Argentinien gearbeitet wird, war er alleine im Bischofssitz. Er hat einfach eine unkomplizierte Art. Vorher schon hat man mir gesagt: Mach dir keine großen Gedanken, wie du dem Kardinal begegnest. Er ist einfach umgänglich. Wir hatten zuerst ein ausführliches Gespräch und feierten anschließend eine Heilige Messe.

War das Konklave ein Thema bei dem Gespräch?

Er wurde gefragt, was er sich vom neuen Papst erhoffe.

Und wie lautete seine Antwort?

Sinngemäß: Der neue Papst sollte den Glauben an Jesus ins Zentrum stellen und großen Wert auf das Gebet legen. Das passt zu seinem ersten Auftritt nach seiner Wahl: Da bat er die Gläubigen, für ihn zu beten.

Äußerte er sich auch zu großen Debatten der Kirche wie zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder dem Zölibat?

Nein, hat er nicht. Das sind ja auch Themen, die momentan vor allem in Europa debattiert werden. Sein kompliziertes Verhältnis zur Präsidentin Cristina Kirchner ist ja bekannt, vor allem wegen der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Argentinien, dies hatte er sehr offen und direkt angeprangert. Mit dieser Direktheit hat er auch bei uns über aktuelle argentinische Probleme offen gesprochen.

Er wusste, dass er demnächst Papst werden könnte. Wirkte er angespannt?

Ich kenne ihn ja sonst nicht. Aber er war ganz ruhig und sprach mit eher leiser Stimme. Es war zu spüren: Er ist schon ein besonderer Mensch. Die Patres waren begeistert. "Un santo", sagten manche, "ein Heiliger".

War er Ihr Wunschkandidat für die Nachfolge von Benedikt XVI.?

Es war mir schon klar, dass es gut wäre, wenn er es werden würde. Seine Ausstrahlung ist wirklich groß, gerade weil er so bescheiden ist. Das zeigt sich übrigens auch daran, wie er sich kleidete: Er trug ein schwarzes Collar-Hemd, darüber ein Jackett, schmucklos war er. Das Pektorale, das Brustkreuz, zog er erst bei der Messe an. Wenn ich mich richtig erinnere, trug er genau dieses Kreuz auch nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdoms. Ich bin froher Hoffnung, dass dieser Papst viel bewegt.

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