Panne beim Winterdienst:Kiew räumt Schnee per Foto-Retusche

Kiew räumt Schnee per Photoshop

In Kiew kämpfen die Menschen seit Wochen gehen die dicke Schneedecke. 

(Foto: dpa)

Gegen die stärksten Schneefälle seit einem Jahrhundert kam die Stadt Kiew nicht so recht an - und bemühte statt Räumfahrzeugen kurzerhand Photoshop für die Beseitigung der Schneemassen.

Kiew versinkt im Schnee. In der ukrainischen Hauptstadt waren die Niederschläge der vergangenen Wochen so heftig wie seit 100 Jahren nicht mehr. Der Winterdienst der Stadtverwaltung kämpfte vergeblich gegen die Schneemassen. Doch jeder Ukrainer, der nicht draußen auf den Straßen der Metropole versuchte, sich durch die weißen Berge zu kämpfen, sondern der drinnen in seinen Computer starrte und auf den Seiten der Stadtverwaltung surfte, konnte den Eindruck bekommen: Alles im Griff, Bürger, seid beruhigt.

Drei dicke orangefarbene Räumfahrzeuge pflügten sich auf den städtischen Webseiten durch den Schnee, auf dem Foto war die Straße fast völlig frei. Das Problem nur: Das Bild zeigte nicht Kiew, sondern Moskau. Es handelte sich um ein Foto der Nachrichtenagentur Itar-Tass, das bereits im November aufgenommen wurde und mit dem Interfax im Januar zum Beispiel Berichte über das Schneechaos in der russischen Hauptstadt bebilderte.

Der Internetredakteur der Kiewer Stadtverwaltung hatte die Aufnahme grob bearbeitet, auf dass der Schwindel nicht sofort auffallen möge. Er machte die Nummernschilder der Autos auf dem Bild unkenntlich, ließ den Firmenschriftzug auf dem Räumfahrzeug verschwinden, zumindest teilweise.

Doch leider flog er trotzdem auf. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet, ein Facebook-Nutzer namens Jaroslaw Debeli habe den Betrug aufgedeckt. Itar-Tass bestätigte der Associated Press, dass es sich um ein Bild aus ihrem Angebot handle. Von den Seiten der Kiewer Stadtverwaltung ist das peinliche Foto inzwischen verschwunden; doch im Netz macht der Screenshot mit dem belastenden Material weiter die Runde.

Eine Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur, es sei ein "bedauerlicher technischer Fehler" passiert. Die NZZ zitiert die Frau mit dem Hinweis, der zuständige Seitenadministrator sei übermüdet gewesen, weil er tagelang ohne Pause durchgearbeitet habe. Was generelle Fragen zu den Arbeitsbedingungen in der Kiewer Stadtverwaltung aufwirft. Aber das ist ein anderers Thema.

Bekannt ist, dass Verwaltungschef Alexander Popow seinen Stellvertreter sowie mehrere Funktionäre kommunaler Betriebe inzwischen entlassen hat. Die Begründung: Sie hätten beim Winterdienst versagt.

Bald werden allerdings nicht mehr die Schneemassen das Hauptproblem in der Ukraine sein, sondern steigende Temperaturen. Mit der Schneeschmelze droht Hochwasser. Ein Stab der Stadtverwaltung soll einen Plan ausarbeiten, wie die erwarteten Fluten eingedämmt werden können. Der Wasserstand des Dnjepr, der mitten durch die Millionenmetropole fließt, wird Schätzungen zufolge um bis zu 2,60 Meter steigen.

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