Schüsse auf Einwanderer:Gericht spricht Heckenschützen von Malmö schuldig

Er bestreitet alle Gewalttaten - doch ein schwedisches Gericht sprach ihn jetzt schuldig. Peter Mangs soll nachts Jagd auf Menschen gemacht und mindestens zwei Einwanderer erschossen haben. Sein Geisteszustand bleibt rätselhaft.

Gunnar Herrmann

Peter Mangs, der Heckenschütze von Malmö, muss mit einer langen Gefängnisstrafe oder Zwangseinweisung in die Psychiatrie rechnen. Ein Gericht in der südschwedischen Stadt sprach den 40-Jährigen am Dienstag in 13 von insgesamt 20 Anklagepunkten für schuldig. Zwei Morde, vier Mordversuche und sieben weitere Überfälle legen die Richter ihm zur Last. In einem weiteren Mordfall wurde er freigesprochen.

Mangs hatte in den Jahren 2003 bis 2010 in Malmö mit Pistolen Jagd auf Menschen gemacht. Er schlich im Dunkeln maskiert und schwer bewaffnet durch die Straßen der Großstadt. Mehrfach feuerte er aus dem Hinterhalt auf Passanten. Die meisten seiner Opfer waren Einwanderer, weshalb rassistische Motive vermutet werden.

Als im Sommer 2010 klar wurde, dass es sich um einen Serientäter handelte, bekam der Fall auch international viel Aufmerksamkeit. Hinweise aus der Bevölkerung führten die Ermittler schließlich zu Mangs, der im November 2010 in seiner Wohnung festgenommen wurde. Mit einer ballistischen Untersuchung konnte auch eine Verbindung zu zwei nicht aufgeklärten Morden aus dem Jahr 2003 hergestellt werden. Zumindest für einen dieser Morde wurde Mangs verurteilt - er hat demnach im Juni 2003 den 66-jährigen Kooros Effiatan in seiner Wohnung erschossen. Auch konnte die Anklage Mangs nachweisen, dass er im Oktober 2009 die 20-jährige Trez West Persson getötet hatte.

Angeklagter hält sich Ohren zu

Die Angehörigen zeigten sich am Dienstag zufrieden. Kiarash Effiatan, Sohn des ersten Mordopfers, erklärte der Zeitung Expressen, die Tat vom Sommer 2003 sei all die Jahre ein "Mysterium" für ihn gewesen. Er habe zeitweise sogar überlegt, ob sein Vater in kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen sei, von denen er nichts wusste. "Das Urteil ist eine große Erleichterung für mich."

Mangs selbst bestreitet alle Gewalttaten. Im Schlussplädoyer hatte sein Verteidiger Douglas Norking angezweifelt, dass es sich bei den Anschlägen überhaupt um eine Verbrechensserie handelt. "Vermutlich gibt es mehrere Täter." Mangs gestand zu Anfang des Prozesses lediglich, zwei Straßenschilder mit Schüssen beschädigt zu haben. Später verweigerte er dann jede weitere Aussage.

Die insgesamt 25 Verhandlungstage verbrachte er meist, in dem er demonstrativ Bücher las. Wenn Staatsanwältin Solveig Wollstad das Wort hatte, hielt er sich oft die Ohren zu. Von einem Psychologen wurde bei Mangs vor einigen Jahren einmal eine autistische Persönlichkeitsstörung festgestellt. Rechtspsychiatrische Gutachter sollen nun in den kommenden vier Wochen seinen Geisteszustand untersuchen, bevor das Gericht entscheidet, ob er ins Gefängnis muss oder in Behandlung. Die Staatsanwältin hatte lebenslange Haft gefordert.

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