Zustände in Münchner Schulgebäuden:Krisensitzung wegen Gammel-Schulen

Eine Marode Wand in der Marieluise-Fleißer Realschule.

Der Elternbeirat der Marieluise-Fleißer Realschule hat den Bayerischen Landtag um Hilfe gebeten, weil sich das Schulgebäude in einem desolaten Zustand befindet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Vollkommen verrottet": Nach Berichten über zwei Münchner Gammel-Schulen verspricht der Stadtschulrat Abhilfe. Doch die bislang bewilligte Summe wird für die Sanierung nicht reichen.

Von Tina Baier und Katja Riedel

Nach den Beschwerden über die unzumutbaren Bedingungen an der Marieluise-Fleißer-Realschule und der Grundschule an der Schwanthalerstraße hat Stadtschulrat Rainer Schweppe (SPD) am Freitag eine Krisensitzung mit Vertretern der zuständigen Fachabteilungen einberufen.

Schweppe sicherte danach zu, an der Realschule werde es über die Sommerferien "Schönheitsreparaturen" geben. Zuvor hatte schon Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) interveniert: Sie lege größten Wert darauf, dass an den beiden Schulen etwas passiere und verlange für nächste Woche einen Bericht. "Wenn in dem Schulgebäude der Schimmel ist, ist das nicht akzeptabel", sagte Schweppe.

Mechthilde Wittmann, CSU-Bildungsexpertin im Stadtrat, reicht das nicht. "Die Marieluise-Fleißer-Realschule ist nur die Spitze eines Eisbergs", sagt sie. Viele Schulen in München seien "vollkommen verrottet". Für jede Kultureinrichtung habe die Stadt Geld gehabt, nur für die Schulen nicht. "Das ist ein Schwachpunkt, da können wir uns nicht rausreden", gibt Jutta Koller (Grüne) zu. "Das Problem ist angekommen. Wir sind ja auch an den Schulen und sehen und riechen es leider ebenfalls".

Koller geht davon aus, dass der Stadtrat bald die Summe für den so genannten Bauunterhalt der Schulen erhöhen wird. Außerdem werden voraussichtlich schon nächste Woche 20 weitere Stellen für das Zentrale Immobilienmanagement (ZIM) genehmigt, die Abteilung, die im Bildungsreferat unter anderem für die Schulgebäude zuständig ist. Erst kürzlich hat die chronisch unterbesetzte Abteilung 27 zusätzliche Stellen bekommen, die aber längst noch nicht alle besetzt sind.

"Kommunikation mit den Schulen zu kurz gekommen"

Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) hofft, dass sich dann endlich auch die Kommunikation mit den Schulen verbessert: "Das ist viel zu kurz gekommen" sagt sie. Zusagen an die Schulen müssten eingehalten werden, und "wenn etwas dazwischenkommt, muss man die Schulleitungen wenigstens darüber informieren."

Um in den nächsten Jahren marode Schulgebäude zu sanieren, hat der Stadtrat für die Jahre 2011 bis 2014 mehr als eine Milliarde Euro bewilligt. Hinzu kommen Sonderpauschalen und -töpfe, die nach einer Prioritätenliste kurzfristig abgerufen werden können. Dringend notwendige neue Toilettenanlagen (sechs Millionen Euro im Jahr), akustisch verbesserte Decken in Klassenräumen (eine Million Euro ) sowie modernisierte Fachlehrsäle (fünf Millionen Euro) können daher schneller gebaut werden, als das Mehrjahresprogramm dies eigentlich vorsähe. Mit der Sonderpauschale zum Ausbau des Ganztagesangebotes kommen nochmals fünf Millionen Euro jährlich hinzu, zum Beispiel um Küchen neu einzurichten.

All dies klingt zusammengenommen nach viel Geld - doch um alle staatlichen und städtischen Schulen auf ein annehmbares bauliches Niveau zu bringen, wären weit höhere Summen nötig. Nachdem die Stadt bei der Sanierung der Gründerzeitbauten schon vorangekommen ist, kommen nun auf das Zentrale Immobilienmanagement der Stadt sowie auf deren Baureferat die maroden Nachkriegsbauten aus den 60er und 70er Jahren zu. Diese seien, so hatte Schweppe schon vor Monaten befunden, meist von noch schlechterer Substanz als die Altbauten.

Der Sanierungsstau wird sich auch deshalb nur zögerlich auflösen, weil der Bildungsbereich insgesamt unter erheblichem Baudruck steht: zum einen durch den Zuzug, durch steigende Schülerzahlen und Neubauten, aber auch durch gesellschaftliche Veränderungen. In vielen Schulen sollen Ganztagsangebote eingerichtet werden, und den pädagogischen müssen bauliche Umbauten vorangehen. Zudem müssen dieselben Mitarbeiter den massiven Ausbau der Kindertagesbetreuung stemmen.

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