Ankunftszentrum für Flüchtlinge:Zum Registrieren, bitte hier entlang

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Flüchtlinge warten an der neuen Registrierungsstelle am Hauptbahnhof. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Regierung von Oberbayern richtet am Hauptbahnhof ein "Easy"-Prozedere ein, um die Aufnahme zu beschleunigen. Auch die Unterkunft in der Baierbrunner Straße hat wieder geöffnet.

Von Inga Rahmsdorf

Die Regierung von Oberbayern hat am Freitag eine Registrierungsstelle für Flüchtlinge im Münchner Hauptbahnhof eingerichtet. Zudem hat sie ihre Unterkunft in der Baierbrunner Straße wieder für Asylbewerber geöffnet, die sie erst vor wenigen Wochen wegen schlechter Zustände geschlossen hatte. Mit diesen Schritten soll das Ankunftszentrum im Euro-Industriepark entlastet und das Aufnahmeprozedere verkürzt werden. Das Zentrum war kurz nach seiner Eröffnung bereits so überfüllt, dass vor zehn Tagen auf dem Gelände Zelte aufgebaut werden mussten, in denen seitdem jede Nacht bis zu 250 Menschen übernachtet haben. Ziel sei es auch, die Zelte so schnell wie möglich abbauen zu können, sagt Simone Hilgers, Sprecherin der Regierung von Oberbayern.

Bisher wurden ankommende Flüchtlinge im Hauptbahnhof von Polizisten registriert und dann weitergeschickt in das Ankunftszentrum in Freimann. Dort wurden sie medizinisch untersucht und registriert. Anhand des bundesweiten Verteilungssystems "Easy" wurde anschließend herausgefunden, welche Kommune in Deutschland für sie zuständig ist. Das Easy-Prozedere soll nun vorgezogen und im Hauptbahnhof erledigt werden. Zuletzt kamen durchschnittlich etwa 650 Flüchtlinge pro Tag in München an. Die Hälfte von ihnen wird an andere Bundesländer verwiesen.

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Künftig sollen diese Menschen gar nicht erst unnötig vom Bahnhof in den Euro-Industriepark und wieder zurück fahren. Stattdessen sollen sie direkt am Hauptbahnhof nach der Registrierung ihre Fahrkarte erhalten und von dort mit Zügen in die für sie zuständige Kommune reisen. So könnten die Asylverfahren schneller beginnen und die Flüchtlinge auch schneller Ruhe finden, sagt Sprecherin Hilgers. Ein Team der Regierung wird im Starnberger Flügelbahnhof, wo derzeit die Polizei arbeitet, die Easy-Registrierung vornehmen.

Weil das bundesweite Easy-Verteilungssystem jedoch nachts abgeschaltet wird, können Flüchtlinge, die abends ankommen, erst am nächsten Morgen weitergeleitet werden. Bislang wurde das System um 20 Uhr abgeschaltet, jetzt läuft es zumindest bis 24 Uhr. Flüchtlinge, die erst nach Mitternacht ankommen, sollen nun mit Bussen vom Bahnhof in die Baierbrunner Straße gebracht werden.

In dem Gebäude in Obersendling, in dem zuvor das Ankunftszentrum war und das eigentlich saniert werden soll, sei die Infrastruktur noch vorhanden. Zudem sei es grundgereinigt, mit frischer Bettwäsche ausgestattet und ein Caterer für Essenspakete sowie ein Sicherheitsdienst seien beauftragt worden, sagt Hilgers. Die Anwohner seien am Freitag informiert worden. Morgens werden die Flüchtlinge dann entweder in das Ankunftszentrum oder zum Bahnhof gebracht - je nachdem, ob laut Verteilungsschlüssel München oder eine andere Kommune für sie zuständig ist. Es sei zudem geplant, auch das medizinische Screening so bald wie möglich im Hauptbahnhof durchzuführen.

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Derzeit spricht sich laut Hilgers die Regierung noch mit Polizei und Gesundheitsreferat ab, um die räumlichen Bedingungen zu klären. Dann könnten auch Asylbewerber, die in München bleiben, direkt vom Hauptbahnhof aus in die Bayernkaserne gebracht werden. Sie bräuchten nicht erst noch im Ankunftszentrum aufgenommen werden.

Bis das Screening möglich ist, werden die Flüchtlinge in der Kommune medizinisch untersucht, in die sie geschickt werden. Flüchtlinge, die offenkundige Verletzungen und Krankheiten aufweisen, werden laut Hilgers weiterhin umgehend behandelt.

Die Unterkunft in der Baierbrunner Straße sei zwar renovierungsbedürftig, aber als Schlafstätte besser geeignet als Zelte, sagt Rebecca Kilian-Mason, Leiterin vom Infobus für Flüchtlinge. "Meiner Meinung nach wäre aber eine vorausschauende Planung besser gewesen. Es wird seit Jahren eine konstante Notfallplanung betrieben", kritisiert sie. Das werde auch daran deutlich, dass gerade erst ein neues Ankunftszentrum mit 350 Plätzen eröffnet wurde - in Zeiten, in denen bereits täglich mehr als 500 Flüchtlinge ankommen.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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