Zukunft eines Hauses:Abschied von Genezareth

Gemeindezentrum Genezareth Pasing

Das Gemeindezentrum Genezareth, 1985 erbaut, liegt in bester Wohnlage nahe dem Pasinger Stadtpark. Die Räume dort wurden vielfältig bespielt.

(Foto: Privat)

Weil Mittel und Pfarrstellen schwinden, wird eines von insgesamt vier Gemeindehäusern der evangelisch-lutherischen Himmelfahrtskirche im Pasinger Süden an diesem Sonntag entwidmet. Unklar ist vorerst, was mit der Immobilie geschieht

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Die Gemeinden schrumpfen, Etats sinken, Pfarrstellen schwinden, die Kirche zieht sich aus der Fläche zurück. Auch der evangelisch-lutherischen Himmelfahrtskirche ergeht das nun so. Anfang der 2000er-Jahre wurde ihr eine komplette Pfarrstelle gestrichen. Das Gemeindezentrum Genezareth im Pasinger Süden stand ohne seine Pfarrerin Doris Desnoes da. Sie wechselte an eine andere Stelle, verwaltete jedoch Genezareth ehrenamtlich, unterstützt von Ilse Diez, weiter. An diesem Sonntag, 22. Oktober, 11.30 Uhr, aber findet dort der letzte Gottesdienst statt. Stadtdekanin Barbara Kittelberger wird das tun, was getan werden muss in solchen Fällen: Sie wird mit einer liturgischen Handlung den Gottesdienstraum entwidmen, der allerdings immer schon säkularen Nutzungen wie beispielsweise Yogakursen offen stand.

Das Gemeindezentrum an der Stapferstraße nahe dem Pasinger Stadtpark wurde 1985 errichtet. Damals, erklärt der Pfarrer der Himmelfahrtskirche, Hans-Martin Köbler, galten traditionelle Kirchenräume bei Gläubigen als "out". Die Himmelfahrtskirche hat noch zwei weitere dieser Stützpunkte, die Gemeindezentren Emmaus und Bartimäus in Lochhausen. Damals wären sich die Pfarrer - auch in Pasing - fast gegenseitig auf die Füße getreten. Vom drohenden "Pfarrerberg" habe man zu dieser Zeit in der Landeskirche geraunt.

Doch die Zeiten haben sich geändert, die finanziellen und personellen Spielräume sind enger geworden. "In den vergangenen Jahren ist unsere Gemeinde immer mehr zusammen gewachsen. In Jugendarbeit und Kindergottesdiensten, in der Konfirmandenarbeit, bei den Senioren und in vielen Gottesdiensten. Auch der Not gehorchend. Wenn Pfarrstellen schwinden, kann nicht mehr alles überall geschehen", erklärt Könler, der wieder eine Tendenz zum klassischen Sakralraum sieht. Der Vorstand der Himmelfahrtskirche habe nach reiflicher Überlegung beschlossen, die Anzahl der Gemeindezentren zu verringern. Zugunsten des Haupthauses an der Himmelfahrtskirche im Pasinger Norden, das renoviert und erweitert werden soll.

Die Schließung des Gemeindehauses Genezareth müsse man im Zusammenhang mit dem Immobilien-Strukturprozess im Dekanatsbezirk München sehen, in dem der Gebäudebestand aller Kirchengemeinden auf dem Prüfstand stehe, sagt Dekanin Kittelberger. Was mit dem Komplex in bester Wohnlage geschehen wird, solle nun mit der Landeskirche diskutiert werden. Sie erwartet eine Entscheidung für Anfang nächsten Jahres. "Es wird weder abgerissen, noch wird dort bald ein Dreispänner stehen", glaubt Kittelberger. Sie geht davon aus, dass das Zentrum ein "kirchlicher Stützpunkt" bleiben wird.

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