Zukunft des Wohnens:München wird keine Gettos bauen

Wie hier am Hirschgarten sind in München zuletzt viele Neubauviertel entstanden - als Mischung aus sozialem und gehobenerem Wohnungsbau. (Foto: Lukas Barth)

Reine Sozialsiedlungen für München? Solche Forderungen hält Stadtbaurätin Elisabeth Merk für ideologisch. Sie will sich aber auch nicht vorwerfen lassen, nur Luxusbauten zu fördern.

Von Katja Riedel

Die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk hat sich in der Debatte um die Zuwanderung und deren wohnungspolitische Folgen gegen den Bau reiner Viertel mit Sozialem Wohnungsbau ausgesprochen. Dies seien Fehler der Siebzigerjahre, die Metropolregionen nun nicht wiederholen sollten. "Wer dies popagiert, ist wirklich ideologisch unterwegs", sagte Merk, die das Münchner Referat für Stadtplanung und Bauordnung seit 2007 leitet.

Aus einem internen Schriftwechsel zwischen Mitarbeitern ihres und des städtischen Sozialreferats war kürzlich der Vorwurf zu entnehmen, dass Merks Referat sich zu wenig um Wohnungslose und Geringverdiener und zu sehr um Projekte kümmere, bei denen neben Sozial- auch teure Eigentumswohnungen gebaut werden.

Gentrifizierung in München
:Von der Rendite überrollt

In immer schnellerem Tempo bauen Investoren die Stadt München mit teuren Wohnungen und edlen Läden zu. Was macht das mit den Menschen?

Von Thomas Kronewiter

Gegen diese Vorwürfe, auf Kosten Wohnungsloser zu planen, setzt Merk sich nun vehement zur Wehr. Auch sie sorge sich über Luxuswohnungen. "Eine vernünftige Sozialplanung und Stadtentwicklung kann heute nicht heißen, zu 100 Prozent Sozialwohnungen in einem Neubaugebiet zu bauen", sagte Merk. München werde weiter mit privaten Investoren zusammenarbeiten.

Dies ist in München seit mehr als 20 Jahren Konzept. Wer als Investor mit einem Bebauungsplan ein Grundstück entwickelt, muss auch Sozialwohnungen mitbauen und die soziale Infrastruktur mitfinanzieren.

Merk äußerte Verständnis für die Sorgen derjenigen, die sich um Wohnungslose kümmerten. "Aber sie können nicht die Augen davor verschließen, dass wir keine Gettos bauen können", so Merk. Für den sozialen Frieden innerhalb der Stadt sei es wichtig, "dass wir den Münchnern jetzt glaubhaft darstellen, dass es keine Gefahr für die Sicherheit und Identität, ja für den Charakter unserer Stadt ist, Zuwanderer gut zu integrieren".

Das komplette Interview lesen Sie hier mit SZ Plus

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusInterview mit der Stadtbaurätin
:Wie und wo Münchner künftig wohnen sollen

"Dort, wor es passt, befürworte ich auch Wohnhochhäuser": Im Gespräch erklärt Stadtbaurätin Elisabeth Merk, wie sich München entwickeln soll - und gibt einen Ausblick, wie die Stadt Zuwanderer integrieren kann.

Interview von Katja Riedel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: