Zukunft des Kulturzentrums:Der Gasteig - die nächste Großbaustelle

Das Kulturzentrum am Gasteig in München.

Abriss? Eher unwahrscheinlich: Das Kulturzentrum am Gasteig in München.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Oberbürgermeister Reiter will bis zum Herbst eine Entscheidung, wie es mit dem Kulturzentrum am Gasteig weiter gehen soll. Alle Varianten seien denkbar, heißt es - auch ein Abriss. Denn die Sanierung könnte bis zu 300 Millionen Euro kosten.

Von Peter Fahrenholz und Franz Kotteder

Die jahrelang diskutierte und verschleppte Generalsanierung des Kulturzentrums am Gasteig soll jetzt offenbar mit Hochdruck in Angriff genommen werden. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat seinen Stellvertreter Josef Schmid (CSU), in dessen Zuständigkeit der Kulturbereich fällt, beauftragt, bis zum Herbst einen Grundsatzbeschluss zum Gasteig vorzulegen.

Darin sollen sowohl verschiedene Sanierungsmodelle untersucht als auch die Gesamtkosten, mit denen zu rechnen ist, genau aufgeschlüsselt werden. Ausdrücklich will Reiter dabei auch die Variante prüfen lassen, den Gasteig abzureißen und stattdessen ein völlig neues Kulturzentrum zu schaffen. Die Prüfung müsse "ohne Denkverbote" erfolgen und "alle denkbaren Varianten umfassen", sagte der OB zur Süddeutschen Zeitung.

Für Reiter ist der Gasteig "das nächste Großprojekt" nach der Sanierung des Stadtklinikums. Auch die Kosten für die Stadt bewegen sich in ähnlicher Größenordnung. Denn der Oberbürgermeister geht inzwischen von einer Summe von 300 Millionen Euro aus, die am Ende wegen der üblichen Kostensteigerungen bei Langzeit-Großprojekten wohl noch höher ausfallen wird. Im vergangenen Jahr war noch von Gesamtkosten von 209 Millionen die Rede. Allerdings war in diesem Szenario eine Sanierung der Philharmonie noch nicht eingerechnet, die mindestens weitere 70 Millionen Euro verschlingen dürfte.

Die politische Blockade bei der Gasteig-Sanierung hängt eng mit der Debatte um einen neuen Konzertsaal für das Symphonieorchester des BR zusammen. Denn je nachdem, ob die Philharmonie danach weiterhin von zwei Orchestern oder nur von den Philharmonikern bespielt wird, müsste die Sanierung unterschiedlich groß ausfallen. Ude hatte die erfolglose Suche nach einem Konzertsaal-Standort stets mit Spott begleitet, zugleich lag damit aber auch die Totalsanierung des Gasteigs auf Eis.

Reiter will das Junktim zwischen Gasteig und neuem Konzertsaal jetzt auflösen. In seinen Augen muss die Philharmonie, deren mangelhafte Akustik immer wieder beklagt wird, in jedem Fall saniert werden - völlig unabhängig davon, ob ein weiterer Konzertsaal gebaut wird. "Der Umbau muss auch zu funktionalen Verbesserungen führen", sagte der OB. Es könne nicht angehen, viele Millionen in eine Gasteig-Sanierung zu stecken, ohne dass sich im Konzertsaal dort etwas verbessere.

Der Abriss bleibt unwahrscheinlich

Der Idee eines weiteren Konzertsaals, um auch den BR-Symphonikern eine eigene Spielstätte zu geben, steht Reiter deutlich aufgeschlossener gegenüber als sein Vorgänger Ude. Die Stadt werde ein solches Projekt planerisch unterstützen, klar müsse aber sein, dass sie dafür nicht mitzahlen werde. Reiter will sich in Kürze mit Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) treffen, um sich den aktuellen Stand bei der Standortsuche erläutern zu lassen.

Auch wenn Reiter einen Abriss des Gasteigs prüfen lässt, ist es unwahrscheinlich, dass sich die Stadt am Ende zu diesem spektakulären Schritt durchringt. Denn die Kosten für einen Neubau würden zum einen wohl noch einmal deutlich höher liegen. Zum anderen muss die Stadt wegen eines komplizierten Leasingkonstruktes, das man in den Achtzigerjahren beschlossen hat, noch bis 2030 insgesamt knapp 55 Millionen Euro Leasingraten zahlen. Ein Neubau würde also zu der kuriosen Situation führen, dass die Stadt weiter für einen Bau bezahlen müsste, den sie längst abgerissen hat.

Vorstellen kann sich der OB offenbar, auch über die Nutzung des Gasteigs neu nachzudenken, also über die Frage, ob dort auch künftig die Stadtbibliothek und die Volkshochschule untergebracht bleiben. Entscheidend sei für ihn bei einer Sanierung des Gasteigs die Frage "Was können wir an dieser Stelle für die Kultur der Stadt tun?". Gasteig-Chefin Brigitte von Welser sieht nun jedenfalls die Chance, die Generalsanierung und Modernisierung in einem Zug hinzukriegen: "Ich habe das Gefühl, diesmal ziehen alle an einem Strang." Fällt im Herbst der Beschluss, dann könne spätestens 2020 mit den Bauarbeiten begonnen werden.

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