Zu wenig Lokführer:Sanierungsfall S-Bahn

Pendler müssen dafür büßen, dass sich die S-Bahn-Chefs nicht rechtzeitig um genügend Personal gekümmert haben - und Wirtschaftsminister Zeil die Verantwortlichen einfach gewähren lässt.

Christian Krügel

Nehmen wir mal an, die S-Bahn München wäre ein kleiner mittelständischer Betrieb in der freien Wirtschaft. Seine Produkte verkaufen sich richtig gut, er bekommt immer mehr Kunden, die auch immer mehr dafür bezahlen - nur leider fehlen Mitarbeiter. Dieser Betrieb würde wohl schnell qualifizierte, gut bezahlte Fachkräfte suchen und vielleicht den Kunden als Dankeschön für die Treue Rabatte einräumen.

Ein solches unternehmerisches Handeln lässt die S-Bahn München komplett vermissen. Sie ist eines der erfolgreichsten Schienenunternehmen im Land, 800.000 Fahrgäste zahlen täglich sehr viel Geld für deren Leistung. Nur leider hat sich offenbar niemand darum gekümmert, dass diese Leistung auch dauerhaft garantiert werden kann, zum Beispiel durch gut bezahlte Lokführer. Seit Jahren zeichnet sich der Personalmangel ab, der jetzt zu massiven Einschränkungen im Angebot führt. Doch getan wurde nichts.

Aber nicht nur die Bahn-Verantwortlichen haben offensichtlich versagt, auch Bayerns Verkehrsminister Martin Zeil. Er bestellt für den Freistaat bei der Bahn die S-Bahn-Fahrten, er muss den politischen Druck ausüben, dass diese Leistung auch so erbracht wird, wie das die Fahrgäste erwarten. Doch statt Druck kündigt er einen Runden Tisch an, der sich mit der Attraktivität des Lokführer-Jobs befassen soll. Das beruhigt die Pendler ja ungemein, die auf ihren Zehn-Minuten-Takt verzichten müssen, dafür aber in noch volleren Zügen stehen dürfen.

Das Lokführer-Desaster verschlechtert Zeils ohnehin miserable S-Bahn-Bilanz. Auf die alltäglichen Klein- und Großpannen reagiert er bestenfalls mit mahnenden Worten, für die Finanzierung einer zweiten Stammstrecke hat er keine Idee, und Alternativen werden im politischen Kleinklein zwischen Staat und Stadt zerredet. Die S-Bahn München wird mehr und mehr zum Sanierungsfall, die S-Bahn-Politik der Staatsregierung ist es schon lang.

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