Zu viel Gewerbe in Freimann?:Angst vor dem Kollaps

Zu viel Gewerbe in Freimann?: Es wird eng: Die Lilienthalallee, hier an der Kreuzung Edmund-Rumpler-Straße, muss viel verkraften.

Es wird eng: Die Lilienthalallee, hier an der Kreuzung Edmund-Rumpler-Straße, muss viel verkraften.

(Foto: Robert Haas)

Die Freimanner kritisieren in der Bürgerversammlung, dass ihnen die Stadt an der Lilienthalallee zu viel Gewerbe und Verkehr zumutet

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Ein kollektives Grummeln hebt an, als Werner Lederer-Piloty (SPD) auf die Lilienthalallee zu sprechen kommt. Es ist ein anerkennende Knurren und Murren von 160 Besuchern in der klimatisierten MOC-Messehalle in Freimann, das zum Ausdruck bringt: Ja, in der Tat - es muss endlich etwas geschehen. "Ich fürchte einen Verkehrskollaps", sagt der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann ins Mikrofon.

Die misslaunigen Töne, der scharfe Appell - sie klingen fast bitter. Lokalpolitiker und Bürger glauben: Die Stadt juckt es nicht, dass das Gewerbe mit Macht in diesen Teil Freimanns drängt - und die Lilienthalallee, dieser zwei Kilometer lange Nord-Süd-Flaschenhals, schon jetzt unter der Auto-Armada ächzt. Allein, es juckt die Stadt durchaus, wie ein Vertreter des Planungsreferats an diesem Abend deutlich zu machen bemüht ist. Nach seinen Worten wird die Behörde dem Stadtrat in nächster Zeit ein Maßnahmenpaket vorlegen. Es sind "punktuelle Maßnahmen zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Straßennetzes", wie es in dem Papier heißt, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Seit Jahren zeichnet sich ab, dass die Achse zwischen Frankfurter Ring im Süden und Heidemannstraße im Norden als Erschließungsstraße für ein Boom-Areal herhalten muss. Der Autobauer BMW ist dabei, seinen Standort massiv auszubauen; zu den derzeit 3200 Mitarbeitern sollen noch einmal 1200 hinzukommen. Weiter nördlich baut ein schwäbischer Investor die riesige Lokhalle des ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerks zu einer Erlebniswelt für Automobilfans um. Das Gros der Besucher des "Motorworld"- Projekts mit Hotel, Show-Rooms, Shops und Oldtimer-Ausstellung dürfte mit dem Wagen anreisen; es wird ein Parkhaus für 600 Autos errichtet. Südlich davon soll auf 13 500 Quadratmetern ein spezieller Gewerbepark für die Automobilbranche entstehen, der Arbeitstitel: "Campus für Innovation und Forschung".

Unterdessen klagen Anwohner schon lange über die Verkehrsbelastung durch den Messe-Betrieb im MOC sowie die Veranstaltungshallen Zenith und Kesselhaus. "Die Staus werden immer häufiger und chaotischer", sagt Walter Hilger bei der Bürgerversammlung. Der Antrag des Vorsitzenden der Siedlerschaft Kieferngarten wird unter Applaus einstimmig angenommen: Die Stadt soll eine "nachvollziehbare Verkehrsbewertung" vornehmen, mithin Lösungen zur Verbesserung erarbeiten. Konkret verlangt die Bürgerschaft, an der Heidemannstraße eine zweite Linksabbiegespur in die Lilienthalallee zu schaffen. SPD-Politiker Lederer-Piloty fügt folgende Forderung hinzu: Die Erschließungsstraße für den Gewerbe-Campus an der Kreuzung Lilienthalallee/Edmund-Rumpler-Straße soll keine Sackgasse, sondern weiter zur Maria-Probst-Straße als Querverbindung verlängert werden.

Zumindest den Vorschlag der Siedlerschaft will die Planungsbehörde in die Tat umsetzen, wie aus der Beschlussvorlage hervorgeht - es ist ein Teil der Umorganisation des Knotenpunkts Lilienthalallee: Ein Geradeaus-Fahrstreifen wird zur Linksabbiegerspur in die Lilienthalallee, wobei die Spur Richtung Süden bis zur Einfahrt zum MOC fortgeführt wird. Dafür wird eine Parkbucht mit 26 Stellplätzen geopfert, 27 Bäume sollen gefällt werden.

An der Südlichen Zufahrt, am Frankfurter Ring, soll eine 50 Meter längere Rechtsabbiegerspur in die Lilienthalallee Entlastung bringen. Auf Höhe des BMW-Geländes, an der Kreuzung zur Lindberghstraße, wollen die Planer in jeder Fahrtrichtung Linksabbiegespuren zur östlichen und westlichen Zufahrt des Autobauers anlegen. Einen besseren Abfluss der Messe-Besucher stadteinwärts Richtung Nürnberger Autobahn (A 9) glaubt das Planungsreferat mit einer längeren Rechtsabbiegespur auf der Heidemann- in die Lützelsteiner Straße - sie verläuft im Osten parallel zur Lilienthalallee - zu erreichen.

Mit der Stadtratsvorlage wird sich der Bezirksausschuss in seiner Sitzung am Dienstag, 18. Juli, in der Seidlvilla befassen (Beginn: 19.30 Uhr). Die Stadtviertelvertreter dürften wenig zu murren haben, nur ein Projekt wird wohl noch eingefordert werden: den von Lederer-Piloty angemahnten Durchstich von der Maria-Probst-Straße zur Lilienthalallee. Die Zufahrt zum geplanten Autogewerbepark ist derzeit bereits im Bau, aber als Sackgasse mit Wendehammer vorgesehen.

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