Zorneding:Rassistische Drohbriefe an Pfarrer: "Wir wissen, wo du wohnst"

Zorneding: Pfarrer Olivier Njimbi-Tshiende

Pfarrer Olivier Njimbi-Tshiende

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Nach Kritik an einer CSU-Politikerin fürchtete Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende um sein Leben. Erstmals spricht der Geistliche aus dem Kongo über die Hetze und die Solidarität, die er in Zorneding erlebte.

Von Carolin Fries und Christian Krügel, Ebersberg

Zornedings ehemaliger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende ist massiver bedroht worden, als bisher bekannt. In den rassistischen Drohbriefen, die den 67 Jahre alten Geistlichen zwischen Oktober 2015 und März 2016 in der Pfarrei Sankt Martin erreichten, wurde dem gebürtigen Kongolesen gezielt nach dem Leben getrachtet. In einem stand: "Wir kennen das Kennzeichen deines Autos, wir wissen, wo du wohnst, wir wissen auch, wohin du gehst, kennen deine Wege."

Daran habe er gedacht, wenn er abends alleine in die Filialkirchen gegangen sei, sagt Ndjimbi-Tshiende im Interview mit der SZ. Er habe konkrete Angst um sein Leben gehabt und deshalb in Zorneding aufgegeben. Zugleich verteidigt er sein Vorgehen und die Kritik an der damaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher, die gegen die deutsche Flüchtlingspolitik polemisiert und sich ausländerfeindlich geäußert hatte. "Wenn es um das Wesentliche geht, dann müssen wir Pfarrer immer das Wort erheben für die Wahrheit, für Gerechtigkeit und Frieden", sagt der Seelsorger.

Der Prozess vor dem Ebersberger Amtsgericht gegen den mutmaßlichen Verfasser einiger Drohbriefe musste am Dienstag verschoben werden, da der Angeklagte nicht erschien. Zwei der rassistischen Postkarten soll der 74 Jahre alte Rentner aus München verfasst haben. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen, er muss nun in Untersuchungshaft, bis ein Ersatztermin gefunden ist. Der Mann musste sich bereits 2006 vor dem Münchner Amtsgericht wegen Volksverhetzung verantworten. Damals war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Ndjimbi-Tshiende, der als einziger Zeuge geladen war, zeigte sich enttäuscht. "Es ist belastend", sagte er. Er wolle das Kapitel endlich abschließen. An diesem Mittwoch wird sich der Petitionsausschuss des Landtags mit dem Fall beschäftigen. Andreas Schwarz aus München hatte angefragt, wie sich die Staatsregierung die Eskalation in Zorneding erklärt und wie der Staat den Pfarrer künftig schützen will.

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