Zivilklage gegen Versicherung:Plötzlich reich

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Eigentlich war das Geld für einen Kaufmann in Übersee bestimmt, doch der Hausverwalter griff zu: Eine Versicherung überweist 1,5 Millionen Euro auf ein Mietkonto - ohne den Kunden zu informieren.

Ekkehard Müller-Jentsch

Verlockendes Vermögen: Unversehens konnte ein Münchner Hausverwalter über rund 1,5 Millionen Euro verfügen. Dieses Geld war eigentlich für einen iranischen Kaufmann bestimmt, der aber in Übersee lebt. Und der vor allem keine Ahnung davon hatte, dass dieser riesige Betrag völlig unerwartet von einer Lebensversicherung vorzeitig ausgezahlt worden war. Der Hausverwalter griff zu und räumte dieses Konto ab. Erst nach zwei Jahren flog die Gaunerei auf.

Offensichtlich kann er das Geld aber nicht zurückzahlen. Deshalb steht mit ihm nun auch die Versicherung in der Schusslinie: Denn deren Sachbearbeiter hatte bloß auf eine telefonische Nachfrage hin und ohne sich Vollmachten zeigen zu lassen den Millionenbetrag auf dieses Konto überwiesen.

Die Vorgeschichte dieses dreisten Unterschleifs ist ziemlich kompliziert. Grob zusammengefasst: Der betrogene Kaufmann, inzwischen kanadischer Staatsbürger, hatte früher mit einer Fabrik in Iran viel Geld verdient. Zur Altersvorsorge kaufte er unter anderem eine Immobilie in Schwabing. Zudem hatte er bei der Münchner Assekuranz eine Lebensversicherung abgeschlossen, die 2012 ausgezahlt werden sollte.

Der nicht deutsch sprechende Kaufmann betraute einen Landsmann mit der Wahrnehmung seiner Interessen in Bayern. Dieser wiederum engagierte den Münchner als Hausverwalter und richtete für ihn ein Konto ein, auf das die Mieteinnahmen flossen und von dem die Unkosten für das Haus beglichen wurden.

Allerdings florierte die Immobilie nicht sonderlich. Das Objekt musste verkauft werden. Zur Begleichung offener Beträge wurde die Lebensversicherung des Kaufmannes gepfändet. Dabei blieben allerdings knapp 1,5 Millionen Euro übrig.

"Ich empfinde das Verhalten der Versicherung als skandalös"

Dieses Geld wollte die Versicherung auf ein Münchner Konto überweisen, das der iranische Kaufmann seinerzeit angegeben hatte. Weil dies inzwischen aber aufgelöst war, rief der Sachbearbeiter bei dem ihm bekannten Hausverwalter an und fragte, wohin nun das Geld überwiesen werden solle. Der nannte das Mietkonto, auf das er Zugriff hatte. Der Verwalter verzockte dann große Teile an der Börse und gab offenbar auch anderen Personen Kredite. Zurückzahlen konnte es bisher lediglich 116.000 Euro.

Der iranische Kaufmann erhob Zivilklage gegen den Verwalter und die Assekuranz. Sein Rechtsanwalt Andreas Geipel: "Ich empfinde das Verhalten der Versicherung als skandalös." Nichts hätte näher gelegen, als sich von dem Hausverwalter eine schriftliche Vollmacht vorlegen zu lassen, um zu prüfen, ob er das Geld in Empfang nehmen dürfe. Stattdessen wurde auf eine telefonische Auskunft hin der Millionenbetrag ausgezahlt - "wohlwissend, dass sowohl der eigentliche Kontoinhaber als auch derjenige, dem das Geld tatsächlich zustand, im Ausland waren".

Die Versicherung hält die Klage für unzulässig, da unbekannt sei, wo der Kaufmann überhaupt wohne. Das Landgericht will im März ein Urteil verkünden.

© SZ vom 28.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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