Zimmerpreise:1021 Euro pro Nacht

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Viele Münchner vermieten ihre Wohnung oder ein Zimmer während des Oktoberfestes. Die Preise kennen keine Grenzen nach oben

Von Elisa Britzelmeier, München

Wenn man den Fotos glaubt, ist die Wohnung direkt im Bierzelt. Die Decke sieht aus wie der Himmel der Bayern, es gibt mehrere Tische, aber kein Bett. Und ganz schön voll ist es auch. Denn statt der üblichen Fotos von Schlaf- und Badezimmer zeigt die Anzeige bei Airbnb einfach Bilder aus dem Hackerzelt, von der Wirtsbudenstraße und Wiesnbesuchern. Wie die Unterkunft aussieht, kann sich der Gast selbst ausdenken. Irgendwo in Altstadt-Lehel soll sie sich befinden, vier Gäste sollen hier Platz haben. Angekündigt wird das Ganze als "Great place for Octoberfest". Kosten: 685 Euro pro Nacht.

Kaum eine Zeit eignet sich für den Münchner besser als die 17 Wiesn-Tage, um die eigene Wohnung oder zumindest ein Zimmer unterzuvermieten. Auf Airbnb versuchen einige, mehr als die halbe Monatsmiete in einer einzigen Nacht einzunehmen. Mit den 685 Euro am Anstichtag ist das Maximum nicht erreicht. Wer auf der Internet-Plattform nach Übernachtungsmöglichkeiten sucht, wird auch für das zweite Wiesnwochenende noch fündig - und sei es das "stylish apartment right next to the oktoberfest" für 1021 Euro pro Nacht (vier Gäste sollen hier Platz haben). Da kommt einem das Luxushotel Mandarin Oriental gar nicht mehr so arg teuer vor, dort gibt's die Übernachtung am mittleren Wiesnsamstag noch für 1325 Euro. Nur der Komfort dürfte bei Airbnb-Angeboten geringer sein: Einzimmerwohnungen werden als "geeignet für vier Personen" ausgegeben. Ein Bett, ein Sofa, dicht aneinander - passt schon. 200 Euro etwa kostet eine Einzimmerwohnung am Sendlinger Tor am Wochenanfang. Am Samstag dagegen sind es 600 Euro. Im Durchschnitt zahlt man 184 Euro für eine private Unterkunft am mittleren Wochenende.

Die Hotelpreise sind ähnlich. Zu den günstigsten Angeboten bei booking.com etwa gehört eine Übernachtung im Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad in Laim für 78 Euro. "Die Leute halten die Hotellerie immer für teurer, als sie ist", sagt Frank-Ulrich John vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Auch wenn die Hotelpreise zur Wiesn steigen, sei München im internationalen Vergleich gar nicht so teuer, sagt er. In Meran zum Beispiel habe ein Zimmer 2015 Ende September mehr gekostet als in München. Für Conrad Mayer, den Vorsitzenden des Hotelverbands für München, ist Airbnb "wettbewerbswidrige Konkurrenz", weil sich die privaten Anbieter nicht an die Auflagen der Gastronomie halten müssen, und weil viele ihre Untermiet-Einkünfte nicht versteuerten, obwohl sie das müssten. Etwa 4300 Wohnungen sollen in München auf Airbnb angeboten werden, bei den Hotels fallen damit Doppel- und Mehrbettzimmer weg. Um zwar um die 10 000 Betten, wie Mayer schätzt.

Einige Münchner vermieten zwar ihre Wohnung, so ganz geheuer scheint ihnen der Gedanke aber doch nicht zu sein, dass möglicherweise sturzbetrunkene Menschen einfallen. "Keine Partys oder Veranstaltungen" heißt es in Anzeigen, es sei bitte Zimmerlautstärke einzuhalten und eigene Gäste seien nicht erwünscht. Wer untervermieten will, dem rät der Mieterverein, ein Übergabeprotokoll zu machen. Und die Einwilligung des Vermieters ist notwendig. Grundsätzlich ist es erlaubt, eine Wohnung bis zu sechs Wochen an Touristen unterzuvermieten. Wird das überschritten, handelt es sich um Zweckentfremdung und die Stadt könnte bis zu 50 000 Euro Bußgeld verlangen. Wer vermutet, dass die Nachbarswohnung unzulässig lange an Touristen vermietet wird, kann das melden. Im Sozialreferat landen jede Woche durchschnittlich zehn solcher Hinweise, während der Wiesn gebe es einen leichten Anstieg. Bei lauter Musik und Gegröle im Haus gilt wie sonst auch, dass es am besten ist, mit den Leuten zu reden. Oder, wenn sonst nichts hilft, die Polizei zu rufen.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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