Zentraler Busbahnhof:Das Raumschiff ist bald startbereit

Münchens neuer Busbahnhof sieht außerirdisch aus, dient aber der Verbesserung des Verkehrs zu Lande.

Dominik Hutter

In den Haltebuchten stehen schon die ersten Fahrzeuge: die Kleinbusse des Klimaanlagenspezialisten, der Aufzugsfirma und des Apothekenausstatters, Personenautos der Bauarbeiter, ein Bagger. Auf dem Boden liegen Paletten und Baumaterialien herum. Es wird asphaltiert, geschraubt, geklebt, gepinselt und gewienert, was das Zeug hält. Kein Wunder: In drei Wochen müssen die Flächen fertig und freigeräumt sein - dann sollen in das raumschiffähnliche Gebäude an der Hackerbrücke die ersten Busse einrollen.

Zentraler Busbahnhof: Endspurt an der Hackerbrücke: Der raumschiffähnliche Busbahnhof wird am 11. September eröffnet.

Endspurt an der Hackerbrücke: Der raumschiffähnliche Busbahnhof wird am 11. September eröffnet.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Mit dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), dessen Bau im Herbst 2007 begann, erhält München erstmals eine repräsentative Station für ein Verkehrsmittel, das sich lange Jahre mit Schmuddelflächen à la Containerbahnhof Arnulfstraße begnügen musste. Dabei besteht, stets ein wenig im Schatten von Eisenbahn und Flugzeug, ein umfangreiches Fernbusnetz, das die Stadt regelmäßig mit anderen deutschen Metropolen, aber auch mit Rom, Moskau, Barcelona, Lissabon oder Sarajevo verbindet. Zusätzlich werden in den 29 Busbuchten sogenannte Gelegenheitsverkehre abgefertigt, also Touristenbusse.

Café und Nagelstudio

Jährlich rund 30.000 Busse mit 2,5 Millionen Reisenden werden in dem vom Architektenbüro Auer, Weber und Assoziierte geplanten Komplex erwartet. Das Terminal, das über die Arnulfstraße erreichbar ist, dient ausschließlich dem Fernverkehr - MVV-Linienbusse werden nicht einfahren. Der nächste S-Bahnhof (Hackerbrücke) ist aber wie auch die nächste Tramhaltestelle nur wenige Minuten entfernt.

Dafür, dass die mit 30 Kilometern Aluminiumrohr verkleidete Raumstation noch gar nicht fertig ist, ist schon einiges los in der Einkaufspassage, die in der ersten Etage direkt über den Bus-Stopps liegt: Auf einer Terrasse wird Kaffee getrunken, der türkische Imbiss verkauft Lahmacun und Döner, im Nagelstudio wird bereits an zwei Tischen gefeilt, geschnitten und gefärbt.

Neben typischem Reisebedarf, einem Kiosk etwa und einer Wechselstube, bietet das Sortiment der 24 Läden auch Angebote für die umliegenden Viertel: Einen Lebensmitteldiscounter gibt es ebenso wie den Optiker und den Drogeriemarkt. Viele Läden sind bereits offen, andere erhalten gerade den letzten Schliff. Noch nicht alle Flächen sind vermietet.

Das Souvenirgeschäft ist fertig

Ein weiteres Stockwerk höher sieht alles noch deutlich roher aus. Dort soll das ganze Drumherum des Busbahnhofs unterkommen, die Toiletten etwa, die Fahrkartenschalter und der Warteraum, in dem bereits die Designersitze montiert sind - mit direktem Blick durch eine schräggestellte Glaswand auf Hauptbahnhof und Frauenkirche. Das Souvenirgeschäft ist bereits fertig eingerichtet. Dort kann man für die geliebten Daheimgebliebenen noch rasch eine Kuhglocke, einen Bierkrug oder eine Neuschwanstein-Postkarte erwerben.

Der neungeschossige Zentrale Omnibusbahnhof, der unter seinem silberfarben schimmernden Dach auch 8200 Quadratmeter Büros sowie - im Keller - einen großen Nachtclub beherbergt, wird von der Firma Hochtief gebaut, die sich verpflichtet hat, den Busbetrieb für 25 Jahre sicherzustellen. Dies organisiert Hochtief allerdings nicht selbst, als Betreiber wurde das Bayerische Rote Kreuz ausgewählt. Der Fernbusverkehr gilt vor allem in Richtung Südosteuropa als zukunftsträchtig, da die Tickets relativ preisgünstig sind und zudem das Bahnnetz in diesen Ländern veraltet oder ungenügend ausgebaut ist.

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