Zentral-Landwirtschaftsfest:Lebensmittel-Punkt

Zentral-Landwirtschaftsfest: Umringt von Königinnen: Landesbäuerin Anneliese Göller und Bauernverbandschef Martin Heidl auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest.

Umringt von Königinnen: Landesbäuerin Anneliese Göller und Bauernverbandschef Martin Heidl auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Bauernverband lädt zu einem Termin mit auffallend vielen Königinnen

Von Andreas Schubert

Der Adel vergangener Tage hat sich bis heute einen Glanz erhalten, dem viele nachtrauern. Und weil sie es nicht wahrhaben wollen, dass es keine Herrschaften von höheren Gnaden mehr gibt, schreiben viele Zeitungen immer noch von Fürstin X oder Prinzessin Y, als lebten sie hierzulande noch immer in einem Feudalsystem. Aber gut: Königin oder Prinzessin klingt immer noch besser als Botschafterin und zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich.

Deshalb ist es auch nachvollziehbar, dass der Bayerische Bauernverband (BBV) oder der Brauerbund seine Repräsentantinnen lieber als Majestäten tituliert, ihnen ein Krönchen aufsetzt und sie im Ornat (vorzugsweise Dirndl) durch die Lande schickt. Ihre Mission ist es, für die Produkte der bayerischen Landwirtschaft zu werben. Ob es nun um Kartoffeln geht, um Wein, Bier, Spargel, Zuckerrüben oder Äpfel: Kaum ein landwirtschaftliches Produkt wird nicht durch eine Königin vertreten - und die Zahl der regionalen Königinnen ist im Freistaat mittlerweile unüberschaubar. Am Montag haben es zumindest 20 der wichtigsten Landesmajestäten aufs Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) geschafft, um für ihre jeweiligen Produkte zu werben. Und für Bauernpräsident Walter Heidl, der sich gerne im Kreise der jungen Frauen ablichten lässt, steht fest: "Ich könnte mir kein charmanteres Marketing vorstellen."

Dass sie es durchaus ernst meinen mit ihren Produktköniginnen, zeigt schon deren Auswahlverfahren. Zum Beispiel die Bierkönigin wird in mehreren Runden gecastet und dann erst gewählt, nachdem sie nicht nur ein sicheres Auftreten in der Öffentlichkeit bewiesen hat, sondern auch mit Fachwissen glänzen kann. Dieses Jahr ist es Sabine-Anna Ullrich aus Bürgstadt in Unterfranken, die mehrere Hundert Termine im Jahr absolvieren muss und deshalb ihren Job derzeit ruhen lässt. Auch ihre Kollegin, die fränkische Weinkönigin Christina Schneider, betrachtet ihre Repräsentationspflichten als Vollzeitjob.

Wer sich mit ein paar Majestäten unterhält, merkt schnell, dass sie hinter ihren Aufgaben stehen. Zum Beispiel Eva Gottschaller aus Rotthalmünster in Niederbayern. Sie ist die erste Bio-Königin überhaupt und unterscheidet sich schon äußerlich von ihren Kolleginnen: Kein Dirndl, kein Diadem, stattdessen biologische Kleidung, die schon ein bisschen nach Öko aussieht. Und sie sagt dann auch so Sachen wie, sie hoffe, dass bei den Menschen irgendwann ein Umdenken in Richtung biologisch erzeugte Produkte stattfindet und dass sie sich dafür einsetze, dass den Verbrauchern die Lebensmittel auch wieder mehr Geld wert seien. Zwar ist die Frau eine ausgebildete Schauspielerin, aber in dem Moment meint sie es offenbar wirklich so. Schließlich betreibt ihr Vater eine Bio-Bäckerei.

Auch Sabine Moriggl aus Freilassing kennt sich aus mit ihrem Fach. Sie ist die bayerische Honigkönigin und kann aus dem Stegreif über die Bedeutung der Imkerei für die Landwirtschaft und - als Imkerin - natürlich über Bienenhaltung und Honig referieren.

Dasselbe gilt auch für die Milchkönigin Susanne Polz aus Söchtenau im Landkreis Rosenheim, die als Ingenieurin für Lebensmitteltechnik in einer Molkerei arbeitet - sowie für alle anderen. Sie alle müssen sich schon mit ihrem Metier auskennen. Bei den vielen Terminen, ob sie nun branchenintern sind oder öffentlich, sollen die Majestäten die Wertschätzung von Lebensmitteln erhöhen.

Die Königinnen sind sozusagen die jungen Gesichter einer Branche, in der längst nicht alles immer gut läuft. Sie erfüllten deshalb eine wichtige Aufgabe, sagt BBV-Chef Heidl. Wenn sie einen Beitrag wider das Preisdumping bei Lebensmitteln leisten, haben sie sich ihre Kronen ehrlich verdient.

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