Zelt-Dekoration:Der neue "Himmel der Bayern"

Normalerweise entwirft er Filmkulissen, doch für seinen Freund Toni Roiderer will der Oscar-Gewinner Rolf Zehetbauer das Dach im Hacker-Zelt verschönern. Der neue künstliche Himmel soll wirken, wie Bayern eben ist: "groß, charmant, schön und fantasievoll".

Es geht zünftig zu im "Himmel der Bayern": Die Menschen feiern, tanzen und trinken, bis sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Auf dem blauen Hintergrund scheinen weiße Pulverwölkchen vorbei zu schweben.

Das Hacker-Zelt beim Aufbau

Der neue "Himmel der Bayern" im Hacker-Zelt. Typisch bayerische Szenen sind darauf abgebildet.

(Foto: Foto: dpa)

Doch dieser "Himmel der Bayern" ist nur ein Kunstwerk. Es schmückt die Seitenwände und das Dach des Hacker-Festzeltes auf dem Münchner Oktoberfest. In diesem Jahr kommt das Zelt in neuer Aufmachung daher. Verantwortlich dafür ist ein Oscar-Gewinner: der Münchner Rolf Zehetbauer.

Oscar für die Filmkulissen in "Cabaret"

Eigentlich entwirft der 75-Jährige Filmkulissen, wie zuletzt für den Historienfilm "Luther". Für seine Bauten im Film "Cabaret" erhielt er 1972 sogar die begehrte Oscar-Statue.

Die Idee, dass gerade er die Dekoration eines Wiesn-Zeltes neu gestalten soll, kam vom Wirt des Hacker-Festzeltes, Toni Roiderer. Der wollte unbedingt seinen alten Freund Zehetbauer für die Aufgabe gewinnen. "Ich bin zwar kein Bierzeltentwerfer", betont Zehetbauer - "aber für meinen Freund hab' ich es dann doch gemacht".

Mit der Verschönerung des "Himmels der Bayern" will Roiderer sein Zelt für die Gäste gemütlicher machen. Auch Zehetbauer befand einen neuen Anstrich für dringend notwendig. Die alte Dekoration, die seit mehreren Jahrzehnten im Hacker-Zelt hing, habe nicht mehr besonders einladend ausgesehen.

"Für mich war das nie ein Himmel, sondern eher ein Hinterhofmilieu", sagt Zehetbauer. Mit seinen neuen Entwürfen habe er die "Klaustrophobie" aus dem Zelt verbannen wollen. Schließlich solle auch der künstliche "Himmel der Bayern" wirken, "wie Bayern eben ist: groß, charmant, schön und fantasievoll".

Bier spielt gewichtige Rolle

Auf 1200 Quadratmetern sind nun vor allem einzelne Szenen aus dem Leben der Menschen im historischen München zu sehen, wobei das Bier meist eine gewichtige Rolle spielt.

Zudem kann der Besucher an den Stirnseiten des Zeltes die ungetrübte Aussicht auf Münchner Wahrzeichen wie die Frauenkirche oder der Alten Peter genießen. Gut ein halbes Jahr hat ein Kunstmaler im Auftrag und nach den Vorgaben von Zehetbauer daran gearbeitet.

Und während im Hacker-Zelt derzeit noch eifrig gewerkelt wird, ist das Kunstwerk inzwischen schon komplett montiert. Bis zum Wiesn-Start müssen nur noch kleine Schönheitskorrekturen vorgenommen werden.

"Den Erfolg können nur die Zuschauer beurteilen"

Seit 15 Jahren bewirtet Toni Roiderer das traditionsreiche Hacker-Festzelt. Jetzt hat er einiges für die künstlerischen Finessen seines Freundes ausgegeben. Er ist überzeugt, dass sich die Investition lohnt: "Wenn man das Geld gezielt zum Fenster hinauswirft, tragen sie's dir zur Tür wieder rein", hofft Roiderer.

Aber erst, wenn endlich die ersten Besucher in das Festzelt stürmen, kann Filmarchitekt Rolf Zehetbauer das Ergebnis seiner Arbeit richtig einordnen: "Das ist wie beim Film: Den Erfolg können immer nur die Zuschauer beurteilen", sagt er und fügt hinzu: "So weit sie's dann überhaupt noch sehen und nicht zu besoffen sind."

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