Zamdorf:Münchens neue Wohnidee: Beste Lage an der Autobahn

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Das Areal oberhalb der Autobahn soll bebaut werden. (Foto: Veronica Laber)
  • In Zamdorf soll ein neues Quartier mit etwa 400 Wohnungen und einem Hochhaus entstehen.
  • Der größte Teil des Areals östlich der Hultschiner Straße und südlich der Eggenfeldener Straße ist bisher unbebaut.
  • Das neue Quartier würde direkt neben der Autobahn A 94 liegen. Ein Thema bei der Planung ist daher der Lärmschutz.

Von Ulrike Steinbacher, Zamdorf

Zamdorf wird wachsen, auch in die Höhe: Südlich von Zamilapark und Kolonialsiedlung, zwischen der Eggenfeldener Straße und der Passauer Autobahn A 94, soll ein neues Quartier mit knapp 400 Wohnungen und einem bis zu 60 Meter hohen Hochhaus nahe der Ecke Hultschiner-/Eggenfeldener Straße entstehen.

Die Details klärt ein städtebaulicher Wettbewerb, die Vorlagen durchlaufen jetzt die Gremien. An diesem Donnerstag wird das Projekt im Unterausschuss Planung des Bezirksausschusses Bogenhausen vorgestellt.

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Man kann seine Fantasie schon einmal spielen lassen: Wird das Hochhaus nördlich der Autobahn tatsächlich gebaut, bekommt der 99 Meter hohe Turm des Süddeutschen Verlages, der an der Hultschiner Straße südlich der A 94 steht, quasi einen kleinen Bruder. Gemeinsam würden sie das Entree zur Stadt flankieren und den Blick auf die vier Büro- und Hoteltürme lenken, die derzeit, einen Kilometer weiter Richtung Innenstadt, am Vogelweideplatz in die Höhe wachsen - Klein-Manhattan am Stadtrand.

Aber bevor es soweit ist und falls es überhaupt zu einem Hochhaus kommt, ist eine Menge Papierkram zu erledigen. Es geht um die knapp sechs Hektar große Fläche - östlich der Hultschiner Straße, südlich der Eggenfeldener Straße. Der größte Teil gehört der Doblinger Projektentwicklung GmbH, hinzu kommen ein weiterer privater Eigentümer und die Stadt München. Der größte Teil des Areals ist unbebaut, im Osten steht eine Lagerhalle, im Westen ein alter Bauernhof mit Lagerplatz.

Ursprünglich sollte in dieser Ecke Gewerbe angesiedelt werden, weswegen die Stadt dort im Jahr 2000 ein Gewerbegebiet auswies. Die Nachfrage dafür fehlt aber offenkundig, noch immer wird die Fläche großteils landwirtschaftlich genutzt. Jetzt sollen dort Wohnraum samt aller Infrastruktur plus Büroflächen und Einzelhandel entstehen. Dafür aber muss der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Die neuen Häuser sollen eine "Abschirmwirkung entfalten"

Ganz einfach wird die Sache nicht. Zum Beispiel der Lärm: Das neue Quartier entsteht an der Autobahn, auch wenn ein Abstand von mindestens 40 Metern eingehalten werden muss. Gleich im Süden der A 94 grenzt dann das Gewerbegebiet Zamdorf an. "Der Verkehrslärmpegel erreicht gesundheitsgefährdende Werte", heißt es in der Vorlage des Planungsreferates, dazu kommt der Gewerbelärm. Zum Schutz des Wohngebiets seien bis zu zehn Meter hohe Lärmschutzwände zur Autobahn hin nötig.

Die neuen Häuser selbst sollen "Abschirmwirkung entfalten" und daher mindestens vier oder fünf Geschosse haben. Das wiederum wird die Nachbarn in der Kolonialsiedlung nicht freuen, denn: Der Schall wird in Richtung ihrer zweigeschossigen Häuser nördlich der Eggenfeldener Straße reflektiert. Dafür wird die neue Siedlung sie vom Krach der Autobahn abschirmen. Insgesamt jedenfalls sollen die Anwohner "bezüglich der gesamten Verkehrslärmbelastung möglichst nicht schlechter gestellt werden", heißt es in der Analyse des Planungsreferates.

Wie das konkret aussehen kann, soll der städtebauliche und landschaftsplanerische Wettbewerb klären, den die Doblinger Projektentwicklung ankündigt; zehn bis zwölf Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsplanern sollen eingeladen werden.

Luftaufnahmen zeigen viele Bombentrichter

Nach den Voruntersuchungen des Planungsreferates könnte in der größeren Osthälfte des Areals ein allgemeines Wohngebiet mit etwa 315 Wohnungen plus Kindertagesstätte entstehen, im westlichen Teil ein Kerngebiet mit 65 Wohnungen und Flächen für Büros, Dienstleistungen und Einzelhandel.

Trotz der Nähe zur Autobahn soll auch ein "Freiraumsystem entwickelt werden, das die hohe Lärmbelastung bewältigt und attraktive öffentliche und private Grün- und Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität ermöglicht".

Allerdings könnte den Investoren zusätzlich noch ein ganz anderes Problem zu schaffen machen: die Altlasten. Zum einen lagen im Osten des Grundstückes einmal eine Tankstelle samt Werkstatt und ein Schrottplatz, zum anderen wurden an mehreren Stellen Kiesgruben ausgebeutet, die später mit Material "unbekannter Herkunft und Beschaffenheit verfüllt" wurden.

Und schließlich sind da noch die Bombenabwürfe im Zweiten Weltkrieg auf die Bahnstrecke nach Mühldorf und Rosenheim sowie auf den Rangierbahnhof Ost in Berg am Laim. Alte Luftaufnahmen zeigen viele Bombentrichter in der ganzen Gegend, aber auch viele Löcher mit schwarzen Punkten, also womöglich Blindgänger, die damals nicht explodiert sind und nun im Zamdorfer Boden auf ihre Entschärfung warten.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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