Zamdorf:Die Sonne macht das Wasser trübe

Zamdorf: Seen sollten blau sein. Und wenn sie grün sind, sollten idealerweise nicht die Algen daran schuld sein so wie beim Zamilasee.

Seen sollten blau sein. Und wenn sie grün sind, sollten idealerweise nicht die Algen daran schuld sein so wie beim Zamilasee.

(Foto: privat)

Der Zamilasee wurde im Winter für 200 000 Euro saniert, um das Auftreten von Algen zu verhindern. Die Wärme der vergangenen Tage hat nun dennoch zur Folge, dass er von einem dicken grünen Belag bedeckt ist

Von Ulrike Steinbacher, Zamdorf

Der Zamilasee steht schon wieder vor dem Umkippen. Zumindest hat sich auf der Wasseroberfläche ein dicker Teppich aus Grünalgen gebildet, und das, obwohl die Abteilung Gartenbau des Baureferats den See gerade erst einen Monat lang saniert hat. Mitte Februar waren die Arbeiter fertig geworden, 200 000 Euro hatte es nach Angaben der Pressestelle gekostet, das Wasser abzulassen, den Schlamm abzusaugen und zu entsorgen und den See wieder mit Frischwasser zu füllen. Die CSU im Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) spricht von "Sanierungspfusch" und "Steuergeldverschwendung", die Sanierungsmaßnahmen seien offenbar "völlig unzureichend" gewesen.

In der jüngsten Sitzung beschloss eine Mehrheit im BA einen Dringlichkeitsantrag der CSU. Er fordert einerseits "unverzüglich" eine neue Rettungsaktion für den Zamilasee, und zwar eine grundlegende, und verlangt andererseits vom Baureferat Auskunft darüber, was genau im Winter saniert wurde, wie viel es gekostet hat und ob man jemanden für die offenbar fehlgeschlagene Sanierung haftbar machen kann. Kilian Mentner (CSU) vermutete, das Baureferat habe "augenscheinlich nur den Stöpsel gezogen und neues Wasser eingefüllt", also "nur an den Symptomen herumgedoktert", nicht aber die Frischwasserzufuhr grundsätzlich verbessert. "Die Bürger sind stinksauer", sagte er. Die Situation entstehe alle zwei, drei Jahre.

Das Baureferat dementiert energisch. Der See sei noch nie umgekippt, die Sanierung habe ihn sauber hinterlassen. Nur das Versickerungssystem müsse jetzt noch überarbeitet werden, aber dafür müsse man das Wasser nicht ablassen. Zweimal sei der See "grundgereinigt" worden, seit er Anfang der Neunzigerjahre angelegt worden war. Außerdem sei Algenbildung "ein natürlicher Vorgang".

Allerdings ist der Zamilasee tatsächlich schon länger ein Problemkind im 13. Stadtbezirk, das weiß auch das Baureferat. Schuld daran ist seine Popularität. Viele Spaziergänger nehmen tütenweise Brot und Semmeln mit in den Park und füttern Vögel und Fische, obwohl das streng verboten ist und Schilder auch auf das fällige Bußgeld von 2500 Euro hinweisen. Die Folgen kennt jeder, der im Biologieunterricht aufgepasst hat: Mehr Futter für die Tiere bedeutet mehr Ausscheidungen. Im See schwimmen also mehr Nährstoffe, was wie Dünger wirkt und zu Algenwachstum führt. Dieses Mehr an Biomasse entzieht dem Wasser Sauerstoff, Fische sterben, Blaualgen nehmen überhand, das ökologische Gleichgewicht verändert sich, der See kippt um.

So weit ist es noch nicht am Zamilasee, aber das Baureferat weist darauf hin, dass sich zurzeit auf flachen Gewässern überall in der Stadt Grünalgen bilden. Betroffen seien kleine, eher flache Seen mit asphaltierter Sohle. Dazu gehören auch die Seen im Ostpark und im Südfriedhof. Grund für den Algenwuchs sind laut Baureferat "die schlagartig einsetzenden frühsommerlichen Temperaturen". Die Sonne scheint aufs klare Wasser, durch Wärme und Licht wüchsen die Algen "explosionsartig". Die Natur halte aber auch Abhilfe bereit: "Sobald die Wasserpflanzen zu wachsen beginnen, entsteht für die Algen eine Nährstoffkonkurrenz und das Algenwachstum geht naturgemäß, stark zurück", erklärt das Baureferat. Um diese Entwicklung zu unterstützen, hat die Behörde die Algen auf dem Zamilasee inzwischen mehrmals abgefischt. Vergangene Woche sei außerdem testweise ein Mähboot eingesetzt worden. Chemie werde aber nicht zum Einsatz kommen: Auch Algen seien ökologisch wichtig.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: