Zahlenspiele:Offene Grenzen

Mit den Landkreisen verdoppelt sich die Einwohnerzahl

Von Dominik Hutter

Das mit den Verwaltungsgrenzen ist so eine Sache. Orientiert man sich an dieser oftmals veralteten Größenordnung, hat Brüssel 180 000 Einwohner, Athen 700 000 und selbst Paris "nur" 2,2 Millionen. Diesen Zahlen steht die jetzt erreichte 1,5-Millionen-Marke im Stadtgebiet München gegenüber. Tatsächlich ist die belgische Kapitale jedoch eine Millionenmetropole, auch im Schatten der Akropolis leben 3,7 bis vier Millionen Einwohner, und rund um Louvre und Eiffelturm drängen sich zwölf Millionen Menschen. Städte nehmen eben keine Rücksicht auf willkürlich gezogene Grenzen, die Einwohnerzahl des gesamten verstädterten Raums gilt deshalb als die realistischere Größe. Aber sie ist eben auch komplizierter zu bestimmen: Denn ein bisschen Willkür ist immer dabei, wenn man das klar abgegrenzte Gemeindegebiet verlässt. Wie groß also ist München wirklich?

Anhaltspunkte dafür liefern die Einwohnerzahlen der umliegenden Landkreise, deren Gemeinden (wie Haar oder Unterföhring) teilweise direkt ans Stadtgebiet grenzen. Allein der Landkreis München hat rund 330 000 Einwohner, mehr als die Stadt Augsburg. Man nähert sich also sehr schnell der Zwei-Millionen-Marke, wenn man die Umlandgemeinden mitzählt. Statistiker verwenden gern die Einwohnerzahl der Planungsregion 14, die München und die acht umliegenden Landkreise umfasst - mit aktuell 2,8 Millionen Einwohnern. Im Jahr 2032 sollen es 3,1 Millionen sein. Die Europäische Metropolregion München, die auch Städte wie Ingolstadt, Landshut, Augsburg, Kaufbeuren und Rosenheim umfasst, kommt auf 5,8 Millionen Einwohner. Prognose für 2032: 6,2 Millionen. Dieser Wert dürfte allerdings als Einwohnerzahl Münchens zu hoch gegriffen sein: Metropolregionen sind eher eine planerische Größe und dienen vor allem der gemeinsamen Vermarktung eines Wirtschafts- und Kulturraums.

Die Einwohnerzahl Münchens steigt seit Jahren an. 2007 wurde mit 1,35 Millionen die Höchstmarke von 1972 (1,34 Millionen) geknackt. Seitdem geht es, mit Ausnahme eines Durchhängers 2009, steil aufwärts. München hatte entgegen den Klischees vom agrarisch geprägten Emporkömmling schon vor dem Ersten Weltkrieg 500 000 Einwohner und war damit drittgrößte Stadt Deutschlands. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gab es 800 000 Münchner, die Millionenmarke wurde 1957 überschritten.

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