Überfälle stark zurückgegangen:Schwere Zeiten für Bankräuber

Bankraub lohnt längst nicht mehr. Denn ausgeklügelte Sicherheitssysteme machen den Ganoven das Leben ziemlich schwer. Die Zahl der Überfälle ist deswegen stark zurückgegangen. Doch die Bankräuber verlagern ihr illegales Treiben nun auf andere betrügerische Bereiche.

Susi Wimmer

Der Bankräuber hatte zumindest Manieren: Mit schwarzer Sturmhaube über dem Kopf, die Waffe im Anschlag, stand er in der Münchner Bank am Haderner Stern und fragte die Angestellten freundlich, ob er denn bitte den Zweigstellenleiter sprechen dürfte.

Tatsächlich schaffte es der Räuber damals, mit etwas Geld zu entkommen, weit allerdings kam er nicht. Seit vier Jahren sitzt der Mann nun in Haft und ist einer der letzten seiner Art: Denn dank ausgeklügelter Sicherheitssysteme lohnt Bankraub längst nicht mehr. Stattdessen verlagern sich die Ganoven auf Betrügereien an Bankomaten oder beim Online-Banking. Zwei Banküberfälle registrierte die Polizei in diesem Jahr in der Stadt sowie im Landkreis München.

Ebenfalls zweimal, so sagt Polizeisprecherin Alexandra Schmeitz, seien die Überfälle im Versuchsstadium steckengeblieben. Deliktzahlen, die für eine Großstadt wie München verschwindend gering sind. Was daran liegt, dass es den Bankräubern ziemlich schwer gemacht wird. Früher beispielsweise, saß der Kassierer in seinem Glashäuschen und war als solcher sofort auszumachen. Heute hingegen steht der Räuber meist in einer übersichtlich gestalteten Bankfiliale mit mehreren kleinen Stehpulten, an denen die Kunden bedient werden.

Der Auszahlungsbetrag wird eingetippt und die gewünschte Summe flutscht aus dem Schlitz. Videokameras sind nahezu flächendeckend installiert, Zeituhren sichern die großen Summen - und natürlich wollen die Banken über ihre Sicherungstricks nicht sprechen. "Die Filialräumlichkeiten sind moderner und sicherer gestaltet", formuliert es ein Sprecher der HypoVereinsbank. Tatsächlich gab es Zeiten, in denen Bankräuber der Polizei zu schaffen machten. In Kirchheim etwa stand ein 29-jähriger Polizist im November 2008 im Kugelhagel einer Pumpgun und erlitt schwere Verletzungen.

Ein österreichisches Brüderpaar hatte die dortige Kreissparkasse überfallen. Die Täter, auf deren Konto zwölf weitere Überfälle gingen, wurden auf der Flucht gefasst. Oder der so genannte "Schießer": Ein Rentner aus Südtirol, der meist in die Decke ballerte und auf dessen Konto 2004 bis 2006 fast ein Dutzend Überfälle gingen. Auch er ging der Polizei letztendlich ins Netz. Heute spähen Betrüger Kontodaten aus, manipulieren Geldautomaten oder versuchen, beim Online-Banking zuzugreifen.

Der Bankräuber vom Haderner Stern hat noch etwas Zeit, um über neue Methoden nachzudenken: Er wurde 2007 zu sechs Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

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