Zahl der Einbrüche steigt:Feind in der Wohnung

Von Januar bis Oktober zählte die Polizei bereits 1065 Einbrüche in München. Um den Dieben auf die Spur zu kommen, wollen die Beamten nun Personen- und Verkehrskontrollen ausweiten - und sie setzen auf die Mithilfe der Bürger.

Von Florian Fuchs

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in München steigt rapide an. "Der Einbruch boomt", warnt Polizeivizepräsident Robert Kopp. Allein im Jahr 2012 gab es 17,3 Prozent mehr Einbrüche in Häuser und Wohnungen als im Jahr zuvor - und die Zahl der Delikte steigt weiter. Während Diebe früher vor allem in den dunklen Jahreszeiten Herbst und Winter aktiv waren, bleiben die Zahlen laut neuesten Statistiken inzwischen ganzjährig auf hohem Niveau. Die Polizei will nun Maßnahmen ergreifen, um der Entwicklung gegenzusteuern.

Neben Präventionsprojekten für Münchner und einer engeren Vernetzung mit Polizeibehörden vor allem aus osteuropäischen Staaten sollen Streifenpolizisten, unterstützt durch Fachkräfte, künftig verstärkt Präsenz zeigen - und auf den Straßen vermehrt Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger überprüfen. "Einbrecher müssen ständig damit rechnen, kontrolliert zu werden", sagt Kopp.

Im Jahr 2010 erfassten die Statistiker für München und den Landkreis 981 Einbrüche in Wohnräume. 2011 waren es bereits 1035, im vergangenen Jahr dann schon 1214. Von Januar bis 22. Oktober diesen Jahres zählte die Polizei bereits 1065 Einbrüche. "Auch bei Aufbrüchen von Kellern und Büros steigen die Zahlen, wenn auch nicht in so hohem Maße", berichtet Kopp.

Die Aufklärungsquote für Wohnungseinbrüche schwankte in den vergangenen Jahren zwischen 14 und 23 Prozent. Laut Thomas Fichtner, Leiter des Kriminalfachdezernats für Einbruchskriminalität, gibt es aber keine Brennpunktviertel in der Stadt. "Oft sagen Leute, dass bei ihnen nichts zu holen sei und deshalb nicht eingebrochen werde", sagt Fichtner. "Das stimmt aber nicht. Eingebrochen wird überall, niemand kann sich sicher sein."

Das Polizeipräsidium will deshalb nun Verkehrs- und Personenkontrollen ausweiten und gezielt dazu nutzen, Einbrechern auf die Spur zu kommen. Wenn etwa Autofahrer bei Tempokontrollen angehalten werden, sollen künftig häufiger Zivilfahnder oder Experten vom Fachdezernat dabei sein.

In den vergangenen Wochen hatte die Polizei mit dieser Taktik Erfolg: In Giesing kontrollierten Polizisten ein Fahrzeug, dessen Insassen gefälschte Pässe und Einbruchswerkzeug dabei hatten. In einem anderen Wagen bemerkten die Beamten bei einer Überprüfung, dass einer der Beifahrer ein polizeibekannter Täter ist. "Wir bitten die Bürger um Verständnis für die verstärkten Kontrollen", sagt Kopp. Die Beamten seien instruiert, die Überprüfungen so reibungslos wie möglich zu gestalten und niemanden über Gebühr zu strapazieren.

"Sicher wohnen in München"

Eine Erklärung für den drastischen Anstieg der Einbrüche hat das Präsidium nicht. Auffällig sei, dass viele Banden aus Osteuropa in München unterwegs seien. Das "Wohlstandsgefälle" zwischen den Ländern und der Bundesrepublik könne aber nur ein Aspekt sein, erläutert Kopp.

Bei der Herbsttagung der Polizeipräsidenten der mittel- und osteuropäischen Hauptstädte sei klar geworden, dass die Zahl der Einbrüche auch in den anderen Ländern angestiegen sei, teilweise sogar noch drastischer als in München. Für die nächste Tagung im Frühjahr in Wien haben die Polizeipräsidenten die gemeinsame Bekämpfung des Einbruchsdiebstahls deshalb ganz oben auf die Agenda gesetzt.

Im Zuge einer Aktionswoche unter dem Motto "Sicher wohnen in München" schaltet die Polizei von Sonntag an außerdem Infofilme in Bahnhöfen und bietet an zentralen Plätzen in München Beratungsstellen an, die informieren, wie man Wohnungen besser gegen Einbrüche sichern kann. "Den Tätern wird es oft zu leicht gemacht", sagt Arno Helfrich vom Kommissariat für Prävention. Eine normale Terrassentür zu knacken koste einen Einbrecher im Schnitt drei Sekunden.

Die Polizei will Bürger aber auch dafür sensibilisieren, öfter die Polizei zu alarmieren. Bei 40 Prozent aller Einbrüche bleibt es beim Versuch, weil Alarmanlagen oder Zeugen die Einbrecher störten. "Wer etwas Ungewöhnliches beobachtet, soll lieber einmal zu viel die Polizei rufen", sagt Kopp. "Wir sind auf die Mithilfe angewiesen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: