Zukunft des Heims:Kreispflegeheim hängt am Tropf

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Weil die Lenggrieser Einrichtung unrentabel und sanierungsbedürftig ist, verschärft sich die Debatte über die Zukunft des Hauses. Der Ruf nach Privatisierung wird vernehmlicher.

Von Suse Bucher-Pinell

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) steht mit seinen Plänen, das Kreispflegeheim in Lenggries von einem privaten Träger betreiben zu lassen, nicht allein. Sowohl der CSU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Martin Bachhuber, als auch sein SPD-Kollege Rainer Berchtold zählen wie Niedermaier den Betrieb eines Pflegeheims nicht zur den Pflichtaufgaben eines Landkreises. Auch Helmut Forster (Fraktion Freie Wähler) sieht das so. Es dürfe nicht sein, dass das Pflegeheim, das seit Mitte der 1990er Jahre als Nebenbetrieb der Kreisklinik geführt wird, eine finanzielle Belastung für die Klinik werde, sagt Forster der Süddeutschen Zeitung. Das Pflegeheim schreibt seit einiger Zeit rote Zahlen, zwischen 50 000 und 100 000 Euro jährlich. Das Defizit gleicht die Kreisklinik aus. Forsters Fazit: "Wir sollten uns vom Pflegeheim trennen, um die Kreisklinik nicht zu gefährden."

Die Diskussion wird gerade jetzt geführt, weil das Pflegeheim sowieso vor Veränderungen steht. Das Haus mitten im Ort ist in Teilen über 130 Jahre alt und entspricht nicht mehr dem heute geforderten Standard. Dass sich Abriss und Neubau besser rechnen als eine Sanierung, darin sind sich Landrat Niedermaier und der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) einig. Der Gemeinde gehören Haus und Grund, auch die Fläche für den anvisierten Neubau direkt daneben. Diese will Weindl aber auf keinen Fall einem privaten Investor überlassen. Auch eine private Trägerschaft des jetzigen Kreispflegeheims lehnt er ab.

Die CSU-Fraktion im Kreistag, der auch Weindl angehört, hat sich laut Bachhuber noch keine abschließende Meinung gebildet. "Wir kennen noch zu wenige Grundlagen", sagt er will noch ausstehende Gespräche zwischen Gemeinde Lenggries und Landrat abwarten. Einen Ausschlussgrund für eine Privatisierung sieht Bachhuber aber nicht.

Priorität habe für die Fraktion, dass das Heim im Isarwinkel bestehen bleibt. Mit seinen derzeit 57 Plätzen gehört es zu den kleinen im Landkreis, ist aber fest eingerechnet im Plan des Landkreises, wo mit 1130 Plätzen insgesamt der errechnete Bedarf gegenwärtig gerade so gedeckt ist.

"Ein schwieriges Thema", sagt Lucia Schmidt von der Grünen-Fraktion im Kreistag zu den Kreispflegeheim-Überlegungen. "Der Landkreis engagiert sich in so vielen freiwilligen Projekten", sagt sie und spielt auf die finanzielle Unterstützung des Lernfestes im Kloster Benediktbeuern an. "Engagieren wir uns doch lieber da, wo Not ist". Sie hadert mit einem Wechsel in der Trägerschaft auch deshalb, weil private Betreiber ihr Personal oft schlecht bezahlten.

Kontrovers diskutiert wird laut Berchtold auch in der SPD-Fraktion, zu der Lenggrieser Mitglieder gehören. Berchtold bringt die Gleichbehandlung aller Landkreisgemeinden ins Spiel. Auch Dietramszell bemühe sich um eine Pflegeeinrichtung. "Mit welchem Recht unterstützen wir eine Gemeinde und einer anderen würden wir sie verweigern?", fragt er. Warum solle eine Gemeinde das Pflegeheim in einer anderen mitbezahlen? Er schlägt vor, schon jetzt prüfen zu lassen, ob ein karitativer Betreiber Interesse am Betreiben eines Pflegeheims in Lenggries hätte. "Der Standort muss erhalten bleiben."

"Wir müssen einen Weg finden, das Pflegeheim muss sich wirtschaftlich tragen", sagt Forster. Weil auch die Fürsorge für das Personal zu berücksichtigen sei, müsse mit Blick auf den Arbeitsplatzerhalt und die Arbeitsverträge entsprechend verhandelt werden.

© SZ vom 29.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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