Zukunft des Geretsrieder Schulzentrums:Neue Fragen zur Sanierung

Das will die CSU wissen

15 Fragen hat CSU-Kreisrat Martin Bachhuber im Namen seiner Fraktion zusammengestellt: Er fordert eine Liste zu den Investitionen während der vergangenen zehn Jahre am Schulzentrum Geretsried. Zudem will er wissen, ob die geplanten "Lerninseln" abschließend von den zuständigen Gremien beschlossen wurden oder noch Beschlüsse ausstünden. Bachhuber hält es auch für denkbar, dass bereits getätigte Investitionen im Schulzentrum durch die Umkonzeptionierung ("Lerninseln") am Ende hinfällig geworden seien. Auch darüber fordert er Auskunft. Infrage stellt der Fraktionsvorsitzende, ob der Auftrag an das Architekturbüro Drescher & Kubina mit den "Lerninseln" das eigentliche Auftragsvolumen überschritten hat. Besonders interessiert ihn, wie es kommen konnte, dass im VOF-Verfahren wesentliche Dinge wie Mehrkosten etwa im Musenbau, bei den Außenanlagen und weiterer Technik nicht enthalten gewesen seien. Details fordert er ferner zu bereits getätigten Auftragsvergaben, ob eine schulaufsichtlichen Genehmigung vorliege und zur Frage, wie sich die Planer die Sanierung bei laufendem Schulbetrieb vorstellen, ohne die Leistung der Schüler zu beeinträchtigen. veca

Nicht nur CSU-Fraktionschef Martin Bachhuber will noch einmal über die Kosten diskutieren, die am Geretsrieder Schulzentrum anfallen. Auch Robert Lug von den Freien Wählern hat andere Ideen

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Seit Jahren wird am Schulzentrum Geretsried (Gymnasium und Realschule) um- und angebaut. Im Sommer 2013 hatte der Bauausschuss des Kreistags über die Generalsanierung innen und außen für knapp neun Millionen Euro diskutiert. Zwischenzeitlich stiegen die Kosten auf 33 Millionen. Mittlerweile liegen sie insgesamt mit neuer Turnhalle, Außensportanlagen und anderem bei bis zu 55 Millionen Euro. Viel Geld für den Landkreis, der Träger des 25 000 Quadratmeter großen Schulzentrums ist. Für die Kreis-CSU Grund genug, bei Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) nachzufragen, wie eine solche Kostenexplosion zustande kommen konnte. Aber auch Niedermaiers eigene Fraktion will da nicht mehr mitspielen. FW-Kreisrat Robert Lug hat seinerseits einen Fragenkatalog verfasst. "Wir müssen innehalten und uns fragen, ob wir bei diesem Projekt noch auf dem richtigen Weg sind", sagt Lug.

Bis zum 27. Mai möchte CSU-Fraktionssprecher Martin Bachhuber eine Antwort auf seine 15 Fragen vom Landrat haben - rechtzeitig vor der nächsten Sitzung des Kreisbauausschusses am 6. Juni, wo die Generalsanierung nochmals "intensiv diskutiert" werden müsse. "Die in der bisherigen Diskussion von Seiten der Planer vorgebrachte Begründung, diese Steigerung sei in erster Linie auf gesetzliche Vorgaben sowie zum Zeitpunkt der Kalkulation unvorhersehbare Ereignisse zurückzuführen, erscheint wenig überzeugend", schreibt Bachhuber. In der April-Sitzung hatten Hauptamtsleiter René Beysel und der beratende Planer Dieter Kubina erklärt, die Mehrkosten seien eben durch gesetzliche Änderungen entstanden. Zudem sei man in das Ausschreibungsverfahren für die Architekten und Fachplaner (VOF) mit zu niedrigen Ansätzen gegangen.

Diese Aussagen bringen nicht nur die Kreis-CSU in Rage, auch Robert Lug, Mitglied im Bauausschuss, kann sie nicht nachvollziehen. Mit seiner Fraktion habe er besprochen, ebenfalls nachzuhaken und in Ergänzung zum CSU-Schreiben selbst einen Fragenkatalog zu erstellen. Alles, jeder Beschluss, jede Investition, müsse sauber aufgelistet werden. "Und wenn wir deshalb erst ein Jahr später mit der Sanierung anfangen, dann ist das halt so." Schließlich "brenne nichts an", das Schulhaus sei zu benutzen. Zudem plädiert er dafür, auch in eine ganz andere Richtung zu denken. Damit steht er nicht allein. CSU-Kreisrat und Zweiter Landrat Thomas Holz sagt, es könne bei jedem Projekt einen "Break" geben. Beide meinen damit, das bestehende Schulgebäude nicht weiter zu sanieren, sondern einen Neubau anzugehen.

Dieser Gedanke ist nicht neu. Allerdings hieß es von Seiten der Verwaltung, dass ein Neubau weit teurer käme als die Sanierung. Als Vergleich herangezogen wird das Gymnasium Grünwald. Mit 100 Millionen Euro ohne Grundstück müsse man rechnen, hatte Hauptamtsleiter Beysel den Kreisräten mitgeteilt.

Dennoch will Lug diese Idee nicht ganz verwerfen: Warum nicht ein neues Schulzentrum auf der Böhmwiese bauen, nicht so sehr in die Fläche, sondern mehr in die Höhe? Dort soll auch ein Bahnhof entstehen, wenn die S-7-Verlängerung kommt. Das jetzige Schulgrundstück könnte der Landkreis mit der Stadt Geretsried tauschen, letztere dieses für Wohnbebauung verwerten. Auf der Böhmwiese hätte auch eine neue Mittelschule Platz. Geretsried plant, die beiden bestehenden Mittelschulen zusammenzulegen. In einem Neubau könnte auch das Franz-Marc-Förderzentrum unterkommen. Dort würden nur noch 35 Kinder beschult. "Allen wäre gedient", sagt Lug, der selbst das Geretsrieder Gymnasium besucht hat.

Den Vorstoß der CSU hält er für "sehr gut". Solche Fragen müsse man stellen, denn man könne nicht mit Steuermitteln derart um sich schmeißen.

Einen anderen Standpunkt vertritt Grünen-Kreisrat und Dritter Landrat Klaus Koch. Erneut auf die Kosten zu schauen, sei legitim und sinnvoll. Aber angesichts der finanziellen Belastungen für den Landkreis wie die geplante S-Bahn-Verlängerung und der 15 Millionen Euro Schulden glaube er nicht, dass sich der Kreis einen Neubau werde leisten können. "Das geht nicht, auch wenn diese Lösung wünschenswert wäre." Koch plädiert dafür, in der anstehenden Diskussion emotionslos aufs Ganze zu schauen. Aber er warnt davor, die beschlossene Generalsanierung infrage zu stellen. "Eine perfekte Gesamtgesamt-Lösung wird es nicht geben." Vielleicht werde ein genauer Blick auf all die Einzelbeschlüsse, die zur Sanierung von den Kreisgremien gefasst wurden, dazu führen, dass "es uns gelingt, mit demselben Betrag etwas sehr viel Besseres zu machen."

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