Zu wenig Umsatz:Wenn der Wirt die Zeche prellt

Der Betreiber der Gaststätte "Penzberger" zahlt seit August keine Pacht, weil das Gebäude teilweise noch Mängel aufweist. Bürgermeisterin Elke Zehetner verspricht Unterstützung, sie sieht aber auch den Wirt in der Pflicht

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Ein halbes Jahr ist seit der Eröffnung der renovierten Penzberger Stadthalle ins Land gezogen. Noch immer gleicht das denkmalgeschützte Gebäude in Teilen einer Baustelle. Seit August zahlt Betreiber und Wirt Rudolf Schall deshalb keine Pacht an die Stadt. Der Umsatz der Stadthallen-Gaststätte "Penzberger" könnte obendrein besser sein. Von außen weist keinerlei Werbung auf das Lokal hin. Schall drängt auf Nachbesserungen. "Wir werden unseren Wirt unterstützen", sagt Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Allerdings sieht sie auch Schall in der Pflicht: "Es liegt an ihm, sich als Wirt in der Stadt präsent zu zeigen."

Es war der Wunsch der Penzberger Bürgermeisterin, dass die Stadthalle nach der Sanierung und dem Umbau am 1. Mai dieses Jahres eröffnet wird. In Windeseile wurde die Baustelle abgewickelt - allerdings nicht komplett. Erst Ende Oktober wurden etwa die zur Gaststätte "Penzberger" gehörenden Toiletten fertig. Zuvor mussten die Gäste durch den Service- und Küchenbereich in den Keller gehen, um dort die Sanitäranlagen zu nutzen, die dem großen Saal zugeordnet sind.

Maibaum Penzberg Stadthalle

Am 1. Mai wurde der Maibaum bei der frisch sanierten Stadthalle aufgestellt. An diesem Tag hatten die Penzberger zum ersten Mal die Gelegenheit, das Gebäude von innen zu sehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Auch mit den neuen Toiletten gab es Verdruss. Die Beschilderung für die Damen- und die Herrentoilette wurde vertauscht. Urinale im Damenklo - diese Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt. "Die Leute haben Handyfotos gemacht", erzählt der Wirt. Immer noch fehlt das Geländer beim barrierefreien Zugang im Biergarten. Bis vor Kurzem konnte Schall keine Speisekarte im Außenbereich aushängen. Nun steht vor dem Haupteingang ein beleuchteter Säulenkasten. Die Stadt hat ihn aufstellen lassen. Weil das Gebäude denkmalgeschützt ist, durfte Schall nicht selbst einen "kleinen Speisekarten-Kasten" montieren. Obschon dies eine Konzessionsauflage des Landratsamts Weilheim-Schongau sei. Der Denkmalschutz ist auch der Grund, warum bislang keinerlei Schriftzug an der Fassade auf die Gaststätte hinweist. Nach langem Hin und Her hätten er und die Brauerei der Stadt nochmals Vorschläge für eine Gestaltung gemacht. "Die sind jetzt endlich durch."

All diese Punkte seien zwar ärgerlich, sagt Schall, könnten aber behoben werden - wenn es auch viel Geduld in Anspruch nehme. Vielmehr macht der Umsatz dem Pächter Kopfzerbrechen. Sein Vertrag mit der Stadt beinhaltet, dass städtische Veranstaltungen wie solche von Penzberger Vereinen mietfrei sind. Bei der Unterzeichnung hatte er geglaubt, diese fehlenden Einnahmen durch den gastronomischen Umsatz an solchen Tagen wettmachen zu können. Das war ein Trugschluss. "Die Leute kommen nach dem Abendessen zu ihren Veranstaltungen. Mein Umsatz ist gleich null", sagt Schall. Dennoch solle er die Nebenkosten für das gesamte Gebäude bezahlen. "Ich bekomme keine Raummiete, muss aber zum Beispiel die Reinigung für Saal und Toiletten stemmen." In der ersten Zeit habe er viel Personal vorgehalten, inzwischen aus Kostengründen nicht mehr, so Schall. Was dazu geführt hatte, dass der Stadthallen-Wirt und seine Angestellten beim Hoagascht nicht auf die zahlreichen Bestellungen der etwa 200 Gäste eingestellt waren. "Da hätten wir in der Tat Umsatz machen können und waren nicht gut genug aufgestellt."

Zu wenig Umsatz: Die Gaststätte "Penzberger" braucht mehr Umsatz. Wirt Rudolf Schall fühlt sich allein gelassen.

Die Gaststätte "Penzberger" braucht mehr Umsatz. Wirt Rudolf Schall fühlt sich allein gelassen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine Lösung, wie er auf mehr Umsatz käme, hat Schall parat und ist mit ihr mehrmals im Rathaus vorstellig geworden. Mit 57 Sitzplätzen ist die Gaststätte "Penzberger" zu klein. Schall wollte von Anfang an den kleinen Saal noch als Restaurant mit nutzen. "Damit wäre vieles aufgefangen." Doch der kleine Saal versprüht den Charme eines Seminarraums. Schall wäre bereit, diesen Raum auf eigene Kosten in eine bayerische Gaststätte zu verwandeln. Den Umbau schätzt er auf etwa 35 000 Euro. Überhaupt müsse sich der Stil im "Penzberger" ändern. Die Gäste bemängelten, dass es ungemütlich sei, erzählt er. Diese Kritik nehme er ernst. "Das ist alles Negativwerbung."

Seinem Unmut hat er in einer E-Mail im Oktober an die Verwaltung und die Fraktionssprecher im Stadtrat Luft gemacht. Bis Weihnachten hofft er auf Lösungen.

Der Stadtrat werde entscheiden, ob ein Umbau des kleinen Saals realisiert werde oder nicht, sagt Bürgermeisterin Zehetner. Dafür wolle er die Belegungszahlen für den großen und den kleinen Saal sehen. Im Übrigen habe Penzberg "genug Geld in die Hand genommen für die Stadthalle". Schließlich müsse Schall als Wirt selbst mehr tätig werden und Werbung schalten oder besondere Aktionstage anbieten. Kritik übt Zehetner überdies an Schalls Mitarbeitern in der Anfangszeit. Jetzt hätte der Wirt ein "tolles Team", aber damals habe man zwei Stunden lang weder etwas zu essen noch zu trinken bei Veranstaltungen bekommen. So etwas spreche sich herum. "Wir sind auf dem besten Wege, die Dinge in der Stadthalle zu optimieren", sagt Zehetner. Doch sei es Schalls Aufgabe, dass sich dort etwas rühre. Schließlich habe man sich mit Schall bewusst für einen erfahrenen Gastronomen entschieden, der ein solches Haus auch bespielen könne. Und das Geländer im Biergarten werde Ende dieser Woche fertig. "Wenn auch zu spät für die Schönwetter-Saison." Die Handwerker hätten volle Auftragsbücher, überall müsse man auf sie warten.

Ursprünglich sollte das Wirte-Duo Johann Heinritzi und Benedikt Fröhlich die für gut 9,9 Millionen Euro sanierte Stadthalle übernehmen. Der Vertrag kam nicht zustande. Schall, der sich ebenfalls beworben hatte, sprang kurzfristig ein und half der Stadt somit aus der Patsche.

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