Wolfratshauser Kontroverse:Parkplätze an den schönsten Stellen der Stadt

Wolfratshauser Kontroverse: Das Entree zur Stadt, in unmittelbarer Flussnähe: Statt der bisher 68 Parkplätze sollen am Hatzplatz künftig 150 entstehen - durch den Bau eines Parkhauses.

Das Entree zur Stadt, in unmittelbarer Flussnähe: Statt der bisher 68 Parkplätze sollen am Hatzplatz künftig 150 entstehen - durch den Bau eines Parkhauses.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Beim SPD-Stadtgespräch gibt es Kritik an den Beschlüssen zur Garage am Hatzplatz und zur Zukunft des Untermarkts 10.

Von Claudia Koestler

Für den Fraktionssprecher der SPD, Fritz Meixner, waren die jüngsten Beschlüsse im Wolfratshauser Stadtrat zum Untermarkt 10, zum Hatzplatz und zur Sicherheitswacht "Weichenstellungen". Teile der Partei aber sind nicht über jeden Beschluss glücklich, weshalb es am Montag beim letzten Stadtgespräch der SPD vor der Sommerpause zu durchaus kontroversen Diskussionen kam.

Vor allem der Beschluss zum Hatzplatz und insbesondere der Entscheidungsprozess stieß manchen der Anwesenden sauer auf. "Ich halte es für völlig verfehlt, ausgerechnet am Entree der Stadt und der guten Stube ein solch massives Gebäude hinzustellen", kritisierte der neue Ortsvorsitzende Peter Fasching die Stadtratsfraktion seiner eigenen Partei.

Denn am Hatzplatz sollen nach Angaben des Zweiten Bürgermeisters Fritz Schnaller künftig "circa 150 Stellplätze, Plusminus zwei, drei" in einem Parkhaus entstehen. "Aus Emissionsschutzgründen muss es ein Gebäude mit Wänden werden und kein Parkdeck", erklärte Schnaller und sprach von insgesamt sechs Halbgeschossen, von denen ein Teil in die Erde, ein Teil überirdisch gebaut würden. Einen Investor für das Parkhaus gebe es derzeit noch nicht, sagte Meixner, dazu müsse erst ausgeschrieben werden. Für Fasching sei dies allerdings "stadtplanerisch keine gute Entscheidung", zumal es auch kein Gesamtkonzept für die Stadt vorantreibe. Hans Gärtner fehlte ebenfalls der Blick aufs Ganze.

Gerlinde Berchtold bemängelte als Mitglied des Stadtrates, dass ihre Fragen in der betreffenden Sitzung nicht beantwortet wurden. Den Mehrheitsbeschluss des Stadtrates für ein solches Parkhaus konnte sie deshalb nicht nachvollziehen, zumal nicht bedacht worden sei, "was noch alles in der Pipeline ist, der Feuerwehrbedarfsplan etwa oder der Schulbedarfsplan". Gast Heinz Wensauer kritisierte, dass "ausgerechnet die schönsten Plätze der Stadt mit Parkplätzen verbaut werden". Auch Meixner selbst sah im Hatzplatz-Projekt nicht die Ultima Ratio, weshalb er dagegen gestimmt habe. Lediglich Schnaller verteidigte den Beschluss vehement. "Wir führen diese Diskussion seit 20 Jahren. Jetzt haben wir eine einmalige Chance, und wenn wir die erneut auf die lange Bank schieben, geht wieder nichts vorwärts."

Diskussionsbedarf gab es unter den Genossen und Gästen auch über die Entscheidung zum Untermarkt 10, nämlich zu prüfen, ob das Gebäude an die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (StäWo) übertragen werden kann, die dann die Immobilie saniert. Das bedinge jedoch, dass das dort angesiedelte Heimatmuseum seinen Platz räumt. Es könnte stattdessen in das Pumpenhaus an der Loisach umziehen. Das wiederum müsste dazu ertüchtigt und durch einen Anbau erweitert werden, würde aber dennoch rund 200 Quadratmeter weniger Platz bieten als der jetzige Standort. "Wir müssen deshalb auch ein ganz neues Museumskonzept erarbeiten", sagte Schnaller, der das als Chance verstand: "Qualität vor Quantität". Zu den Kosten äußerten sich die Genossen nicht: "Das durchzurechnen ist nicht Aufgabe eines Stadtrats, weil er es gar nicht kann."

Schließlich beschäftigte auch noch die Sicherheitswacht die Anwesenden. Für Meixner sei die Entscheidung Wolfratshausens für eine solche Wacht "kein Notruf, sondern ein Signal der Offenheit". Zwar gab Gärtner zu bedenken, dass man die Freiwilligen unter Umständen in Gefahrensituationen bringe, die sie nicht bewältigen könnten. Für Meixner seien sie jedoch "nicht der verlängerte Arm der Polizei, sondern ein erweitertes Auge für die Polizei."

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