Wolfratshausener Bürgerladen:Start verzögert sich

Wolfratshausener Bürgerladen: 460.000 Euro sind für die Sanierung des Gebäudes Untermarkt 10 eingeplant. Ob das ausreicht, ist ungewiss.

460.000 Euro sind für die Sanierung des Gebäudes Untermarkt 10 eingeplant. Ob das ausreicht, ist ungewiss.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Sanierung des Gebäudes am Untermarkt ist aufwendiger als geplant. Unter anderem müssen alle Leitungen und Anschlüsse neu verlegt werden. Das Landratsamt spricht gar von einem "Rattenschwanz an Detailproblemen".

Von Wolfgang Schäl

Die für September anvisierte Eröffnung des Wolfratshauser Bürgerladens wird sich voraussichtlich bis Ende des Jahres verzögern. Grund sind nach Mitteilung des stellvertretenden Vorsitzenden der Gründungsinitiative, Ernst Gröbmair, die Sanierungsarbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude, die aufwendiger sind als ursprünglich angenommen.

Nachdem am Untermarkt 10 zuletzt zwei verschiedene Friseure und eine Parfümerie untergebracht waren, müssen alle alten Leitungen und Anschlüsse entsorgt und neue verlegt werden. "Die komplette Installation kommt raus", erläutert Gröbmair, ebenso die Bodenbeläge, die Heizung, die Sanitäranlagen und die Stromversorgung. Einige der nachträglich eingesetzten Gipswände müssen im Interesse einer besseren Raumaufteilung entfernt werden, und die Sanierung des Mauerwerks gestaltet sich aufwendiger als gedacht.

Die Planungsingenieure für die einzelnen Gewerke stehen nach Gröbmairs Worten "schon in den Startlöchern", noch fehle allerdings die Genehmigung durch das Landratsamt, das als Denkmalschutzbehörde zuständig ist. Die sei in Bearbeitung, bestätigt die Kreisbehörde. Einen genauen Termin könne man noch nicht nennen, so der Pressesprecher des Landratsamtes, Hans-Ulrich Menrad. Er verweist darauf, dass noch Unterlagen von der Stadt fehlen: Sie betreffen die Fassadengestaltung, weil auch die Fensterfront ausgetauscht wurde, aber auch den Bereich Lebensmittelrecht. Denn die Stadt und die Gründungsinitiative planen auch einen bistro-artigen Teil mit 24 Plätzen in dem Laden, und das bedarf der Überprüfung. "Das ist ein Rattenschwanz an Detailproblemen, an die man oft nicht denkt, beispielsweise was den Einbau von Toiletten betrifft". Hierzu müssten noch entsprechende Pläne nachgereicht werden. Der Bauantrag als solcher liege aber vor. Wann die denkmalschützerische Würdigung des Projektes abgeschlossen werden kann, hänge im übrigen nicht von der Kreisbehörde ab, sondern vom Landesamt für Denkmalschutz. Mit dem gebe es regelmäßige Termine, und nach dessen Beurteilung richte sich das Landratsamt dann in seinem Bescheid. Keine Rolle soll es nach Menrads Worten zumindest spielen, dass behinderte Personen in dem Laden arbeiten sollen - die Nachbesserungen, sofern nötig, werde man auf dem Weg von Tekturen erledigen können.

Nach der Eröffnung soll sich den Kunden ein nicht ganz alltägliches Bild bieten. Denn hier werde nicht einfach ein Laden entstehen, sondern "ein Ort der Kommunikation", sagt Gröbmair. Viele Besucher werden nach Erwartung der Betreiber auch kommen, um ein wenig zu plaudern, "manche haben ja sonst vielleicht wenig andere Möglichkeiten". Den Arbeitskreisen, die an dem Projekt mitarbeiten, bescheinigt er jede μMenge Kreativität. "Wir haben für alles einen Spezialisten." Sie können, was die Einrichtung betrifft, aber auch aus dem Vollen schöpfen, denn die Stadt stellt als Dauerleihgabe das historischen Mobilar von Antonia Klein zur Verfügung, die einen Teil ihres Anwesens an der Bahnhofstraße der Stadt vererbt hat. Da habe man beispielsweise einen wunderschönen alten Schrank, der sich dafür eigene, abgepackte Waren wie etwa Marmelade anbiete. Und auch die Imbiss-Ecke könne man schön ausstatten. Das findet Gröbmaier dem Rahmen angemessen, "denn schließlich ist ja das ganze Gebäude ein Museum."

Dass die Sanierung sich aufwendiger anlässt als ursprünglich gedacht, bestätigt Bürgermeister Klaus Heilinglechner. Es sei dort eben lange nichts gemacht worden. Ob die dafür eingeplanten 460 000 Euro ausreichen, vermag er nicht zu sagen, "man muss aber irgendeine Summe im Haushalt ansetzen". Was den lebensmittelrechtlichen Aspekt betrifft, sieht Heilinglechner den Arbeitskreis am Zug: "Da liegt der Ball nicht bei der Stadt, wir wissen ja nicht, ob die dort selber eine Küche einbauen oder sich beliefern lassen wollen." Bei alledem will Heilinglechner klargestellt wissen, dass es bei der Investition nicht direkt um den Bürgerladen gehe, sondern um eine "notwendige Bausanierung" der städtischen Immobilie.

Bürger sind nach wie vor aufgerufen, Anteilscheine zu zeichnen. Man habe das angestrebte Gründungskapital von 60 000 zwar beisammen, so Gröbmaier. Wenn sich der Betrag noch aufstocken ließe, wäre man in der Lage, stromsparende und somit umweltfreundliche Kühltheken und -Schränke zu installieren. Anteilscheine gibt es im Bürgerbüro im Rathaus und im Internet unter buergerladen-wolfratshausen.de.

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