An die 900 Kilometer sind es vom Alpenrand zur Waterkant, was einer Fahrtzeit mit dem Bus von mehr als 13 Stunden entspricht - eine ziemliche Strapaze für eine dreitägige Exkursion, aber nicht zu groß, um sich einer alten Freundschaft zu vergewissern: Seit zehn Jahren bestehen die Beziehungen des Marine-Patenboots "Oste" mit der Stadt Wolfratshausen. Zum Feiern gab es in diesem Jahr aber noch etwas: Das Flottendienstboot der Bundesmarine durchpflügt seit mittlerweile 25 Jahren die Fluten der Ostsee und der sie umgebenden Meere, ist also schon im vorgerückten Alter. 32 reiselustige Wolfratshauser setzten sich unter diesen Vorzeichen am vergangenen Freitag morgens um 6 Uhr am Hammerschmiedweg in den Reisebus, um das Doppeljubiläum zu würdigen.
Mit von der Partie waren einige Stadträte, darunter Ludwig Gollwitzer, Heinrich Schiltenwolf und Reiner Berchtold, offizieller Repräsentant war Bürgermeister Helmut Forster, der nach seiner Rückkehr über die zwar anstrengenden, aber auch "total schönen Tage" schwärmte und in höchsten Tönen die Anstrengungen der Oste-Besatzung lobte. Die habe wirklich keine Mühen gescheut, um an der Kieler Förde "ein ganz tolles Programm" zu ermöglichen".
Empfangen wurden die Gäste am Eingangstor des Sperrgebiets, standesgemäß mit einem militärischen Pfeifsignal vom Schiff und einem Händedruck des Korvettenkapitäns Stefan Salecker, "sehr sehr würdevoll", wie Forster im Rückblick sagt. Auch ein Teil der Mannschaft stellte sich auf dem Deck auf. Die 84 Seeleute verschiedenster Dienstgrade war allerdings nicht ganz vollständig, nachdem die Oste gerade erst 124 Tage lang unterwegs war und die Besatzungsmitglieder wieder zu ihren Familien zurückkehren wollten.
Waren beim kleineren Jubiläum vor fünf Jahren noch technische Gerätschaften auf dem Schiff gezeigt worden, so stand diesmal eine große Seenot-Rettungsübung in der Kieler Bucht auf der Agenda, an der sich auch die Besatzung des Seenot-Rettungskreuzers "Berlin" beteiligte. Vier Freiwillige, darunter der Wolfratshauser Hannes Hien, sprangen, ausgerüstet in Schwimmanzügen, vom Schiff aus in das 18 Grad kalte Ostseewasser, um anschließend in eine Rettungsinsel zu klettern. Die durfte Forster dann eigenhändig, mit Hilfe eines Krans und unter Aufsicht von Oberleutnant zur See, Martin Herrhaus, an Bord hieven. Hochinteressant fanden das die Wolfratshauser Gäste, sie verfolgten von der Reling aus die Bemühungen um die freiwillig Schiffbrüchigen, die alsbald unversehrt wieder an Bord kletterten.
Auf dem Programm stand danach noch ein Besuch des 72 Meter hohen Marine-Ehrenmals "Laboe". Es erinnert an die Seeleute aller Nationen, die in den beiden Weltkriegen ums Leben gekommen sind, am Abend ging es dann noch ins Kieler Technikmuseum. Ganz nebenbei schnupperten die Exkursionsteilnehmer noch viel frische Seeluft und schauten all den Fähren und Containerschiffen nach, die durch die Kieler Förde und den Nord-Ostseekanal nach Schweden, Norwegen und noch weiter unterwegs sind. "Es waren viele unvergessliche Eindrücke", sagt Forster. Ein gemeinsamer Festabend mit Shanty-Chor, der Seemannslieder intonierte, schloss den offiziellen Teil des Besuchs ab.
Für den Bürgermeister war es die fünfte Reise zu den Oste-Freunden, die ihrerseits die große Entfernung gern in Kauf nehmen. Zuletzt haben sie den Wolfratshauser Christkindlmarkt besucht und bei der Gelegenheit einen Scheck über 300 Euro für das Inselhaus überreicht.