S-7-Verlängerung:"Wir liegen genau im Zeitplan"

S-7-Verlängerung: Endstation Wolfratshausen - so wird es noch bis 2026 bleiben. Auf ein Datum für die Fertigstellung des Ausbaus der S 7 lässt sich niemand festlegen.

Endstation Wolfratshausen - so wird es noch bis 2026 bleiben. Auf ein Datum für die Fertigstellung des Ausbaus der S 7 lässt sich niemand festlegen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Landrat Josef Niedermaier und Bürgermeister Michael Müller sehen keine weitere Verspätung bei der S-7-Verlängerung bis Geretsried und warnen vor "Kaffeesatzleserei".

Von Konstantin Kaip

"Die Verlängerung der S 7 von Wolfratshausen nach Geretsried ist und bleibt fester Bestandteil des Bahnausbaus in der Region München." Das hat der bayerische Innen- und Verkehrsminister Joachim Hermann (CSU) am Dienstag mitgeteilt. In derselben Mitteilung aber spricht er auch von einem "zusätzlichen Zeitbedarf von rund zweieinhalb Jahren", der wegen der Umplanungen für den S-Bahn-Tunnel in Wolfratshausen nötig sei. Weil der Beschluss für die Tieferlegung von Gleisen und Bahnhof in der Loisachstadt jedoch schon 2015 gefasst wurde, wirft das die Frage auf, ob der Zeitplan für eine mögliche Inbetriebnahme der neuen Strecke nun noch einmal dramatisch nach hinten korrigiert werden muss.

Nein, ist die klare Antwort von Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Die von Hermann erwähnten zweieinhalb zusätzlichen Jahre seien der Zeitraum, der auch 2015 bei dem Beschluss, die Verlängerung mit der Tunnel-Variante umzusetzen, kommuniziert worden sei. "Wir liegen genau in dem Zeitplan, wie er mit dem Minister vereinbart worden ist." Das Planfeststellungsverfahren laufe und gehe nun in die Tektur, die Kommunen würden beteiligt, dann werde der Plan zur Genehmigung an das Eisenbahnbundesamt (EBA) gereicht.

"Es war doch völlig klar, dass sich die S-Bahn-Verlängerung verzögert", sagt auch der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU). Vor zwei Jahren sei das erste Planfeststellungsverfahren für die Variante mit Schranke fertig gewesen, die Einwendungen hätten gezeigt, dass Wolfratshausen diese nicht wolle, sagt Müller. Nach einem Gespräch mit dem Innenminister kam es zur Einigung der Städte mit Kreis und Bahn, sich die Mehrkosten für den Tunnel aufzuteilen. "Jetzt sind wir da, wo wir vor zwei Jahren waren", sagt Müller. Im bisherigen Zeitplan sei von einer möglichen Fertigstellung 2024 die Rede gewesen. "Das halte ich nicht für realistisch." Deshalb habe er schon im Dezember den frühestmöglichen Termin auf 2026 taxiert. "Aber ich stochere da auch im Nebel."

Für den Landrat sind Spekulationen mit Jahreszahlen "Kaffeesatzleserei". Selbst wenn die Genehmigung vom EBA vorliege und es einen Beschluss gebe, könne sich der Baubeginn noch verzögern. Denn auch wenn sich durch den Tunnel wohl viele der 1500 Einwendungen erledigten: "Die Erfahrung zeigt, dass jeder Planfeststellungsbeschluss für ein großes Infrastrukturprojekt beklagt wird", sagt der Landrat. Einen möglichen Termin für die Inbetriebnahme will im Moment niemand einberaumen: Das Innenministerium verweist auf die Bahn als Vorhabensträgerin, bei der Bahn bittet man um Verständnis, dass "nicht jeder Zwischenschritt" mitgeteilt werden könne. Mehr wird man wohl im Sommer wissen. Dann wollen Bahn und Planer auf einer gemeinsamen Sitzung beider Stadträte und des Kreistags über den Sachstand informieren. So hieß es zumindest im Januar, als die Planer ihre ersten Entwürfe für Tunnel, Trog und Bahnhof vorstellten.

Selbst wenn die neue Strecke erst 2030 eröffne, sei das "auch gut", findet Müller. "Hauptsache, sie kommt." Und das sei auch das wichtigste Signal Hermanns: "Die entscheidende Aussage ist, dass die S-7-Verlängerung noch im Plan für den Knotenpunkt München ist."

Wie der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber (CSU) berichtet, hat er den Minister zu der Erklärung veranlasst. Grund sei ein Medienbericht gewesen, dass die S-7-Verlängerung wegfalle, weil der Freistaat wegen der Verteuerung der zweiten Stammstrecke in München sein 13-Punkte-Sofortprogramm streiche. Er habe daraufhin am Freitag Herrmann schriftlich um Klarstellung gebeten, sagt Bachhuber. Dieser habe ihn am Montag angerufen und versichert, die Spekulationen seien haltlos, die Planungen für die S-7-Verlängerung liefen nach wie vor auf Hochtouren. Daraufhin habe er dem Minister geraten, das in einer Pressemitteilung klarzustellen und auch auf den Sachstand einzugehen.

Dass die Umplanung "auf alle Fälle eine Zeitverzögerung" bedeute, sei "allen Beteiligten vor Ort bewusst gewesen", sagt Bachhuber. Das sei nicht allein den "langen Planungswegen" geschuldet, sondern auch dem Bau: So könne man in Wolfratshausen immer nur einen Bauabschnitt auf einmal realisieren, und etwa Sauerlacher- und Königsdorfer Straße nicht gleichzeitig untertunneln. Zuletzt hatte Bachhuber eine mögliche Inbetriebnahme 2024 angekündigt. Das Datum stamme von der Obersten Baubehörde, die wohl "sehr optimistisch geschätzt" habe, sagt er nun. "Wichtig ist das klare Bekenntnis der bayerischen Staatsregierung: Geretsried wird kommen, die S-Bahn wird rollen." Er habe auch schon Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gebeten, "ein Auge drauf zu haben, wenn die Pläne in Berlin sind", sagt Bachhuber. Der habe ihm versprochen, darauf zu achten, dass das Genehmigungsverfahren vorangetrieben werde.

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