Wolfratshausen/Geretsried:Unkoordinierte Kooperation

Wolfratshausen und Geretsried haben keinen gemeinsamen Ausschuss mehr - zum wachsenden Bedauern auf beiden Seiten

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen/Geretsried

Aus landesplanerischer Sicht bilden die beiden Nachbarstädte Wolfratshausen und Geretsried schon seit geraumer Zeit ein gemeinsames Mittelzentrum, doch die Karten der Landesplaner haben einen recht kleinen Maßstab, während die Räte in beiden Städten jeweils auf den eigenen Stadtplan schauen und der Maßstab dabei gar nicht groß genug sein kann. Aber manchmal nötigen die Landesplaner den einen Stadträten einen Blick auf die Vorhaben der anderen ab, wie soeben im Fall der Geretsrieder Böhmwiesen-Pläne. Zu denen sollten die Wolfratshauser routinemäßig ihre Stellungnahme abgeben, was sie in der vergangenen Woche im Bauausschuss auch einstimmig getan haben: Mit dem üblichen offiziellen Achselzucken - plus dem Zusatz, "dass eine gemeinsame Lösung zur Verkehrsentlastung für beide Städte gefunden werden muss".

Dass dieser Zusatz in dem förmlichen Verfahren nicht viel bewirken wird, ist den Mitgliedern des Wolfratshauser Bauausschusses klar, aber als eine Art nachbarschaftliche Mitteilung auf dem Verwaltungsweg war er ihnen die Mühe wert. Denn ein gemeinsames Gremium, in dem sie einfach mal miteinander über dieses und jenes reden könnten, haben die Stadträte vom Wolfratshausen und Geretsried seit einigen Monaten nicht mehr.

Dieses gemeinsame Gremium hieß einst bei den einen Kooperationsausschuss und bei den anderen Koordinierungsausschuss, was ihm allein schon genügend Spott eingetragen hat. In der vergangenen Ratsperiode gab es dann zwar einen gemeinsamen Namen, aus Sicht der damaligen Stadträte aber nicht genügend gemeinsame Themen. Die ohnehin nur sporadisch angesetzten Treffen wurden fast genauso oft abgesagt wie sie wirklich stattfanden, weil die eine Seite Themen vorschlug, über welche die andere Seite aber gerade gar nicht reden wollte. Die Hoffnung, dass ein grundsätzliches Ausschließen jeglichen Publikums die Treffen konstruktiver machen würde, erfüllte sich auch nicht recht. So gab gerade der Wolfratshauser CSU-Rat Richard Kugler zu Protokoll, er habe den Geretsriedern schon früher im Kooperationsausschuss mal geraten, "sich einen eigenen Zugang zur Garmischer Autobahn zu suchen". Gemessen an den Ergebnissen sei der gemeinsame Ausschuss verzichtbar, hatte Geretsrieds CSU-Chef Ewald Kailberth dann 2012 erklärt.

Wolfratshausen/Geretsried: Sie sollten sich doch besser einen eigenen Zugang zur Garmischer Autobahn suchen, riet der Wolfratshauser Stadtrat Richard Kugler (CSU) seinen Geretsrieder Kollegen.

Sie sollten sich doch besser einen eigenen Zugang zur Garmischer Autobahn suchen, riet der Wolfratshauser Stadtrat Richard Kugler (CSU) seinen Geretsrieder Kollegen.

(Foto: Pöstges)

Jetzt will Kailberth den Ausschuss wiederhaben, wie er jüngst am Stammtisch seiner Partei sagte, und auch unter den Wolfratshauser Stadträten wächst der Wunsch nach einer regelmäßigen Gelegenheit zum Austausch. Doch einen Kooperationsausschuss sehen beide Geschäftsordnungen nicht mehr vor, und ein Termin für einen neuen Anlauf findet sich auch nicht. Zuletzt stand immerhin schon einmal der 1. Oktober in den Kalendern, doch den Abend beansprucht nun der Landkreis für eine Veranstaltung. Die beiden neuen Bürgermeister haben es nach Wolfratshauser Angaben immerhin schon zu zwei gemeinsamen Mittagessen gebracht.

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